DFB-Debüt "Zum Glück hab ich abgenommen"

Wenn das Handy fünfmal klingelt, ist der Bundestrainer am anderen Ende der Leitung. Aufgrund der Verletzungsmisere hat Joachim Löw einen unerschrockenen Neuling in den Kreis der DFB-Kicker gerufen.

Als bei Malik Fathi das Handy klingelte, ging der Fußball-Profi von Hertha BSC nicht ran. "Die Nummer war unterdrückt. Da nehme ich nie ab", sagte der 22-Jährige. Da der Anrufer nicht locker ließ, überwog bei dem Berliner beim fünften Versuch aber die Neugier - und am anderen Ende meldete sich Bundestrainer Joachim Löw. "Zum Glück habe ich noch abgenommen", sagte Fathi. Wegen der Verletzungsmisere in der Abwehr und den Absagen von Per Mertesacker, Christoph Metzelder und Robert Huth wurde der Defensivmann erstmals in den Kreis der Nationalmannschaft berufen.

Neben dem Mainzer Manuel Friedrich - der vor der WM schon einmal im Aufgebot stand - ist Fathi der Einzige im 19 Spieler umfassenden Kader für das Länderspiel gegen Schweden in Gelsenkirchen, der nicht bei der WM dabei war und noch keine Minute im DFB-Dress gespielt hat. Premieren-Angst kennt Fathi aber nicht. "Ich habe keine Probleme, mich in eine neue Gruppe einzufinden", sagte er keck mit "Berliner Schnauze". Über einen möglichen Einsatz hat er mit Löw aber noch nicht gesprochen. "Ich bin froh über jede Minute, die ich spielen kann. Dann sehen wir weiter", sagte Fathi, dessen Lieblingsposition auf der linken Abwehrseite liegt.

Großes Lob für Malik Fathi

Noch bessere Einsatzchancen als Fathi hat Manuel Friedrich, dessen Stammposition in der durch die Ausfälle betroffenen Innenverteidigung liegt. Doch auch der 26-Jährige gibt sich einem Neuling entsprechend zurückhaltend. Gerade sich zwischen vielen WM-Helden zu bewegen, ist für den Mainzer eine Besonderheit. "Es ist schon eine eingeschworene Gemeinschaft", sagte Friedrich, der den Sprung auf den WM-Zug nur knapp verpasst hatte.

Während Friedrich sich nach zwei Kreuzbandrissen langsam zurückkämpfte, ging es für Fathi in den letzten Jahren stetig bergauf. Bei Hertha ist er in der Defensive der erste Mann für die linke Außenbahn und in der U 21 sammelte er im Juniorenbereich internationale Erfahrung. In DFB-Nachwuchstrainer Dieter Eilts hat er einen großen Fürsprecher gefunden. Löw bestätigte, dass Eilts den Sohn einer Deutschen und eines Türken in den höchsten Tönen gelobt habe. Doch nicht nur im DFB-Trainerstab hat Fathi Fans. Nach seiner Nominierung stand das Handy nicht mehr still: "Ich habe bestimmt 20 SMS bekommen. Ich war auf einmal beliebt", sagte Fathi.

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Arne Richter und Jens Mende/DPA

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