Nach rund 800 Einsätzen im Dienste der Wissenschaft ist Schluss. Der einzigartige Jumbojet mit dem Kennung N747NA ist nach einem letzten Flug auf seiner Basis am Flughafen Palmdale in der kalifornischen Wüste gelandet und wird ausrangiert. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa und die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR hatten die Einstellung des Flugbetriebs des fliegenden Infrarot-Observatoriums "Sofia" schon vor Monaten beschlossen.
Der Beiname "Sofia" steht für die Abkürzung Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie, denn dem vierstahligen Jet war im hinten Rumpfteil eine vier mal sechs Meter große Klappe verpasst worden. Diese konnte im Flugbetrieb geöffnet werden, um mit dem einem Teleskop an Bord Beobachtungen des Sternenhimmels weit oberhalb der Wolkendecke durchzuführen.
Als fliegendes Observatorium diente eine umgebaute Boeing 747SP, die einst als Passagierflugzeug im Einsatz war. Dabei handelte es sich um einen 1977 an die Fluggesellschaft PanAm ausgelieferten und nach der Pleite von United Airlines übernommenen Jumbojet, dessen Rumpf um 14 Meter verkürzt war. Von dieser SP-Version, die für "Special Performance" steht, wurden bei Boeing nur 45 Exemplare gefertigt, die damals im Vergleich zu den ersten Typen der Boeing 747 über eine erhöhte Reichweite verfügten. PanAm setzte die 747SP unter anderem auf der Strecke von New York nach Tokio ein. Iran Air flog mit diesem Jet von Teheran nonstop nach New York, den damals längsten Linienflug der Welt.

Für das Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das das Teleskop beisteuerte, und der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, die den gebrauchten Jumbojet erwarb, wurde der Jet umgerüstet: Wo einst im hinteren Teil der Maschine die Passagiere der Economy Class saßen, wurde nun das 17 Tonnen schwere Infrarot-Teleskop platziert.
Mit Wissenschaftlern an Bord unternahm das Flugzeug seit 2014 an die 100 Beobachtungsflüge pro Jahr. Dabei wurden astronomische Objekte vor allem in unserer Milchstraße beobachtet. "Das Infrarot-Observatorium war auf Beobachtungen im fernen Infrarot spezialisiert. Damit lieferte es insbesondere Beiträge zu Fragestellungen der Astro-Chemie und Astro-Physik“, heißt er rückblickend vom DLR. "Das erste Molekül - Helium Hydrid -, das im Universum vor knapp 14 Milliarden Jahren entstand, wurde von Sofia 2019 erstmals astrophysikalisch nachgewiesen."
Ein für die Nasa gepimpter Jumbojet geht auf Sternenjagd

Regelmäßig kam der Forschungsjet zur Wartung zur Lufthansa Technik nach Hamburg und startete sogar im Frühjahr 2021 ab dem Flughafen Köln zu Forschlungsflügen. Die wissenschaftlichen Daten von "Sofia" sind in den Nasa-Archiven für Astronomen weltweit verfügbar.
Nach 45 Betriebsjahren wäre für den Jet eigentlich noch nicht Schluss. Doch die fünfjährige Hauptmission und eine dreijährige Verlängerung sind abgeschlossen. Außerdem gab es Kritik der National Academy in den USA an den jährlichen Betriebskosten von 86 Millionen US-Dollar. "Die Teams auf beiden Seiten des Atlantiks haben hervorragende Arbeit geleistet", sagte Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR zum Abschied. "Dafür gilt ihnen unser Dank!"

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