Unzufriedenheit an der Tabellenspitze, Jubel auf den Abstiegsrängen: Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München zeigte beim 0:0 in Bielefeld seine Verwundbarkeit, die "Keller- Kinder" trumpften am 19. Spieltag groß auf. Energie Cottbus ist mit zwei Siegen hintereinander das bislang beste Team im Jahr 2003 und konnte den letzten Tabellenplatz verlassen. Aufsteiger Hannover 96 kletterte nach dem 1:0 beim TSV 1860 München auf Platz 15 und sicherte Trainer Ralf Rangnick vorerst den Job. Der Krisen geplagte 1. FC Kaiserslautern feierte mit dem 2:2 beim FC Schalke 04 einen Achtungserfolg, fiel aber dennoch auf Rang 18 zurück.
Getrübte Stimmung beim Rekordmeister
Meister Borussia Dortmund nutzte am Sonntag die Gunst der Stunde, machte mit dem 2:0-Heimsieg über Bayer Leverkusen zwei Punkte auf die Bayern gut und zog wieder an Werder Bremen vorbei. Die Bremer unterlagen im Nordderby beim Hamburger SV durch den Treffer von Sergej Barbarez (55.) mit 0:1. Für Vizemeister Bayer und Trainer Klaus Toppmöller wird die Luft nach der neuerlichen Schlappe immer dünner, zumal Yildiray Bastürk schon in der 6. Minute die Rote Karte sah. "Wenn es beschissen läuft, dann läuft es beschissen", sagte im "Premiere"-Interview DFB-Teamchef Rudi Völler, der Mitgefühl für seinen ehemaligen Club zeigte.
Nach der durchwachsenen Leistung bei Aufsteiger Arminia Bielefeld ist die Stimmung beim deutschen Rekordmeister Bayern München ein wenig getrübt. "Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen zu glauben, die Meisterschaft ist ein Selbstläufer", warnte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach dem dürftigen 0:0 auf der Alm. Zwar bleibt der seit acht Spielen unbesiegte Titel-Favorit souverän an der Spitze, zeigte aber durchaus Schwächen. "Das war zu wenig", schimpfte Manager Uli Hoeneß. Die Profis des durch eine Grippewelle arg geschwächten Teams nahmen das Remis gelassener. "Es gibt so Spiele, da muss man sehen, dass man wenigstens einen Punkt holt und damit auch mal zufrieden sein", befand Torhüter Oliver Kahn, der seit 713 Minuten ohne Gegentreffer ist.
Mit einer nicht erwarteten kleinen Erfolgsserie hat Cottbus im Kampf gegen den Abstieg aufhorchen lassen. "Wir schnuppern wieder am Klassenerhalt", sagte Manager Klaus Stabach nach dem 2:1 gegen den VfL Bochum. Die Treffer von Laurentiu-Aurelian Reghecampf und Andrzej Juskowiak lassen die Lausitzer wieder hoffen. Trainer Eduard Geyer aber warnt: "Ich bin Realist genug, um einzuschätzen, dass wir die Hilfe der anderen Teams brauchen." Auch sein Kollege Rangnick darf mit Hannover auf den Verbleib in der Bundesliga hoffen. Der 1:0-Erfolg beim TSV München 1860 konnte das zerrüttete Verhältnis zwischen Trainer und Präsident Martin Kind zwar nicht kitten, zumindest Rangnick aber signalisierte Gesprächsbereitschaft. Den Treffer des Tages für die 96-er erzielte Nebojsa Krupnikovic. Bei den "Löwen" konnte auch der erstmals eingesetzte Chinese Jiayi Shao die Niederlage nicht verhindern.
Der 1. FC Kaiserslautern feierte das durch einen Treffer von Harry Koch in letzter Minute gesicherte 2:2 beim FC Schalke 04 wie einen Sieg. Zwar fielen die Pfälzer auf den letzten Tabellenplatz zurück, «aber für die Moral war das sehr wichtig», sagte Trainer Erik Gerets. Die Schalker, für die Victor Agali beide Tore erzielte, warten seit vier Monaten auf einen Heimsieg.
Zittersaison bis zum Schluss
Sechs Schweden - drei Punkte lautet die Erfolgsformel von Hansa Rostock. Beim 1:0-Sieg der Mecklenburger in Nürnberg gab es außerdem ein Bundesliga-Novum: Erstmals standen in der Startformation einer Mannschaft sechs Ausländer aus einer Nation. Kein Wunder, dass der Siegtreffer auf das Konto eines Schweden ging. Rade Prica brachte die Franken mit seinem Tor in große Abstiegsnot und verschaffte Rostock ein wenig Luft im Kampf um den Klassenverbleib.
"Jetzt werden wir wieder bis zum Schluss eine Zittersaison erleben", schimpfte "Club"- Coach Klaus Augenthaler. Der VfB Stuttgart hingegen befindet sich weiterhin auf dem Höhenflug. Mit den "jungen Wilden" schnuppern die Schwaben nach dem 3:1 gegen Hertha BSC Berlin an den Champions-League-Rängen. Jung- Profi Kevin Kuranyi verriet nach dem Sprung auf Rang vier das einfache Erfolgsgeheimnis: "Wenn wir gewinnen, spielen wir am Sonntag immer Fußball. Wenn wir verlieren, machen wir einen Waldlauf. Deshalb versuchen wir immer zu gewinnen."