Alfons Mais, der Inspekteur des Heeres der Bundeswehr, sieht die deutschen Streitkräfte nur unzureichend auf eine Situation wie den von Russland begonnen Krieg in der Ukraine vorbereitet. "Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da", schrieb Deutschlands oberster Heeressoldat in einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk "LinkedIn". "Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert", erklärte er, ohne näher ins Detail zu gehen.
Ukraine-Krieg: Bundeswehr-Generalleutnant "angefressen"
Er sei "angefressen", weil die Lage in der Ukraine absehbar gewesen sei. Angesichts eines zunehmenden Drucks auf die Nato-Staaten in Osteuropa forderte er eine Neubewertung der deutschen Verteidigungspolitik: "Wann, wenn nicht jetzt ist der Zeitpunkt, den Afghanistaneinsatz strukturell und materiell hinter uns zu lassen und uns neu aufzustellen, sonst werden wir unseren verfassungsmässigen Auftrag und unsere Bündnisverpflichtungen nicht mit Aussicht auf Erfolg umsetzen können."
Eine Reaktion des Hauses von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) auf die Zustandsbeschreibung des Top-Soldaten lag zunächst nicht vor.
Die russische Armee war am Donnerstagmorgen völkerrechtswidrig in das Nachbarland Ukraine einmarschiert. Die Nato hat nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA inzwischen ihre Verteidigungspläne für Osteuropa aktiviert. Der Oberbefehlshaber bekommt damit weitreichende Befugnisse, um zum Beispiel Truppen anzufordern und zu verlegen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte am Donnerstagmittag klargestellt, dass das westliche Verteidigungsbündnis jedoch keine Truppen in der Ukraine habe und auch keine Entsendung zu planen. Die westliche Staatengemeinschaft will mit harten Sanktionen auf den Angriffskrieg Russlands reagieren.