An einem grauen Donnerstagvormittag verlässt Olaf Scholz das Kanzleramt. Ohne Mantel strebt er der Hauptpforte entgegen, vor ihm öffnet sich die große Glastür, dahinter wartet sein Wagen. Noch ein kurzer Blick nach links zu einigen Gästen im Foyer. Dann tritt der Kanzler in die Kälte, und Sekunden später ist er weg.
Scholz fährt in den Bundestag. Eine namentliche Abstimmung steht an. Seine nächsten Termine verschieben sich. Sieht fast so aus, als müsse der Kanzler mal eben persönlich sicherstellen, dass seine Mehrheit noch steht. Da kann er sich nicht mehr sicher sein in diesen Tagen.
Hinter Scholz liegt ein Jahreswechsel zum Vergessen. Miese Stimmung, schlechte Presse, desaströse Umfrageergebnisse. Bauern hupen sich auf Traktoren durchs Land, die Wirtschaft schrumpft, Minister gehen auf Distanz zur eigenen Regierung, Koalitionspartner und Parteifreunde fallen dem Kanzler in den Rücken, und bei einem Spiel der Handball-EM begrüßen ihn Zuschauer mit Buhrufen und Pfiffen. Das neue Jahr steht noch am Anfang, da muss man sich fragen, ob Scholz schon am Ende ist – und was das eigentlich bedeuten würde.
Es geht nicht nur um ihn. 2024 ist ein Jahr wichtiger Wahlen, in Europa, in drei Bundesländern, in vielen Kommunen. Für Scholz geht es auch darum, ob mit seiner Kanzlerschaft ein Rechtsruck verbunden sein wird, wie ihn die Bundesrepublik noch nicht erlebt hat. Ob sein Name für eine Phase stehen wird, in der das Land in einigen Regionen für demokratische Parteien unregierbar geworden ist.
Wie geht der Kanzler damit um?