Kreuzfahrt Mit der Aida das südchinesische Meer durchkreuzen

stern.de-Redakteur Jens Maier war eine Woche mit dem Clubschiff "Aida Cara" im südchinesischen Meer unterwegs. Und hätte eigentlich mindestens fünf Kilo zunehmen müssen.

Die Kreuzfahrt durchs Südchinesische Meer endet, wie sie begonnen hat - mit Essen. Eine Woche auf der Aida Cara liegen hinter mir, als ich kurz vorm Hafen von Laem Chabang /Bangkok beim Frühstück sitze und ein letztes Mal den Ausblick auf die See genieße. Eigentlich hätte ich mindestens fünf Kilo zunehmen müssen, denn Essen gab es fast rund um die Uhr. Dass es nicht so ist, verdanke ich wohl nur dem umfangreichen Fitness-Angebot an Bord und den zahlreichen Landausflügen. Bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von über 30 Grad purzeln die Kalorien. Auch am letzten Tag der Reise steht eine Besichtigungs-Tour auf dem Programm: Vorm Abflug am Abend gilt es, Bangkok unsicher zu machen. Doch der Reihe nach...

Reise-Hinweis

SARS, Vogelgrippe und damit verbundene sinkende Buchungszahlen haben den Reiseveranstalter Seetours leider dazu veranlasst, die Asien-Route der Aida nicht wieder ins Winterprogramm 2004/2005 aufzunehmen. Die aktuellen Aida-Routen erfahren Sie unter www.aida.de

Die Landausflüge

Verschnaufpausen gab es nur wenige: Fünf Häfen und vier verschiedene Länder in sieben Tagen steuerte die Aida Cara an und überall gab es Neues zu entdecken. Nach dem Einschiffen in Phuket /Thailand wachen wir am ersten Morgen bereits in Malaysia auf.

Tag 1 - Langkawi

Vor der Westküste der Halbinsel Malakka liegt eine Inselgruppe mit der Insel-Hauptstadt Langkawi, einer traumhaften Insel mit einsamen Sandstränden und herrlich blauem Wasser. Wer will, kann einen Ausflug durch die Mangrovenwälder buchen oder eine Radtour über die Insel machen, ich ziehe es vor während des fünfstündigen Aufenthalts Sonne zu tanken. Mit dem Taxi lasse ich mich an den Pentai Cenang fahren und finde, wovon Mallorca-Urlauber nur träumen können: einen einsamen, kilometerlangen Sandstrand, herrlich blaues, 27 Grad warmes Wasser und einen fantastischen Ausblick auf die Bucht. Eigentlich ließe es sich hier auch eine Woche aushalten, doch bereits um 17 Uhr heißt es "Alle Mann an Bord", das nächste Ziel wartet bereits.

Tag 2 - Kuala Lumpur

Um 10 Uhr legt die "Aida" am Hafen Port Klang an. Von dort aus geht es mit dem Bus in die Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur. Die Metropole ist eine Stadt der Gegensätze. Neben heruntergekommenen, einstöckigen Behausungen ragen Wolkenkratzer in den Himmel. In den Straßen und Gassen herrscht geordnetes Chaos aus Autoverkehr, Fahrrädern und Fußgängern. Mittendrin erheben sich die mächtigen Petronas Twin Towers 452 Meter in den Himmel. Mächtig stolz sind die Malayen auf ihre Türme und wütend auf Taiwan, denn seit dem Bau des "Taipeh 101" sind die Petronas Towers nur noch die zweithöchsten Gebäude der Welt. Während die Fotoapparate wild klicken, mache ich mich auf, Chinatown zu erkunden.

Garküchen neben Gewürzständen, Kitsch und CD’s prägen das typische Bild des Central Markets. Vor noch 50 Jahren war dies der große Markt der Stadt, wo die Leute ihren gesamten Lebensbedarf kauften - ein ganz typischer asiatischer "Wet Market". Hier lassen sich Souvenirs ebenso gut kaufen wie traditionelle asiatische Gewürze. Ich lasse das Gewusel und die Gerüche auf mich wirken - Asien, wie man es sich vorstellt. Leider drängt auch diesmal wieder die Zeit. Mit dem Bus geht es noch auf eine Sightseeing-Tour durch die Stadt. Im Kuala Lumpur City Center unterhalb der Twin-Towers gibt es erneut Gelegenheit zum Shopping. Wer Gucci, Prada, Escada mag, der kommt hier voll auf seine Kosten, aber auch "Otto-Normalverbraucher" findet hier garantiert eine Gelegenheit um Geld auszugeben. Um 17.30 bin ich zurück an Bord.

