So lief der Spieltag
Aufreger des Spieltags
Beim Top-Spiel am Samstagabend zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt herrschte schon vor der Partie Alarmstufe Rot. Während es auf dem Platz um europäische Plätze in der nächsten Saison gehen sollte, kam es in der Nähe des Stadions zu einem Treffen rivalisierender Fangruppen, bei dem sich offenbar eine tätliche Auseinandersetzung anbahnte – wenn die Anhänger schon seit mehr als einem Jahr nicht ins Stadion dürfen. Letztendlich ging alles glimpflich aus: Eine Reiterstaffel der Polizei stellte sich zwischen die 80 bis 100 Personen auf beiden Seiten und konnte die Situation deeskalieren. Es gab keine Schlägerei, keine Festnahmen, keine Verletzten.
Soweit also alles geklärt, wäre da nicht noch ein Interview von Eintracht-Innenverteidiger Martin Hinteregger gewesen, das am Tag danach für Diskussionen sorgte. Angesprochen auf die geplante Randale, reagierte der Österreicher im Gespräch mit dem ZDF ausgesprochen gelassen: "Wenn es beide gewollt haben, ist es ja okay", sagte Hinteregger nach dem Spiel und fügte hinzu: "Passiert ja öfter, gehört auch irgendwie zum Fußball, oder? Ihr könnt wieder über was berichten, die haben Spaß beim Kämpfen, wir müssen Interviews dazu beantworten und jeder hat etwas davon. Ist ja nichts Schlimmes." Also alles ganz normal? Da hatte nicht nur das ZDF seine Zweifel. Der Sender strahlte das Interview zunächst nicht im "Sportstudio" aus, am Sonntag kursierte es dann doch im Netz. An prügelnde Fans möchte man sich eigentlich lieber nicht gewöhnen müssen – in der Corona-Zeit schon gar nicht. Und gerade vor dem Hintergrund der Ereignisse bei Schalke 04 in der gleichen Woche, wo wütende Fans Spieler und Verantwortliche tätlich angriffen, erscheinen diese Äußerungen doch ein wenig unglücklich.
Dieses Tor sollten Sie (nochmal) sehen
Erling Haaland ist eine Naturgewalt – das sollte mittlerweile auch dem letzten Fußball-Fan und Bundesliga-Verteidiger klargeworden sein. Zuletzt tat sich der Norweger jedoch einige Male eher schwer: Bei der Dortmunder Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt, die den BVB die Champions-League-Qualifikation kosten könnte, wehte der Orkan maximal als laues Lüftchen, ebenso wie unter der Woche gegen Union Berlin. Stattdessen gab es lästige Wechselgerüchte. Doch als es am Samstag beim VfL Wolfsburg wieder um den Anschluss in Richtung Champions League ging, war Haaland voll da. Beim 1:0 brachte ihn noch VfL-Verteidiger Baku mit einem Fehlpass in Position, beim 2:0 in der 68. Minute zeigte der Stürmer dann wieder seine nicht zu bändigende Kraft. In der eigenen Hälfte bekam er den Ball, legte einen unaufhaltsamen 60-Meter-Sprint hin und bezwang den Torwart.
Gewinner des Spieltages
Nach 17 Spieltagen, zur Halbzeit der Bundesliga-Saison, stand der 1. FSV Mainz 05 auf Platz 17 der Tabelle – mit sieben Punkten, genauso viele wie Schalke 04. Man werde die Rückrunde eines Europa-League-Teams brauchen, um noch den Klassenerhalt zu schaffen, sagte Manager Christian Heidel damals voraus. Nun, in der Tabelle der Rückrunde steht Mainz 05 auf Platz fünf – mit einem Spiel weniger als die übrigen Teams. Unter Trainer Bo Svensson hat die Mannschaft eine Aufholjagd vollführt, die ihr kaum jemand zugetraut hätte. Vorläufige Krönung: Das 3:1 am Samstag gegen den FC Bayern. Mit dem Ergebnis war der Rekordmeister sogar noch gut bedient – Mainz hatte neben den drei Toren noch zweimal den Pfosten getroffen. In der Tabelle steht der fast schon abgeschriebene FSV jetzt fünf Punkte über dem Relegationsplatz und hat beste Chancen auf den Klassenerhalt. Und ganz nebenbei haben die Mainzer damit auch verhindert, dass der FC Bayern schon am 31. Spieltag als neuer, alter Meister feststeht.
Verlierer des Spieltags
Das letzte Team, das gegen Mainz 05 gewonnen hat, war übrigens der FC Augsburg Ende Februar. Mittlerweile zählen die Augsburger zu den Vereinen, die selbst tief in den Abstiegsstrudel gestürzt sind – ebenso wie Werder Bremen. Beide Mannschaften leisteten am Wochenende einen weiteren spielerischen Offenbarungseid. Das gilt vor allem für den FC Augsburg, der gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Köln schon nach 33 Minuten 0:3 zurücklag. Werder Bremen machte es kaum besser, die Hanseaten kassierten bei Union Berlin innerhalb von 17 Minuten drei Gegentore und hatten ihrerseits wenig entgegenzusetzen. Das fällt natürlich auf beide Trainer zurück – und so scheint die Frage nur noch zu sein, welcher Verein zuerst die Notbremse zieht. Heiko Herrlich auf Augsburger oder Florian Kohfeldt auf Bremer Seite könnten im nächsten Spiel schon nicht mehr auf der Bank sitzen. Vielleicht auch beide.
Bild des Spieltags
Schiedsrichter Manuel Gräfe (rechts) legt Hoffenheims Verteidiger Kevin Vogt (Mitte) den Arm um die Schulter – so lässt sich eine umstrittene Elfmeterentscheidung gleich leichter verkraften. Gräfe gilt als der beste Unparteiische der Liga. Doch er befindet sich auf Abschiedstournee: Mit 47 Jahren hat er die Altersgrenze erreicht, der DFB will bisher keine Sondergenehmigung für die nächste Saison erteilen. Bei Spielern und Trainern sorgt das für Unverständnis. Freiburgs Christian Günter (links im Bild) äußerte sich nach dem Spiel klar: "Der Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste. Er ist fit und hat eine überragende Leitung auf dem Platz." Sein Appell: "Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen."