Das Spiel zwischen Olympique Marseille und Eintracht Frankfurt hinterlässt einen faden Beigeschmack für alle Beteiligten – und wird viel Arbeit nach sich ziehen. So kam es in beiden Fanblöcken zu massivem Einsatz von Pyrotechnik wie Leuchtraketen und Böllern, die aber nicht nur für eine Leucht- und Lichtshow benutzt, sondern achtlos in das jeweils gegnerische Fanlager geschossen wurden. Außerdem überschattet ein mutmaßlicher Hitlergruß den Aufritt der Hessen in Frankreich – der Verein will das nun prüfen.
Eintracht Frankfurt will "Fan" identifizieren
"Wir schämen uns für Menschen, die aus Frankfurt kommen, den Adler auf der Brust tragen und den Hitlergruß zeigen. Ihr gehört nicht zu diesem Verein, zu dieser Stadt, ihr gehört nicht zu uns", schrieb die Fanabteilung der Eintracht auf Facebook. Der Club schließt sich an. Dort es heißt es: "Von einem einzelnen Vorfall im Vorfeld des UEFA Champions League-Spiels zwischen Olympique de Marseille und Eintracht Frankfurt, bei dem eine als 'Hitlergruß' zu verstehende Gestik gezeigt wurde, distanziert sich der Club in aller Deutlichkeit. Antisemitisches Gedankengut steht im krassen Widerspruch zum unmissverständlichen und unverrückbaren Werteverständnis des Clubs und seiner Wurzeln."
Doch auch abseits dieser Geste sieht die Bilanz der Partie nicht gut aus. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet, dass ein Fan nach Angaben der Polizei und der Feuerwehr bei dem Spiel am Dienstagabend von einer Rauchgranate getroffen und ins Krankenhaus gebracht worden sei. Er sei "ziemlich schwer verletzt", heißt es. Am Rande des Spiels sei es zu insgesamt 17 Festnahmen gekommen, teilten die Behörden mit. Zudem mussten die Beamten bei einer Schlägerei in der Innenstadt Marseilles eingreifen.
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Es droht ein Spiel ohne Fans
Insgesamt waren rund 1000 Einsatzkräfte für das Spiel mobilisiert worden, schreibt die DPA. Vor dem Hintergrund der Vorfälle droht der Eintracht nun ein Geisterspiel – also ein Spiel ohne Publikum. Eine solche Strafe droht dem Verein bereits seit dem Platzsturm im Europa-League-Halbfinale gegen West Ham United, allerdings wurde diese damals zur Bewährung ausgesetzt. Ein Inkrafttreten nach den Vorfällen in Marseille erscheint möglich.
"Wir haben solch einen Tag in dieser Form noch nicht erlebt und in dieser Weise auch nicht für möglich gehalten. So richtige Freude mag nicht aufkommen, weil es schon sehr befremdlich ist, welches Ausmaß an Aggressivität und Hass uns da entgegenschlug und natürlich auch auf Reaktionen traf", sagte Vorstandsmitglied Philipp Reschke. Weiter hieß es: "Wir müssen das Stück für Stück sauber aufarbeiten."
Die Konsequenzen konnte Reschke indes noch nicht abschätzen. "Wenn ich eine Bestrafung fürchte, dann eher für ein Auswärtsspiel. Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass die Bewährung für das Heimspiel durch die Geschichte betroffen ist", sagte er.

Auch Trainer Oliver Glasner verurteilte das Verhalten der Fans im Gespräch mit der DPA: "Das geht einfach nicht. Da missbrauchen ein paar Chaoten die Fußballbühne, um Gewalt und Aggressionen auszuleben. Dafür haben wir alle null Verständnis. Wenn du beginnst, mit deinem Nachbarn Böller hin und her zu schießen, dann landest du vielleicht irgendwann im Gefängnis. Von daher hat das hier nichts verloren. Da gibt es keine zwei Meinungen."
In den nächsten Champions-League-Spielen tritt die Eintracht gegen Tottenham Hotspur an. Am 4. Oktober geht es für die SGE zu Hause los, rund eine Woche später findet die Partie in London statt.