Anzeige
Anzeige

Bundesliga

Rot-weiß - die Bayern-Fan-Kolumne Hoeneß muss die Merkel machen - es gäbe nur zwei hoffnungsvolle Nachfolge-Kandidaten

Uli Hoeneß vom FC Bayern München
Der FC Bayern München hat eine Pressekonferenz gegeben, um die eigenen Spieler gegen die aus Vereinssicht überzogene Kritik der Medien zu verteidigen. Karl-Heinz Rummenigge, Hasan Salihamidžić und Uli Hoeneß saßen auf dem Podium. Rummenigge zitierte dabei sogar Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Auf Twitter schwanken die Reaktionen zwischen "peinlich berührt" und "völlig lächerlich". Einige fühlen sich sogar an die legendär peinliche Pressekonferenz bei der Auflösung der Girlband TicTacToe erinnert. Es scheint jedenfalls so, als hätte der FC Bayern München sich mit dieser Pressekonferenz absolut keinen Gefallen getan. Mal schauen, ob die PK Auswirkungen auf die Leistung der Spieler in der Bundesliga hat.
Alle hauen auf Trainer Niko Kovac ein, dabei hätte selbst Don Jupp mit Super-Super-Pep als Co-Trainer Probleme mit diesem desaströs zusammengestellten Team. Gottvater Uli Hoeneß sollte als erster die Verantwortung übernehmen. Angela Merkel hat es vorgemacht.
Von Stefan Johannesberg

Die CDU verliert Umfrage auf Umfrage an Prozentpunkten und spürt den Mate-Tee getränkten Atem der Grünen. In der Bundesliga spielt sich ein ähnliches Szenario ab, nur die Schwarzen tragen hier Rot und die Grünen Gelb. Doch wo Langzeit-Kanzlerin Angela Merkel endlich agiert und mit dem Rücktritt von einem ihrer beiden Ämter Platz für frisches Blut, frische Köpfe, frische Ideen und frische Prozentpunkte schafft, darf Uli Hoeneß nach seiner Wahl 2016 zum Präsidenten des FC Bayern München noch weitere zwei Jahre wie eine rotköpfige Glucke auf dem Thron der Allianz Arena sitzen und den Verein zurück in die Vergangenheit führen (wir analysierten mehrfach).

Uli Hoeneß ist schuld – doch auch Kovac versagt

Über den Autor

Noch heute betet Stefan Johannesberg jedes Wochenende drei Klaus Augenthaler, dass er sich als sechsjähriger Steppke für den FC Bayern München und gegen den HSV und den 1. FC Köln entschied. Zufällig. Anfang der 80er dominierten eben diese Teams und als geborener Kieler war Holstein damals wenig sexy. Die Leidenschaft pulsiert - auch nach Jahrzehnten wie am ersten Tag. Diese lebt er als Medienschaffender seit 2001 auch journalistisch aus. In dieser Bayern-Kolumne schreibt er aus Fan-Sicht. Mit Daten, Fakten, Lob, Liebe und Kritik. Wie es sich für einen echten Fan gehört.

Uli Hoeneß dominiert in seiner Doppelfunktion von Präsident und Aufsichtsratsvorsitzendem anscheinend alle nachhaltigen Strategie-Entscheidungen. Sein Tuchel-Veto, die Installation von Brazzo als Sportdirektor, die sozialromantische Verlängerung von Robbery, der überschaubare Wille zum Umbruch und die fehlende Aktivität auf dem Transfermarkt gehen auf sein Konto. Das Resultat sieht man momentan Woche für Woche auf dem Platz – dort, wo bekanntlich die Wahrheit liegt. Das dezimierte Team symbolisiert perfekt all jene Verfehlungen der Chefetage. Alte Platzhirsche besetzen trotz armseliger Schattenleistungen die Schaltzentralen der Macht auf dem Platz und außerhalb des Feldes und stecken der Presse mehr Details zu als der Football-Leaks-Whistleblower. Mehrere Positionen sind so dünn besetzt wie die Bundeswehr mit funktionierendem Equipment und jüngere Spieler fordern langsam aber sicher mehr Einfluss. 

Dazu agiert Trainer Niko Kovac bestenfalls konservativ, schlimmstenfalls taktisch limitiert. Wenn man sieht, wie das offensive Positionsspiel der Bayern stagniert, zweifeln selbst einstige Kovac-Befürworter. Er kann zwar nichts für diese Trümmertruppe, doch seine taktischen Einflussmöglichkeiten im Training und während des Spiels schöpft er nicht aus. Selbst vor dem Spott von Spielerfrauen ist er nicht mehr sicher. Wie oft wohl verfluchen die Verantwortlichen an der Säbener Straße den Hoffenheimer Neu-Nationalspieler Schulz, der Kingsley Coman am ersten Spieltag umgrätschte? Mit einem gesunden Coman, anstelle eines brutal abbauenden Robben, würde Kovac' flügellastige Standard-Taktik funktionieren, stünde der FC Bayern an der Tabellenspitze und der FC Hollywood 4.0 schlummerte noch in der Gifttonne der Vergessenheit. So einfach ist Fußball manchmal, doch das Glück muss man eben erzwingen, wusste schon ein gewisser Oliver Kahn. Kahn wäre so einer, der viele der komplexen Führungsanforderungen bei den Münchenern auf sich vereint, der nach (Teil-)Rückzug von Hoeneß die Rolle von Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn oder Friedrich Merz übernehmen könnte und frischen Wind in die bayerische Führungsetage und in die strategischen Diskussionen bringen könnte. 

