Bis vor fünf Jahren war die Bundeswehr in einer komfortablen Situation. Die Wehrpflicht spülte jedes Jahr beständig frisches Blut in die Kasernen. Etliche dieser Rekruten konnten als Berufs- oder Zeitsoldaten über das Ende des Wehrdienstes hinaus an die Truppe gebunden werden, um den Bedarf an Soldaten zu decken. Seit dem 1. Juli 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland jedoch ausgesetzt. Die Bundeswehr wurde durch diesen Wandel zu einer reinen Freiwilligen-Armee, die auf der Suche nach Personal den Konkurrenzkampf mit anderen Arbeitgebern auf dem Bewerbermarkt annehmen musste.
100.000 Rekruten in den vergangenen fünf Jahren
Der Bedarf an neuen Soldaten konnte in den vergangenen Jahren nicht immer und in allen Bereichen abgedeckt werden. Nachwuchs wird jedoch dringend benötigt. Interessierten Kandidaten bietet die Truppe in der Regel zwei Möglichkeiten des Eintritts: als Freiwillig Wehrdienstleistender (FWDL, zwischen sieben und 23 Monaten Dienstzeit) oder Soldat auf Zeit (SAZ, ab 24 Monaten Laufzeit). FWDL sollen die Wehrpflichtigen ersetzen und sich gegebenenfalls als Zeitsoldaten über den Freiwilligendienst an die Truppe binden.
Wer entscheidet sich eigentlich dafür, Deutschland zu dienen und dafür vielleicht als Soldat sogar sein Leben einzusetzen? Die Antwort gibt ein Datensatz, der dem stern von der Bundeswehr nach einigem Hin und Her auf Anfrage zur Verfügung gestellt wurde: Insgesamt 103.470 Rekruten traten zwischen 2011 und 2015 demnach ihren Dienst an, davon 57.819 als Zeitsoldaten und 45.651 als Freiwillig Wehrdienstleistende (ab 1.7.2011).
Nord-Süd-Gefälle bei den Wohnorten
Die obenstehende interaktive Karte zeigt detailliert die Wohnorte aller frischgebackenen Soldaten bei Dienstantritt, die untenstehende Grafik die Pro-Kopf-Verteilung auf Bundeslandebene:

Bei den Flächenländern ist hinsichtlich der Quote ein Nord-Süd-Gefälle erkennbar. Ein bevölkerungsreiches Land wie Nordrhein-Westfalen, das in absoluten Zahlen fast ein Fünftel der Gesamtsoldaten stellt, fällt in der Pro-Kopf-Betrachtung ins untere Mittelfeld zurück, ganz unten in der Aufstellung finden sich die beiden strukturstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg wieder. Für die Personalgewinnung sei die regionale Herkunft "der zu gewinnenden Soldatinnen und Soldaten weder relevant noch ein Auswahlkriterium", teilt die Bundeswehr dazu mit.
Je höher die Laufbahn, desto höher der Frauenanteil
Das Geschlechterverhältnis der Zeitsoldaten ist bei den Mannschaftsdienstgraden etwa 7:1 zugunsten der Männer. Das raue Leben in den Kasernen scheint auf Frauen nicht gerade anziehend zu wirken. Anders sieht es bei den gehobenen Laufbahnen aus. Je höher der Dienstgrad, desto höher der Frauenanteil.

Bei den Offizieren wirkt das Verhältnis entsprechend ausgeglichener. Dazu passt: Die Zahl der Frauen, die eine Offizierslaufbahn einschlagen, ist in den letzten fünf Jahren insgesamt gestiegen, bei den Mannschaftsdienstgraden ist der Trend umgekehrt.
Berufsausbildungen und Schulabschlüsse
Bei den neuen Zeitsoldaten brachten 77 Prozent bereits eine Berufsausbildung mit in den Dienst, von den Freiwillig Wehrdienstleistenden gaben vier Prozent an, bereits einen Beruf erlernt zu haben. Unter den erlernten Jobs waren vor allem kaufmännische und handwerkliche Berufe zu finden.
Ein Viertel der Zeitsoldaten hatte eine Hochschulreife, der überwiegende Teil verfügte über einen mittleren Bildungsabschluss. Bei den FWDL gaben etwa 40 Prozent der Dienstleistenden an, Abitur oder einen vergleichbarem Abschluss zu haben. Etwa zehn Prozent der Freiwilligen hatte keinen Schulabschluss (oder die Daten waren nicht gepflegt).
Mehr Details zu Bildungs- und Berufsabschlüssen finden Sie untenstehend. Zwischen SAZ und FWDL kann es Überschneidungen geben, da aus den Daten nicht hervorgeht, wie viele Freiwillige zu Zeitsoldaten wurden.
Rekruten: Schul- und Berufsausbildung
1. Staatsprüfung: 4
1.Staatsprüfung und Promotion: 1
2. große Staatsprüfung: 6
Promotion: 5
Diplomhauptprüfung: 6
Studium abgeschlossen: 1.095
Hochschulreife: 9.996
Fachgebundene Hochschulreife: 255
Fachhochschulreife: 4.370
Fachoberschulreife: 742
Mittlere Reife: 27.006
Fachschulreife: 293
Hauptschulabschluss: 13.342
Sonderschulabschluss: 75
Keine Angaben: 623
Bitte beachten: In den Daten erfasst ist der höchste Schulabschluss, unabhängig davon, ob er vor oder nach der Einstellung durch die Bundeswehr erworben wurde. Das bedeutet, dass die oben aufgeführten Abschlüsse nicht zwangsläufig die bei der Einstellung vorhandenen abbilden.
1. Staatsprüfung: 1
Diplomhauptprüfung: 3
Studium abgeschlossen: 90
Hochschulreife: 14.235
Fachgebundene Hochschulreife: 418
Fachhochschulreife: 4.376
Mittlere Reife: 13.057
Fachoberschulreife: 187
Fachschulreife: 173
Hauptschulabschluss: 8.804
Sonderschulabschluss: 160
kein Schulabschluss / nicht gepflegt: 4.147
Bitte beachten: In den Daten erfasst ist der höchste Schulabschluss, unabhängig davon, ob er vor oder nach der Einstellung durch die Bundeswehr erworben wurde. Das bedeutet, dass die oben aufgeführten Abschlüsse nicht zwangsläufig die bei der Einstellung vorhandenen abbilden.
Die untenstehende Aufstellung zeigt die Top 10 der Berufe, die SAZ-Rekruten vor Ihrer Einstellung bei der Bundeswehr erlernt haben.
- Kraftfahrzeugmechatroniker/in
- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel
- Koch/Köchin
- Fachkraft für Lagerlogistik
- Bürokaufmann/Bürokauffrau
- Elektroniker/in (Energie- und Gebäudetechnik)
- Anlagenmechaniker/in (Sanitär-, Heizung)
- Maler/in und Lackierer/in
- Metallbauer/in
- Kaufmann im Groß- und Außenhandel
Und hier die 10 häufigsten Ausbildungen, die FWDL-Soldaten mit in den Dienst brachten:
- Koch/Köchin
- Kraftfahrzeugmechatroniker/in
- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel
- Maler/in und Lackierer/in
- Bäcker/in
- Schreiner/in
- Fachkraft für Lagerlogistik
- Anlagenmechaniker/in
- Elektroniker/in
- Industriemechaniker/in
Freiwillige bleiben am liebsten ein oder zwei Jahre
Die untenstehende Grafik zeigt: Freiwillig Wehrdienstleistende verpflichten sich am liebsten für ein oder zwei ganze Jahre. Aus den vorliegenden Daten geht nicht hervor, wie viele nach der freiwilligen Dienstzeit als Zeitsoldaten weitermachen oder wie hoch die Zahl der Abbrecher innerhalb der sechsmonatigen Probezeit ist. 2012 hatte noch rund ein Viertel der Freiwilligen den Dienst innerhalb des ersten halben Jahres wieder quittiert. Der Frauenanteil ist auch beim Freiwilligen Wehrdienst eher gering und liegt durchschnittlich bei etwa zehn Prozent.
