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Champions League Last-Minute-Schock für Bayern - Schalke geht unter

Kein guter Abend für den deutschen Fußball: In Unterzahl und nach Rückstand geht der FC Bayern in Führung - und kassiert in den letzten Minuten zwei Tore. Schalke verliert mit 0:5 gegen Chelsea.

Durch ein Gegentor in der Nachspielzeit hat der FC Bayern München in Unterzahl die erste Niederlage dieser Champions-League-Saison kassiert. Der deutsche Fußball-Meister musste sich in der Champions League bei Manchester City mit 2:3 (2:1) geschlagen geben und verlor erstmals nach 18 Pflichtspielen wieder eine Partie. Der überragende Sergio Agüero bezwang die Münchner mit drei Toren praktisch im Alleingang (22./Foulelfmeter/85./(90.+1). Geburtstagskind Xabi Alonso (40. Minute) mit einem schlitzohrigen Freistoß und Torjäger Robert Lewandowski per Kopfball (45.) schossen den schon vorher feststehenden Gruppensieger zum zwischenzeitlichen 2:1. Doch nach seiner frühen Führung gelang Agüero vor 47.000 Zuschauern im Etihad Stadium erst der Ausgleich (85.) und schließlich noch der nicht mehr für möglich gehaltene Siegtreffer für den englischen Meister.

Die Bayern spielten nach einer frühen Roten Karte für Abwehrspieler Medhi Benatia (20.) 70 Minuten lang in Unterzahl - und mussten am Ende den schwindenden Kräften Tribut zollen. Agüero verwandelte zunächst einen Elfmeter nach einer Notbremse des grätschenden Benatia gegen ihn (20.). Fünf Minuten vor dem Ende nutzte der Argentinier einen Fehlpass des ansonsten überzeugenden Alonso und ließ Bayern-Schlussmann Manuel keine Abwehrchance. In der Nachspielzeit schlug er erneut eiskalt zu und sorgte für Ernüchterung bei Bayern-Trainer Pep Guardiola.

Damit verpassten die Bayern auch die Chance, im abschließenden Heimspiel am 10. Dezember gegen ZSKA Moskau als erste deutsche Mannschaft in der Königsklasse alle sechs Partien in der Gruppenphase zu gewinnen. Auch ManCity hat noch die Möglichkeit, die Münchner in das Achtelfinale zu begleiten.

Von Schongang oder Betriebsausflugs-Mentalität wollten die Bayern vom Anpfiff weg nichts wissen. Obwohl Trainer Pep Guardiola eine etwas defensivere Ausrichtung als zuletzt in der Bundesliga wählte und Thomas Müller und Mario Götze eine Verschnaufpause gönnte, startete seine Elf engagiert und spielfreudig in die Partie. Nach feinem Zuspiel per Heber von Arjen Robben scheiterte Sebastian Rode aus kurzer Distanz an Englands Nationaltorwart Joe Hart (9.).

Bayern mit zehn Mann etwas verhaltener

Zwei Minuten später probierte es Robben aus der Distanz - sein Schuss ging knapp vorbei (11.). Rafinhas Direktabnahme wurde von Eliaquim Mangala abgeblockt (20.) - und im Gegenzug wurden die Bayern eiskalt erwischt. Nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld rannte Agüero auf Torwart Manuel Neuer zu und wurde von Benatia von den Beinen geholt.

Der tschechische Schiedsrichter Pavel Kralovec entschied sofort auf Elfmeter und Rot wegen einer Notbremse gegen den marokkanischen Abwehrspieler. Beim Elfmeter von Agüero war Neuer ohne Abwehrchance. Guardiola reagierte auf den Platzverweis, nahm Rode vom Feld und brachte Dante als Stabilisator für die Innenverteidigung (25.).

Dank der überraschenden Führung übernahmen die anfangs noch verhaltenen und verunsicherten Engländer erst einmal die Initiative. Der deutsche Rekordmeister brauchte ein paar Minuten, um sich zu sortieren. Im Offensivspiel unterliefen Franck Ribéry & Co. zu viele Ballverluste, die Bayern wirkten für kurze Zeit ungewohnt unsouverän.

In der 35. Minute ging ein gefährlicher Distanzschuss von Routinier Frank Lampard nur knapp über das Tor. Doch die Münchner Desorientierung hielt nur wenige Minuten an, mit gnadenloser Effektivität schlugen die Gäste zurück. Lewandowski, bis fünf Minuten vor der Pause quasi unsichtbar, wurde von Mangala gefoult - und Alonso machte den Freistoß zur Chefsache. Frech und kaltschnäuzig drehte er den Ball um die Mauer am verdutzten Hart vorbei ins Netz und feierte sein viertes Tor im 99. Champions-League-Spiel.

Fünf Minuten später war der bis dato starke City-Kapitän Vincent Kompany erneut nicht auf der Höhe. Nach feiner Flanke von Jérôme Boateng ließ Lewandowski mit seinem Kopfball dem diesmal chancenlosen Hart keine Abwehrmöglichkeit. Sein Gegenüber Neuer konnte sich erst nach dem Seitenwechsel das erste Mal auszeichnen. Der spanische Nationalspieler Jesus Navas prüften den Nationaltorwart mit einem Flachschuss, aber Neuer klärte reaktionsschnell zur Ecke (50.).

Auch Lampard probierte es noch einmal aus der Distanz - und wieder war Neuer zur Stelle und lenkte den Ball über die Latte (70.). Verständlicherweise ließen es die Bayern mit zehn Mann nun etwas verhaltener angehen, Ribéry und Robben arbeiteten auch viel in der Defensive. Dante rettete vor Agüero (74.), Kompany bekam aus der Drehung zu wenig Druck hinter den Ball (78.). Zehn Minuten vor dem Ende durfte dann auch noch Bastian Schweinsteiger etwas Champions-League-Atmosphäre aufsaugen - mit einem bitteren Ende.

Blamage für Schalke

Im zweiten deutschen Spiel des Abends gab es für Schalke eine dicke Blamage. Nach einer desolaten Leistung muss das Team ernsthaft um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League bangen. Gegen den FC Chelsea unterlag der Bundesligist nach einem erschreckend schwachen Auftritt mit 0:5 (0:3) und blieb den Beweis international höchster Tauglichkeit wieder einmal auf dramatische Weise schuldig. Die Treffer von John Terry, (2. Minute), Willian (29.), Didier Drogba (76.), Ramires (78.) und ein Eigentor von Jan Kirchhoff (44.) besiegelten vor 54.442 Zuschauern in der ausverkauften Arena den nie gefährdeten Erfolg der Londoner, die schon vor dem Gruppenfinale den Einzug in die K.o.-Runde geschafft haben.

S04 darf nun bei NK Maribor auf keinen Fall verlieren, soll auch im Februar Champions-League-Fußball Auf Schalke gespielt werden. Die genaue Ausgangslage war nach dem Schlusspfiff unklar, da die Partie zwischen Sporting Lissabon und Maribor nach einem Flutlichtausfall beim Stand von 2:1 für die Portugiesen lange unterbrochen war.

Für Trainer Roberto di Matteo war es ausgerechnet gegen seinen Ex-Club, mit dem er 2012 in München die Champions League gewonnen hatte, die erste Heimniederlage mit Schalke - für Königsblau die erste Schlappe in der Arena seit April. Gegen die Londoner blieb Schalke auch im sechsten Spiel ohne Sieg. Erinnerungen wurden wach an das 1:6 gegen Real Madrid im Achtelfinale der Vorsaison. Damals hatte das Team schon sein Limit auf höchstem Niveau demonstriert bekommen, sich aber zumindest noch gewehrt.

Der von den Chelsea-Fans mit Sprechchören gefeierte Di Matteo stellte nach dem erfolgreichen Bundesliga-Taktikexperiment beim 3:2 gegen Wolfsburg von 5-3-2 auf 4-4-1-1 um, mit Benedikt Höwedes auf dessen Weltmeister-Position als linkem Verteidiger. Das System war aber letztlich unerheblich, zu groß war die Überlegenheit der Engländer. Chelsea agierte in bestmöglicher Formation, was André Schürrle bis zur 79. Minute einen Platz auf der Bank einbrachte.

Kaum Spannung vor dem Tor von Chelsea

Nach gerade einer Minute musste Fährmann schon gegen Diego Costa retten. Bei der folgenden Ecke übersprang Terry mit all seiner Ausgebufftheit Höwedes und Kirchhoff und traf nach 1:27 Minuten zu seinem zehnten Tor und dem schnellsten für Chelsea in der Königsklasse.

Schalke war viel zu passiv. Ball und Raum wurden leichtfertig dem Gegner überlassen. Die Chance zum Ausgleich entsprang einem Zufall als Gary Cahill einen Distanzschuss von Eric Maxim Choupo-Moting (13.) an die Latte abfälschte. Mehr Spannung gab es nicht vor dem Tor der Blues.

Mit Leichtigkeit marschierte Willian durch die desolate königsblaue Defensive. Fährmann tauchte zu spät ab: 0:2. Da Costa (40.) und Oscar (43.) hätten bei besten Chancen erhöhen können. Das übernahm dann Schalke selbst. Kirchhoff köpfte bedrängt von seinen Kollegen Höwedes und Santana den Ball ins eigene Netz. Ein Chelsea-Spieler stand nicht in der Nähe. Dieses fußballerischen Offenbarungseides hätte es aber gar nicht mehr gebraucht. Die Schalker Fans pfiffen seit langer Zeit wieder ihre Spieler zu Pause gnadenlos aus.

Die beste Nachricht in der zweiten Halbzeit war lange, das zumindest keine Gegentore mehr fielen. Chelsea ließ die Hausherren ein bisschen mitspielen. Und schlug dann durch seine Joker Drogba und Ramires gnadenlos zu. Schalke hatte sich schon lange in sein Schicksal gefügt.

car/DPA DPA

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