Thomas Müller, Joshua Kimmich und Franck Ribéry vom FC Bayern München gehen mit gesenkten Köpfen vom Platz

Das Profil eines möglichen Hoeneß-Nachfolgers

  • Mia-San-Mia-Gen des FC Bayern München
  • Maximal erfolgreiche Stammspielervergangenheit beim FC Bayern München  
  • Top vernetzt an der Säbener Straße und in der Wirtschaft
  • Top vernetzt in den Medien und eloquent im Auftreten
  • Sportlich stets auf dem neuesten Stand   
  • Selbstständig und mit eigenem Business oder eigener Marke erfolgreich
  • Hungrig, klar und ehrgeizig

Die Kandidaten für eine Hoeneß-Nachfolge    

Karl-Heinz Rummenigge: Normalerweise ist Rummenigge, der noch bis zum. 31.12.2019 als Vorstandsvorsitzender vertraglich gebunden ist, die erste Wahl für den ersten Mann im bayerischen Staate. Doch Kalle wirkt nicht erst seit der desaströsen Pressekonferenz amtsmüde und desillusioniert. Zudem konnte er weder das Sportdirektorendebakel noch die Tuchel-Tragödie verhindern. Die neuen Football Leaks erhöhen zusätzlich den Druck und schwächen seine Position. Ein Abgang scheint nach 2019 wahrscheinlich, doch wer tut sich den Job neben dem allmächtigen Uli Hoeneß an?   

Hasan Salihamidžić: Okay, der nächste bitte (Anmerkung: Brazzo wäre als Team-Manager perfekt, aber alles darüber inklusive der aktuellen Sportdirektorenrolle übersteigt seine Fähigkeiten.)  

Paul Breitner: Die Bayern-Legende positionierte sich jüngst offen gegen seine alten Weggefährten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Er wäre ein kritischer, charismatischer Bayern-Kopf, der auch sportlich mit der Zeit geht, jedoch wirtschaftlich Unterstützung bräuchte. Zudem genießt er seit Jahren die Rolle des Grantlers, Mahners und Arbeiters im Hintergrund.

Mehmet Scholl: Seit seinem armseligen Ausscheiden bei der ARD ist Scholl medial etwas untergetaucht. Als sarkastischer, stets piesackender Charakter geht ihm das Gespür für die große Bühne ab. Mehmet fehlt die staatsmännische und natürlich-autoritäre Ausstrahlung, die du als Bayern-Boss einfach brauchst. 

Philipp Lahm und Oliver Kahn: Kommen wir zu den beiden hoffnungsvollsten Kandidaten für die Nachfolge von Uli Hoeneß. Beide erfüllen alle genannten Anforderungen. Beide stünden bei einem Abgang von Uli Hoeneß sicherlich zur Verfügung. Beide werden sich jedoch einem Uli auf Machtkurs auch nicht unterordnen, ähnlich wie Merz bei Merkel. Das hat Philipp Lahm in der Sportdirektor-Diskussion bereits klargestellt.   

Lothar Matthäus: Wird dann endlich Greenkeeper.

Ausblick: Das passiert am ehesten

Die Wahrscheinlichkeit, dass Uli wie Angela Merkel seinen endgültigen Abgang mit Stil und Klasse vollzieht und rechtzeitig neue starke Männer in das Umfeld des Klubs holt, ist gering. Vor ein paar Monaten äußerte er sich zu einem möglichen Nachfolger und gab vor, dass dieser ihn über einen längeren Zeitraum eng begleiten müsse, um genug zu lernen. Welches Alpha-Tier tut sich das in der aktuellen Situation an? Keiner der genannten. Eher wird Uli mit Kalle und Brazzo im Gepäck noch kurzfristig versuchen, die Fehler aus dem Sommer bereits im Winter zu korrigieren.

Kingsley Coman kommt zurück und der 17-jährige Offensivspieler Alphonso Davies aus der US-amerikanischen Soccer-League darf sich sicher bei den Profis probieren. Zudem fahren Leon Bailey und Barcas Dembele Richtung Abstellgleis bei ihren Vereinen. An Arsenals Ramsey soll der FCB bereits dran sein und Rebic steht bei Kovac weiterhin hoch im Kurs. Alles Spielertypen, die dem Angriffsspiel der Bayern mehr Kraft und neue Möglichkeiten verleihen und vor allem Druck auf die laut "Kicker" meuternden Alt-Stars Müller, Robben und Ribery ausüben würden. Auf der Trainerbank wird auch bei einer Niederlage gegen den BVB Niko Kovac sitzen, denn der einzige, erfahrene Coach, Arsene Wenger, unterschreibt anscheinend gerade beim AC Mailand. Und wie sagte Uli vor ein paar Wochen: "Ich werde Kovac bis aufs Blut verteidigen." Also dann, let the bleeding begin. Bis zur nächsten Hochrechnung.

Uli Hoeneß vom FC Bayern München

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel