stern-Umfrage Beck und Merkel, das ungleiche Duell

Egal, wer für die SPD als Kanzlerkandidat ins Rennen geht: Die Chance, gegen Angela Merkel zu gewinnen, bleibt gering. Nach der neuesten Forsa-Umfrage im Auftrag des stern legt die SPD zwar um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent zu. In einer Direktwahl zwischen Parteichef Kurt Beck und der Kanzlerin würde sich jedoch nur noch jeder zehnte Deutsche für ihn entscheiden.

Die gute Nachricht für die SPD in dieser Woche ist: Nachdem der Krach um Kurs und Kanzlerkandidat nicht weiter eskaliert ist, gewinnt sie wieder ein paar Anhänger zurück - in der wöchentlichen Umfrage des Berliner Instituts Forsa für den stern legte die SPD um einen Prozentpunkt zu; wäre jetzt Bundestagswahlen, käme sie auf 23 Prozent.

Die schlechte Nachricht ist: Es ist egal, mit wem die Sozialdemokraten 2009 gegen Angela Merkel antreten - die Aussicht auf Erfolg ist gering. Zwar neigen in der SPD-Führung immer mehr der Idee zu, mit einem gemischten Doppel in die nächste Wahl zu gehen: mit Parteichef Kurt Beck, der das linke Herz der Genossen hochschlagen lassen soll, und einem Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier, der Wähler aus der Mitte für die SPD erreichen könnte. Doch aus Sicht der Wähler wäre das eine Kombination aus Einäugigem und Blindem.

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Auch Steinmeier gilt nicht als geeigneter Regierungschef

Denn der Außenminister ist bei den Deutschen zwar populär, sie beurteilen ihn im Vergleich zur Negativfigur Beck auch als sympathischer, dynamischer, kompetenter und leidlich glaubwürdiger - für einen geeigneten Regierungschef halten sie ihn deshalb noch lange nicht. Nur 16 Prozent aller Bürger - und auch nur ein knappes Viertel der SPD-Anhänger - attestieren ihm laut stern-Umfrage das Zeug zum Kanzler, und lediglich fünf Prozent halten ihn für fähig, die Probleme des Landes lösen zu können.

Das Hauptproblem des SPD-Vize: Ihm fehlt ein klares Profil als Politiker - und der Biss. Als machtbewusst stufen ihn ganze 18 Prozent ein, als stark 15 Prozent. Deshalb gilt Steinmeier auch nur mit einer relativen Mehrheit von 28 Prozent als bester SPD-Kanzlerkandidat, auf dem zweiten Platz folgt Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (16 Prozent). Erst an dritter Stelle rangiert Beck - übrigens auch bei den SPD-Wählern.

Forsa-Chef Güllner: "Steinmeier klar vor Beck"

Zur K-Frage bei den Sozialdemokraten sagte Forsa-Chef Manfred Güllner zu stern.de: "Es ist so, dass bei der Wählerschaft insgesamt, aber gerade auch bei den SPD Wähler, Steinmeier klar vor Beck liegt." Auch im Osten sei Steinmeier populärer als Kurt Beck. Allerdings zeige die Bemessung seiner Kompetenzen, dass ihm die Menschen nicht zutrauen, auf Seiten der kleinen Leute zu stehen. Güllner: "Das ist eine gewisse Schwäche." Einen historischen Tiefwert hat der SPD-Chef im Vergleich mit Angela Merkel mittlerweile erreicht. In einer Direktwahl zwischen Beck und der Kanzlerin würde sich nur noch jeder zehnte Deutsche für ihn entscheiden. Beck gibt sich unbeeindruckt. Für ihn sind die miesen Werte nur eine "Delle". Er werde wie geplant frühestens im Herbst vorschlagen, wer für die SPD 2009 antreten soll. "So war es, so ist es, so bleibt es." Allerdings ist längst nicht mehr sicher, dass die SPD-Spitze diesen Vorschlag auch akzeptiert - jedenfalls dann nicht, wenn er Kurt Beck heißen sollte. So vermieden es sowohl Steinmeier wie auch SPD-Fraktionschef Peter Struck in ihren jüngsten Interviews, sich - wie bislang üblich - auf Beck festzulegen. Beck werde seine Entscheidung "davon abhängig machen", so Struck vielsagend, "mit wem die SPD zu diesem Zeitpunkt die größten Chancen hat". Nach dem jetzigen Stand müsste das Steinmeier sein.

Grüne verlieren leicht, übrige Parteien stabil

Die Werte für die übrigen Parteien verändern sich in der aktuellen Umfrage im Vergleich zur Vorwoche nicht. Lediglich die Grünen verlieren einen Punkt und erreichen 10 Prozent. Die CDU kommt auf 38 Prozent, die Linkspartei auf 14 Prozent und die FDP erreicht 11 Prozent. Das linke Wählerlager liegt mit zusammen 47 Prozent weiterhin knapp hinter dem bürgerlichen Lager aus CDU/CSU und FDP, das zusammen 49 Prozent erreicht.

Die SPD-Führung greift die Umfragen von Forsa häufig an. Sie seien nicht zuverlässig. "Die SPD hat schon immer Schwierigkeiten gehabt, die Realität zur Kenntnis zu nehmen", antwortet Güllner im stern.de-Gespräch. Er könne nur referieren, was die Menschen ihm sagten.