Erinnern Sie sich noch? Eine Woche vor Weihnachten war es, der letzte Hinrunden-Spieltag gerade beendet. An der Tabellenspitze thronte (noch) Herbstmeister Bayern München. Und von unten grüßten zwei Teams, die zu diesem Zeitpunkt vollkommen zu recht auf dem vorletzten und letzten Tabellenplatz standen. Augsburg und Freiburg hatten eine erschreckend schwache Hinrunde gespielt. Beide Teams waren schlicht nicht bundesliga-tauglich.
Jetzt, da es auf die Zielgerade der Saison geht, haben beide Teams vorerst den Absprung geschafft. Sie können sich aufgrund ihrer Leistungen in den vergangenen Wochen berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen, während ein Club wie der Hamburger SV, der sich schon fast in Sicherheit wähnte, gerade nach unten durchgereicht wird. Vorher erging es der Hertha genauso. Der Hauptstadt-Club erlebte einen katastrophalen Absturz, den er erst heute mit dem Sieg gegen Mainz stoppte.
Ausgang des Abstiegskampfes ist völlig offen
Wer am Ende in die 2. Liga rauscht – der Ausgang ist völlig offen. Aber eines ist schon einmal sicher: Einen Königsweg aus Krise gibt es nicht. Freiburg und Augsburg haben ganz unterschiedliche Wege gewählt, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Der Aufsteiger aus Augsburg setzte auf Kontinuität, vertraute Trainer und Team. Coach Jos Lukukay nahm lediglich einige Umstellungen in der Mannschaft vor. Seither läuft es besser. Gegen Dortmund und jetzt in Bremen erkämpfte sich der Aufsteiger Punkte. Mainz wurde am vergangenen Spieltag geschlagen.
In Freiburg hingegen gingen sie radikaler vor. Der Trainer wurde ausgetauscht. Marcus Sorg durch Christian Streich ersetzt, und fünf Spieler durften sich einen neuen Club suchen. Sogar Toptorjäger Papiss Demba Cissé verließ den Club für zwölf Millionen Euro Richtung Premier League. Zunächst blieben die Siege unter dem neuen Coach aus, doch Freiburg spielte trotz weiterer Niederlagen deutlich besser, bis sie endgültig die Wende schafften. Es gab zuletzt Siege gegen die direkte Konkurrenz aus Hamburg und Kaiserslautern, aus Gladbach entführten sie einen Punkt.
Nur Sepp Herberger hat recht
Dass der Glauben an die eigene Stärke, mannschaftliche Geschlossenheit und Einsatz Voraussetzungen für Erfolg sind, ist eine Binsenweisheit, die oft vergessen wird. Es sind diese Eigenschaften, die den Aufstand der Underdogs auszeichnen. Beim HSV und bei der Hertha hat man diese Eigenschaften zuletzt schmerzlich vermisst (von Kaiserslautern brauchen wir gar nicht zu reden). Dennoch sollte man beide Clubs nicht abschreiben. Es führen viele Wege aus der Krise. Das zeigen die Beispiele Freiburg und Augsburg. Das Schöne am Fußball sei ja, dass man nie wisse, wie es ausgehe, lautet eines der bekanntesten Bonmots von Bundestrainer-Legende Sepp Herberger. So ist es.