Was ist neu?
Um sechs neue Spieler hat Borussia Dortmund seinen Kader für die neue Saison erweitert, zählt man den in der Rückrunde verletzten Shinji Kagawa hinzu, sind es sogar sieben. Dagegen hat die Mannschaft mit dem Weggang von Nuri Sahin zu Real Madrid nur einen substanziellen Verlust zu beklagen.
Bei den Neuverpflichtungen bleibt der Verein seinem Jugendstil treu. Zwar wird der 20-jährige Ilkay Gündogan noch etwas brauchen, um Sahin adäquat zu ersetzen, doch der Ex-Nürnberger hat in der Vorbereitung bereits seine technische Brillanz und sein großes Potenzial angedeutet. Für das linke offensive Mittelfeld ist der für 5,5 Millionen Euro vom FC Brügge verpflichtete Kroate Ivan Perisic, 22, eine echte Alternative zu dem technisch limitierten Kevin Großkreutz. Der könnte dafür auch als linker Verteidiger eingesetzt werden. Für diese Position ist zudem Chris Löwe, ebenfalls 22, vom Chemnizer FC geholt worden. Auf der rechten Abwehrseite steht mit dem 20-jährigen Julian Koch ein Perspektivspieler zur Verfügung, der allerdings nach schwerer Verletzung erst in der Rückrunde in den Kader stoßen dürfte. Im Mittelfeld hat Jürgen Klopp künftig mit dem 18 Jahre jungen Moritz Leitner einen echten Rohdiamanten in den Reihen, den er langsam an die erste Elf heranführen wird. Aus der zweiten Mannschaft ist schließlich Marvin Bakalorz aufgerückt, ein Mann fürs zentrale Mittelfeld.
Was ist gut?
An der grundsätzlichen 4-2-3-1-Ausrichtung wird sich nichts ändern. Durch die vielen Neuverpflichtungen kann der BVB sein Spiel in Zukunft noch flexibler gestalten und wird damit noch schwerer auszurechnen sein. Trainer Jürgen Klopp hat darauf geachtet, nicht nur jede Position doppelt zu besetzen, sondern auch variabel einsetzbare Spieler zu holen. Zudem hat er bewusst auf Stars und große Namen verzichtet, um die gute Stimmung in der Truppe zu erhalten. Das scheint gelungen zu sein - die Spieler wirken verschworen und hungrig auf weitere Titel.
Das Durchschnittsalter des Kaders wurde noch einmal gesenkt, die jungen Spieler dürften die Doppelbelastung durch die Champions League besser wegstecken und sich schneller regenerieren. Und der Erwartungsdruck hält sich in Grenzen. Niemand erwartet neue Titel. Wenn das Team weiter begeisternden Fußball spielt - und das hat sie in der Vorbereitung angedeutet -, sind die meisten schon zufrieden.
Was ist schlecht?
Schon in der vergangenen Saison strapazierte der BVB mit seiner großzügigen Chancenauswertung die Nerven der Fans. Das Supercup-Match gegen Schalke 04 hat gezeigt, dass die Mannschaft in diesem Punkt kein Stück weiter gekommen ist. Robert Lewandowski hat seine Unfähigkeit beim Abschluss hinreichend unter Beweis gestellt. Doch mit ihm wird die Borussia zunächst einmal in die neue Saison starten, denn Topscorer Lucas Barrios fällt nach seiner Verletzung beim Südamerika-Cup mindestens drei Wochen aus. Mit Mohammed Zidan und Damien Le Tallec drängen sich auf dieser Position keine Alternativen auf.
Auf dieser Position hätte der Verein eigentlich noch einen Hochkaräter verpflichten müssen. Mit Rücksicht auf das Teamgefüge hat man offenbar davon Abstand genommen, einen Star wie Miroslav Klose oder Nicklas Bendtner ins Revier zu holen. Das könnte sich rächen, vor allem wenn Lucas Barrios länger ausfällt.
Was ist möglich?
Die Mannschaft ist annähernd so stark wie in der Vorsaison. Anders als bei den Überraschungsmeistern der letzten Jahre (Wolfsburg, Stuttgart) spricht wenig dafür, dass Dortmund nach dem Triumph abstürzt. In der Vorbereitung ließ der BVB bereits seine Spielstärke aufblitzen. Ein Platz unter den ersten Drei sollte Pflicht sein. Wenn Trainer Jürgen Klopp die Euphorie halten kann, die Spieler vorm gegnerischen Tor kaltschnäutziger werden, und die Bayern erneut schwächeln - dann ist sogar die Titelverteidigung möglich.