Tag 3 - Singapur

Die "Löwenstadt" an der Südspitze der malaiischen Halbinsel, nur einen Grad nördlich des Äquators, war schon immer ein Schmelztiegel der Völker. Auch heute noch finden sich die Spuren chinesischer, malaiischer, indischer und britischer Kulturen. Auf den ersten Blick dominiert die ultramoderne Skyline, aber bei genauerem Hinsehen zeigen sich die alten Traditionen in Chinatown, "Little India" und Arab Street.

Singapur ist heute ein blühendes Wirtschafts- und Finanzzentrum und konkurriert damit an erster Stelle mit Hongkong. In einem Punkt hat Singapur die Nase auf jeden Fall vorne: Sauberkeit. Nirgendwo vorher habe ich eine so saubere Großstadt gesehen. Kein Wunder, denn wer seinen Müll auf die Straße wirft, dem drohen drakonische Strafen. Kaugummi kauen ist zudem verboten, zu kaufen gibt es auch keinen. Als ich in der modernen U-Bahn an meiner Wasserflasche nippe, sehe ich mit Entsetzen ein Verbotsschild: "Getränke verboten – bei Zuwiderhandlung 500 Singapur-Dollar-Strafe". Doch ich habe Glück, die Überwachungskamera scheint gerade jemand anderes ins Visier genommen zu haben. Mit den Reglementierungen, die Singapur seinen Einwohnern auferlegt hat, geht leider auch das asiatische Lebensgefühl verloren. Singapur ist eine asiatische Großstadt ohne Markt und Garküchen - dafür mit umso mehr Shopping-Möglichkeiten. In den Vierteln der Chinesen, Inder und Araber gibt es noch viele kleine Geschäfte, doch hauptsächlich zieht es die Singapurer in die großen Einkaufstempel, die gehäuft an der Orchard Road stehen. Mit vollen Taschen komme ich gegen 16 Uhr zurück an Bord.

Tag 5 - Ho Chi Minh Stadt (Saigon)

Nach einem erholsamen Seetag an Bord erwartet mich an Tag 5 der Reise Vietnam. Gegen 6 Uhr morgens erreicht die Aida den Saigon River. Grund genug, früh aufzustehen und während des Frühstücks den Blick auf die Kanäle und Ufer dieses Flusses schweifen zu lassen. Sie sind nicht nur florierender Umschlagplatz für Industrie und Handel, sondern auch bis heute dicht bevölkerter Ort des Lebens in Hütten, Dschunken, traditionellen Pfahlbauten und anderen waghalsigen Wohnkonstruktionen. Gegen 10 Uhr erreichen wir Ho Chi Minh City, das wirtschaftliche Zentrum Vietnams. Bis zur Wiedervereinigung von Nord- und Süd-Vietnam im April 1975 hieß die Stadt Saigon, wie sie noch heute von der Bevölkerung genannt wird.In dieser Stadt brodelt es, überall herrscht hektische Betriebsamkeit - "Großstadtdschungel". Leben in der Stadt bedeutet, sich jeden Tag mit dem chaotischen Verkehrsaufkommen abzufinden. Der Lärmpegel ist entsprechend hoch und einige Straßen sind so voll, dass eine Überquerung fast unmöglich erscheint. Nur mit viel Geduld, einem gleichmäßigen Schritt und Aufmerksamkeit istdie andere Straßenseite zu erreichen. Alte Gebäude und Hotels erinnern an die französische Kolonialzeit, als Saigon das "Paris des Ostens" genannt wurde.Die Dong Khoi Street bildete früher die Hauptachse der damaligen französischen Kolonialstadt. Hier findet man das prächtige Rathaus und unweit entfernt das berühmte Rex-Hotel. Der Ben Thanh Markt mit über 10.000 Quadratmetern lädt zum Schlendern ein. Ich gönne mir einen Tee auf der Dachterrasse des "Rex", ehe es um 16 Uhr zurück an Bord geht.

