Die Mehrheit der Deutschen würde es bevorzugen, wenn nicht SPD-Chef Kurt Beck, sondern Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten in den Bundestagswahlkampf 2009 ziehen würde. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des stern. Danach würden 49 Prozent der befragten Deutschen Steinmeier gegenüber Beck vorziehen. Nur 20 Prozent der Befragten sagten, Beck solle selbst antreten. Noch schlimmer sieht es für Beck bei den eigenen Genossen aus. 59 Prozent der befragten SPD-Anhänger sagten, Beck solle auf die Kanzlerkandidatur verzichten.
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Ein eindeutiges Misstrauensvotum gegen den SPD-Chef
Das Umfrageergebnis kommt einem eindeutigen Misstrauensvotum der Wähler und der SPD-Anhänger gegenüber dem SPD-Chef gleich. Es ist die Quittung für ein Jahr, das bislang vor allem von politischen Missgeschicken des SPD-Chefs geprägt war: Erst fiel er dem Hamburger Spitzenkandidaten Michael Naumann kurz vor der Hamburg-Wahl mit einem scheinbaren Kurswechsel in Sachen Linkspartei in den Rücken, dann wurde er zu einem Kursschwenk bei der Bahnreform gezwungen, und zuletzt zwangen ihn die Genossen auch noch, Gesine Schwan zur Bundespräsidentenkandidatin zu küren. Seither ist er vor allem damit beschäftigt, glaubhaft zu versichern, dass er auf der Bundesebene kein Bündnis mit der Linkspartei Oskar Lafontaines eingehen will. Von Becks Schwäche kann der beliebte Ex-Kanzleramtsminister, SPD-Vize und Außenminister Steinmeier im direkten Vergleich profitieren.
Das interne und inoffizielle Duell von Beck gegen Steinmeier ist allerdings ein Duell zwischen Schwachen. Denn im direkten Vergleich mit Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel würden laut Forsa beide verlieren. Demnach würden 13 Prozent der Befragten Beck wählen, aber 57 Prozent Merkel, bei einem Duell mit dem Außenminister kommt Merkel auf 53 Prozent, Steinmeier auf 27 Prozent. Steinmeier kann mehr als doppelt so viele Punkte einfahren wie Beck - aber er liegt dennoch mehr als 20 Punkte hinter Merkel.
SPD dümpelt bei 23 Prozent
Wie schlecht es derzeit um die SPD steht, zeigt auch die wöchtenliche Politumfrage des stern. Demnach kommt die SPD wie in der Vorwoche auf 23 Prozent der Befragten, die Union erzielt 35 Prozent und verliert einen Prozentpunkt im Vergleich zur Vorwoche. Die FDP und Grüne bleiben bei 12 und 11 Punkten konstant, die Linkspartei kann um einen Punkt auf 14 Prozent zulegen. Demnach gibt es derzeit keine eigene Mehrheit für ein schwarz-gelbes Bündnis (47 Prozent), aber eine knappe Mehrheit für eine rot-rot-grüne Koalition (48 Prozent).
Am kommenden Samstag veranstaltet die SPD in Nürnberg ihren Zukunftskongress. Dort sollen Leitlinien für den Wahlkampf 2009 beraten werden. Um die Kanzlerkandidatur soll es dabei offiziell nicht gehen.