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1. Bundesliga Fünf Fragen an den 27. Spieltag

Bei Hamburgs Spielerfrauen geht die Angst um. Bei weiteren Gegentoren nach ruhenden Bällen will Trainer Thorsten Fink den Herren ans Geld und so droht der Porsche Cayenne unterm Weihnachtsbaum zum Fiat Punto zu verkommen. Die Bundesliga-Vorschau beschäftigt sich dazu mit Tarzan und dem FC Bundestag.

Nach dem kleinen Intermezzo mit dem Namen DFB-Pokal steht nicht nur der 27. Spieltag in der Fußball-Bundesliga an, sondern der Hamburger SC auch in der Schusslinie. Die Hanseaten befinden sich im freien Fall, und ob ein Fink die träge Masse halten kann, wird sich auch im Spiel beim VfL Wolfsburg zeigen.

Die Bundesliga-Vorschau beschäftigt sich auch mit dem 1. FC Kaiserslautern, der mit gestählten Muskeln zum FC Freiburg reisen wird. Dann gehen wir der Frage nach, was Goethe mit dem FC Bundestag zu tun hat und ob Hannover 96 mit einer Frachtmaschine zurück nach Niedersachsen reisen muss.

Greift Fink den Spielern in die Hosentasche?

Seit fünf Spieltagen wartet man in Hamburg auf einen Sieg und ist den Abstiegsrängen bedrohlich nahe gekommen. Dabei von knappen Niederlagen zu sprechen, ist bei 14 Gegentoren in den fünf Matches dezent untertrieben und bei den Rothosen ist es zum Standard geworden, die Gegentore nach Standards zu kassieren. Zehn der 21 Rückrunden-Gegentore fielen nach einem ruhenden Ball. Nun geht es gegen Wolfsburg.

Thorsten Fink hat es aufgegeben, die Profis bei ihrer Berufsehre zu packen. Lieber will er ihnen an den Geldbeutel – von Ehre alleine lässt sich eben auch keine Spielerfrau unterhalten. Kassiert der HSV in den folgenden Spielen einen Gegentreffer nach einer Standard-Situation, darf der Coach einen tiefen Griff in die Mannschaftskasse unternehmen – setzt sich das Szenario der letzten Wochen fort, geht es am Saisonende dann eher nach Harburg, als Mallorca.

Das hat sich auch der pfiffige Radio Hamburg-Moderator Horst gedacht, der momentan nur mit Polizeischutz aus den Räumen seines Arbeitgebers entsteigen kann. Er dichtete den Klassiker von Lotto King Karl – Hamburg meine Perle – zu einem Lied um, das die Hanseaten in der zweiten Liga gut gebrauchen könnten. Hier ein kleiner Auszug des Songs, der in Urform vor jedem Heimspiel intoniert wird.

"Wenn Du aus Aue kommst, sind Deine Eltern wohl Geschwister. Wenn Du aus Dresden kommst, verstehen wir kein Wort von Deinem Lied. Wenn Du aus Aachen kommst, bist Du nur im Duden Erster. Kommst Du aus Ingolstadt, weiß ich nicht mal, wo das liegt. Wenn ich weit, weit weg bin, ob in Cottbus oder Paderborn, dann denk ich "Hamburg, meine Perle" und singe "Horn sweet Horn".

Oh, Hamburg, meine Perle. Du wunderschöne Stadt. Die zweite Liga ist mein Leben, Du bist die Stadt, auf die ich kann, auf die ich kann..." Im Internet ging ein Aufschrei durch die Anhängerschaften von Hamburg, Aue und Dresden. Gekoppelt mit dem Versuch von Fink, die Abwehr zu stabilisieren, hat das Team es zumindest in der eigenen Hand, diese Zeilen zur Lächerlichkeit zu verdammen.

Wird Goethe zum Verhängnis für Otto Rehhagel?

Wo wir beim Thema Lyrik sind, ist der Sprung zu Johann Wolfgang von Goethe nicht weit. Als wichtiger Vertreter des Sturm und Drang galt er zwar nicht als begnadeter Fußballer, inspirierte jedoch Hertha-Trainer Otto Rehhagel zu diversen Rezensionen, die er auch an seine jungen Spieler gerne weitergibt – dabei bezeichnet er diese Weisheiten als Dinge aus seiner Schatztruhe.

Nun sind auch die Berliner mittlerweile auf Platz 17 abgerutscht und es gab schon Gerüchte um Spannungen zwischen Coach und Mannschaft. 1:10 Tore und ein Sieg aus vier Spielen sind die Bilanz des Goethe-Verfechters, der im ZDF erklärte, dass der heutige Mensch doch alles von den Philosophen sowie Dichtern und Denkern gelernt habe. Die jungen Menschen müssten nur einfach zuhören.

Nach dem 0:6 gegen die Bayern geht es nun zum FSV Mainz. Mit welchem Klassiker aus Goethes Feder es Rehhagel vor diesem wichtigen Spiel versuchen wird, ist nur spekulativ zu beantworten. Zutreffend wären sicherlich folgende Varianten: "Da steh ich nun, allein vorm Tor und treff so schlecht als wie zuvor."

Zudem war es Goethe selbst, der erklärte: "Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen." Und da man in Berlin nicht unbedingt mit Geduld gesegnet ist, hoffen wir für Rehhagel, dass nicht etwa dieses Zitat von Goethe zum Leitspruch verkommt: "Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist."

Wer trainiert den FC Bundestag?

Doch selbst wenn Michael Preetz die Kette der Kontinuität durchbrechen würde, der nächste Job steht schon in Aussicht. Denn der FC Bundestag sucht einen kompetenten Übungsleiter. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann hatte bei der Wahl des Bundespräsidenten ein Gespräch mit Rehhagel geführt, ob es nicht die Möglichkeit eines Probetrainings geben würde.

Der Trainer-Oldie sagte zu, aber die Übungseinheit werde es erst geben, wenn seine Mission bei der Hertha abgeschlossen ist. Alternativ schlagen wir Herman Gerland vor, der in diesem Jahr den Trainerpreis des deutschen Fußballs verliehen bekommt. Damit beerbt der Co-Trainer der Bayern Thomas Tuchel, der 2011 als Preisträger auserkoren wurde.

Gerland gilt als Wegbereiter vieler Talente, darunter Bastian Schweinsteiger, Mats Hummels, Thomas Müller und Toni Kroos. Vielleicht kann Gerland auch den FC Bundestag zum Höhenflug verhelfen. Zumindest an Bissigkeit würden die Politiker gewinnen. Denn der Trainer sagte einst: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner gerne gegen mich gespielt hat."

Lässt der FCK die Muskeln spielen?

Dieser Ausspruch hat sicherlich auch Gültigkeit, wenn es um Gerry Ehrmann geht. Der passionierte Bodybuilder und Tarzan genannte Torhüter trainiert nicht nur die Keeper des 1. FC Kaiserslautern, nach der Entlassung von Marco Kurz übernahm er kurzerhand die Trainingsleitung bei den Pfälzern, die sich vor einem richtungsweisenden Spiel gegen Freiburg befinden. Am Spieltag selber trägt allerdings Neu-Coach Krassimir Balakov die Verantwortung.

Um einen Spruch war Ehrmann nie verlegen und vor dem Kellerduell geht es darum, dem Team eine Portion Selbstvertrauen einzuimpfen. Vielleicht macht es der auch Chuck Norris aus der Pfalz titulierte Ehrmann wie früher, als er dem gegnerischen Stürmer hie und da freundliche Worte mit auf den Weg gab. “Ich hau Dir auf die Fresse, du Asi!", war eine liebevolle Variante, die der Hamburger Sergej Barbarez zu hören bekam.

Erster Kandidat für eine kleine Aufpolierung des Egos dürfte Olcay Sahan sein. Dem türkischen Offensivspieler wurden von der Sport Bild zehn lustige Fragen gestellt. Mit wem er denn einen Tag tauschen wolle, war Teil dieses Interviews. Wie die Augsburger Allgemeine schreibt, standen Trainer Marco Kurz - zu diesem Zeitpunkt noch im Amt -, Klub-Boss Stefan Kuntz und Torwart-Trainer Gerry Ehrmann zur Auswahl. Er entschied sich für Kurz …

Nächstes Opfer Hannover?

Die Münchner befinden sich momentan in einem Torrausch. Hoffenheim bekam sieben Tore eingeschenkt und auch der FC Basel sowie Hertha BSC mussten auf der Anzeigentafel fast schon anbauen. Nun könnte man meinen, dass das Match im DFB-Pokal gegen die Gladbacher als Bremse fungiert hat, doch bei einem Blick in die Statistik schwant dem Hannover-Fan für das Wochenende Böses.

Im heimischen Stadion dürfen sich die 96er zwar als Bayern-Schreck bezeichnen, in der Allianz Arena verkleidet sich dieser Schreck jedoch meist als süßen kleines Mädchen mit einer Schleife im geflochtenen Haar. Denn die letzten vier Spiele gingen allesamt nicht nur verloren, es wurde ein Paket geschnürt, das mit 1:18-Treffern eine eigene Frachtmaschine benötigt.

Gunnar Beuth

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