Tag 7 - Bangkok

Der letzte Tag meiner Aida-Reise ist angebrochen. Nachdem ich am Vortag nochmals an Bord entspannen konnte, gilt es heute, sich ins Getümmel Bangkoks zu stürzen. Für die einen ist sie die prachtvolle Metropole des Königreichs, eine der facettenreichsten und sich am schnellsten entwickelnden Städte der Welt. Für die anderen bleibt die Hauptstadt ein 9-Millionen-Moloch, eine Stadt, die in Schmutz, Smog und Verkehrschaos erstickt. Doch ihre Anziehungskraft ist ungebrochen.Ich starte meine Tour am Oriental, dem ältesten und berühmtesten Hotel Bangkoks direkt am Fluss Chao Phraya. Hier logierten schon Somerset Maugham und Joseph Conrad. In neueren Zeiten trug sich Michael Jackson in die Gästeliste ein. Direkt daneben entdecke ich ein kleines thailändische Restaurant und genieße die Thai-Küche, unbestritten eine der besten der Welt, ehe ich mich mit der Fähre entlang des Chao Phraya auf zum Königspalast mache.

Der prächtige Tempel des Smaragdbuddha (Wat Phra Kaew) mit seinen goldenen Türmen und in leuchtenden Farben glitzernden Gebäuden und der majestätische Große Königspalast sind sicherlich Thailands berühmteste Sehenswürdigkeiten. Im Zentrum gibt es aber noch eine Reihe weiterer Tempel zu bewundern. Im Norden der Altstadt liegen Wat Benchamabophit (Marmortempel), die Thronhalle und Vimanmek Mansion. Nach einer ausgiebigen Besichtigungstour ist noch Zeit genug, die Khaosan Road unsicher zu machen. Seit über zehn Jahren ist die etwa 200 Meter lange Straße erste Wahl für "Backpacker" aus aller Herren Länder. Hier gibt es über 100 Hotels und Pensionen und so viele Tattoo-Piercing-Shops wie Bratwurststände in Nürnberg. Hier tobt das Leben - 24 Stunden am Tag. Ein langer Strom von Touristen kommt hierher um Spaß zu haben und billig Bier zu trinken. Für mich heißt es leider Abschied nehmen. Mit einem Taxi geht es zum Flughafen. In 14 Stunden werde ich in Frankfurt landen.

Das Schiff

2.950 Quadratmeter Sonnendeck, 593 Kabinen, drei Restaurants, ein Theater, ein Fitness-Studio, Wellnessbereich und sogar einen Joggingparcours - die Aida Cara ist ein Vier-Sterne-Hotel auf Hoher See. Und das Beste: Jeden Morgen wacht man irgendwo anders auf - ohne die Koffer packen zu müssen. Trotz der großzügigen Atmosphäre wird es manchmal ziemlich eng, wenn alle 1100 Passagiere gleichzeitig einen Liegestuhl auf Deck 10 in Anspruch nehmen wollen oder sich um das Büffet im "Karibik Restaurant" drängeln. Ob beim Einlass ins Theater oder beim Landgang – Anstehen gehört leider immer dazu. Die Kabinen sind für Schiffsverhältnisse relativ großzügig geschnitten und gut ausgestattet. In den fünf Kategorien gehören Dusche und Toilette überall zum Standard, ebenso wie Telefon, Klimaanlage und Fernseher. Die preiswertesten Zimmer liegen innen und haben kein Fenster – die Suiten bieten sogar ein eigenes Sonnendeck. In jedem Fall empfiehlt es sich eine Kabine im vorderen oder mittleren Teil des Schiffes zu buchen, da die Vibrationen der Schiffsschraube und der Motoren im hinteren Teil meist noch zu spüren sind. Ansonsten kann man die Zimmerwahl getrost seinem Budget anpassen, die meiste Zeit wird man ohnehin an Deck verbringen.

