Der Name könnte drastischer kaum sein: Im Englischen sprechen Experten von "Airliner Boneyards". Gemeint sind die Friedhöfe für Flugzeuge, wo die Jets nicht beerdigt, sondern in ihre Einzelteile zerlegt und verschrottet werden. Was man im organischen Bereich unter Knochen versteht, ist in der Luftfahrt das Aluminiumgerippe - ein Wertstoff, der dem Recyclingprozess zugeführt wird.
Die größte Krise in der Zivilluftfahrt hat den Prozess beschleunigt, dass ineffiziente und ältere Flugzeuge von den Airlines früher ausrangiert werden als ursprünglich geplant. Das betrifft vor allem besonders viel Kerosin verbrauchende Jets mit vier Treibwerken, wie die Boeing 747, den Airbus A340 in verschiedenen Varianten und den Airbus A380.
So haben sich zum Beispiel British Airways, Air France und KLM aber auch Qantas und China Airlines in jüngster Zeit von ihren Jumbo-Flotten getrennt. Doch wohin mit all den riesigen Maschinen? Das Abstellen auf Verkehrsflughafen verschlingt hohe Standgebühren.
Dornröschenschlaf oder Zerlegung?
Im vergangenen Jahr hat der Boom des Geschäftszweiges Flugzeugeinlagerung mit dem Grounding der vom weltweiten Flugverbot belegten Boeing 737 Max eingesetzt. Hunderte von bereits ausgelieferten Maschinen mussten eingemottet werden.
Dabei handelte es ich meist um fabrikneue Jets, die irgendwann wieder fliegen sollen. Doch auch diese Form vom "storage" erfordert einen hohen Aufwand: Triebwerke und Fahrwerksbeine müssen verpackt werden, Fenster, Türen und Sensoren versiegelt werden. Das trifft auch auf alle Flugzeuge zu, die wegen der Corona-Krise vorübergehend eingeparkt werden, die erst jetzt langsam wieder flügge und an die Fluggesellschaften werden.
Die Wartungshandbücher schreiben genau vor, was alles für eine Wiederinbetriebnahme erforderlich ist. Wenn ein Flugzeug länger als drei Monate steht, sind mehrere 100 Mannstunden erforderlich. So müssen zum Beispiel Öle, Hydraulikflüssigkeiten, Notrutschen und Luftentfeuchtungskissen in den Triebwerksgondeln getauscht werden.
Fast alle Parkareale in den Wüsten-Regionen, wo die Jets wegen des trockenen Klimas besser vor Korrosion geschützt sind, bieten neben dem Storage- auch den Abwrack-Service. Die Arbeit für "Flugzeugabdecker" hat auf den Airliner Boneyards durch den mehr als gesättigten Markt für Gebrauchtflugzeuge jetzt Hochkonjunktur.
Quellen: "Los Angeles Times", https://sites.google.com/site/lhgroupfleet
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