Flotter Dreier (IV) Streber oder Cockpit-Autist

Von Elmar Brümmer
Der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten hatte ein spezielles Sieger-Gen. Wie sieht es mit Hamilton, Alonso und Räikkönen aus, die am Sonntag im Herzschlag-Finale in Sao Paulo um den WM-Titel fahren. Haben sie die Qualitäten eines Michael Schumachers?

"So ein Finale wie dieses jetzt ist schon ein Knaller", sagt der Mann vom Fach, schließlich ist Michael Schumacher Rekord-Weltmeister. Der Große Preis von Brasilien, bei dem er im Vorjahr seinen Titel mit einem vierten Platz endgültig an Fernando Alonso abtreten musste, versetzt ihn in den Unruhestand - aber nur gedanklich: "Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass ich das Rennen diesmal von der Couch aus verfolgen kann. Nicht nur als Fan, auch als Fahrer träumt man natürlich von so einem großen Kampf. Es wird sicher ein aufregendes Rennen." Dass er Kimi Räikkönen den berühmten Daumen drückt, versteht sich. Schließlich steht der 38-Jährige immer noch auf der Gehaltsliste in Maranello. Aber wer der Großen Drei hat denn was an Schumi-Genen?

"Man kann nicht nach 16 Rennen der neue Schumacher sein"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der einst den jungen Schumacher als Pilot im Silberpfeil-Sportwagen erlebte, sagt im stern-Interview: "In der Einstellung, in der Strebsamkeit sehe ich durchaus Parallelen zwischen den beiden. Auch im Talent und in der Herangehensweise. Es ist mir nur zu viel Hype, wenn die Leute sagen, Lewis sei der Retter der Formel 1, der neue Schumacher. Man kann nicht nach 16 Rennen der neue Schumacher sein." Aber dann vielleicht der nächste Schumacher. Deshalb in der Schumi-Wertung: Drei Daumen für den Briten.

Wenn es überhaupt irgendetwas gibt, was Fernando Alonso und Schumacher gemeinsam haben, dann ist es die angeborene Schüchternheit. Doch, doch, der Dauer-Motzer aus Asturien würde am liebsten auf einer einsamen Insel leben, er müsste sich nur entscheiden, ob er Lebensgefährtin Raquel oder seinen Rennwagen mitnimmt. Wenn er nämlich nicht gerade die spanische Presse aufhetzt, hat er Schweigerqualitäten wie sonst nur Räikkönen. Und wenn er sich im Recht wähnt, dann kann er noch sturer sein und auf seine Unschuld beharren als Schumacher nach dem Finalcrash mit Villeneuve 1997. Zwei Daumen in der Schumi-Wertung für den Spanier.

Räikkönen hat eine Nicht-Beziehung mit Schumacher

Die Beziehung von Kimi Räikkönen und Michael Schumacher ist eine Nicht-Beziehung. Der eine schwört auf Korvenska-Wodka pur, der andere auf Bacardi-Cola. Der eine ein Cockpit-Autist, der andere ein Mannschaftskapitän. Die Beratungsleistung Schumachers hat der Finne nie angenommen. Als der Deutsche nach Räikkönens Sieg zum Saisonauftakt im Melbourne direkt auf dem Podium durchklingelte, sagt der Sieger: "Die Verbindung war schlecht. Ich habe so gut wie nichts verstanden." Nicht nur der atmosphärischen Störungen halber: Nur einen Daumen in der Schumi-Wertung für den Skandinavier. Grand-Prix-Zirkus-Direktor Bernie Ecclestone glaubt zwar, dass sowohl Hamilton wie Alonso viel von Schumacher haben, vor allem von dessen Kampfgeist, aber sein sehnlichster Wunsch wäre: "Ich vermisse Michael, und würde ihn liebend gern wieder in der Formel 1 sehen. Ganz besonders bei dem aktuellen WM-Stand. Ich würde sehr gern erleben, wie er unter den gegebenen Umständen gegen die aktuellen Piloten fahren würde."

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