In den beiden großen Restaurants geht es leger zu, lediglich im "Maritime"-Restaurant wird etwas festlichere Garderobe gewünscht. Dort gibt es jeden Abend ein Sieben-Gänge-Menü, die Plätze müssen reserviert werden. Im Karibik- und Markt-Restaurant hingegen wird ein reichhaltiges Büffet geboten, allabendlich unter einem anderen Thema: Ob thailändisch, jamaikanisch, griechisch oder italienisch – für jeden Gaumen ist etwas passendes dabei. Und Essen scheint ohnehin die Lieblingsbeschäftigung an Bord zu sein. Kein Wunder, denn das funktioniert fast rund um die Uhr. Los geht es um 6 Uhr mit einem Frühaufsteher-Frühstück, von 7 bis 10 folgt das Frühstücksbüffet, von 10 bis 11 Uhr ist dann das Langschläfer-Frühstück dran. Punkt 12.30 kann man sich bereits zum Mittagstisch begeben um dann um halb vier zu Kaffee und Kuchen zurück zu sein. Abendessen gibt es ab 18.30 Uhr. Wem nach 22 Uhr der Magen knurrt, kann sich mit kleinen Snacks behelfen.Dafür, dass die angefutterten Kalorien nicht gleich anschlagen, kann man im Fitness-Studio sorgen. Neben Laufbändern, Cross-Trainern und Ergometern stehen dort auch Kurse und sogar ein Golf-Simulator zur Verfügung. Zum Schwimmen reicht der Pool auf Deck 10 leider nicht ganz aus, zum Planschen reicht es aber allemal. Auf Deck 6 gibt es zudem einen Joggingparcours rund um das Schiff, wo man überflüssige Kalorien wieder abtrainieren kann.

Party, Club und Gäste

Schon beim Check-In am ersten Abend war mir klar: Als alleinreisender Single werde ich eher einer Minderheit angehören. Oder wie Kevin aus Dresden es treffend auszudrücken wusste: "Die Aida is' ün' großer 'Bärschen-Glub'". Paare auf Hochzeitsreise, frisch Verliebte, Eltern mit ihren Kindern im Schlepptau, der Kegelclub aus Recklinghausen – alleine verirrt sich selten jemand auf das Clubschiff, um Party zu machen. Das liegt sicher auch daran, dass eine Einzelkabine erheblich mehr als eine Doppelkabine kostet.Ich mache mich jedenfalls am ersten Abend alleine auf zur "Sailaway Celebration"-Party auf dem Pooldeck. Als das Schiff den Hafen von Phuket verlässt, ist die Party schon in vollem Gange. Aida-Wiederholungstäter werden daran erkannt, dass sie den Club-Tanz schon perfekt beherrschen. Für alle anderen gibt es den Hinweis, dass es einen schiffseigenen Club-Tanzkurs gibt. Ich für meinen Teil bevorzuge einen "Mai Thai" an der Pool-Bar. Und siehe da, ich bin offenbar doch nicht der einzige alleinreisende Single. An der Bar treffe ich Daniel und Sven aus Düsseldorf. Beide zum ersten Mal auf der Aida, wie ich. Wir beschließen, den Arkona-Club gemeinsam unsicher zu machen. So heißt die Diskothek auf Deck 11.Jeden Abend kommen Nachtschwärmer ab 23.30 Uhr dort auf ihre Kosten, vorausgesetzt sie haben noch nicht genug von Karaoke-Abenden in der Lambada-Bar, "Wild, Wild West"-Partys am Pool oder "Alpenglühen"-Party in der Calypso Bar. Für Unterhaltung am Abend ist also in jedem Fall gesorgt. Die Animation hält sich dabei auch dezent zurück.

Wer allerdings tagsüber am Pool seine Ruhe sucht, sollte besser Ohrstöpsel mitbringen. Bis auf ein paar Pausen wird hier ständig "animiert". Es wird zwar keiner gezwungen mitzumachen, trotzdem bietet sich der Pool nicht unbedingt als Ort an, um in Ruhe ein Buch zu lesen oder sich einfach nur zu sonnen. Highlight: das Schätzspiel. Alter, Größe, Gewicht und Schuhgröße der Animateure soll geschätzt werden. Wer am dichtesten dran liegt, gewinnt eine Flasche Champagner. Ein dämlicheres Spiel habe ich selten erlebt, aber wer's mag. Ich ziehe einen ruhigen Nachmittag auf Deck 6 vor, wo man in Ruhe ausspannen kann. Schließlich geht am Abend die Party wieder weiter.

Jens Maier

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