DFB-Team schlägt Aserbaidschan Hauptsache gewonnen

Von Klaus Bellstedt
Mit letzter Kraft hat die Nationalmannschaft auch das siebte von sieben EM-Qualifikationsspielen vor der Sommerpause gewonnen. Gegen Aserbaidschan siegten Özil und Co. 3:1. Am Anfang sah es nicht danach aus, aber dann lief die DFB-Elf warm - und auch der einst Geschmähte traf wieder.

In Baku gegen Aserbaidschan schickte Bundestrainer Joachim Löw eine deutsche Mannschaft auf den Rasen, die in dieser Zusammensetzung wohl nie wieder auflaufen wird. Die Viererkette wurde beispielsweise von Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Holger Badstuber und Denis Aogo gebildet. Kapitän Philipp Lahm rückte überraschend vor die Abwehr. Im Offensivbereich tummelten sich dagegen gewohnte Namen wie Özil, Podolski, Müller und Gomez.

Und die neu zusammengestellte deutsche Mannschaft brauchte denn auch ein bisschen, um auf dem Feld eine gewisse Ordnung zu finden. Die Aserbaidschaner nutzten die anfängliche Konfusion des Gegners und begannen überraschend stark. Innerhalb der ersten zehn Minuten kamen sie zu zwei großen Gelegenheiten - jeweils per Distanzschuss. Den Hammer von Nadirov (7.) konnte Manuel Neuer so gerade noch an die Querlatte lenken. Trainer Berti Vogts, der ja in Aserbaidschan schwer in der Kritik steht und zuletzt von einheimischen Journalisten tätlich angegriffene wurde, hatte seine Mannschaft richtig gut eingestellt. Auch läuferisch war der Underdog den Deutschen zunächst ebenbürtig. Hinzu kam das frenetische Publikum, das das eigene Team immer wieder nach vorne peitschte. Auch nach gut einer Viertelstunde hatten Özil und Co. noch nichts Konstruktives zustande gebracht.

Bezeichnend, dass es eine Standardsituation war, die dann erstmals für Gefahr sorgte. Toni Kroos schnibbelte in der 18. Minute einen Freistoß aus halblinker Position an den linken Außenpfosten. Aserbaidschans Torwart Aghayev wäre aber wohl zur Stelle gewesen.

Gomez verbessert weiter seine Quote

In der Folgezeit beruhigte sich das Spiel: Das DFB-Team fand die nötige Passsicherheit wieder, der Gegner musste dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Vor allem Toni Kroos konnte in dieser Phase der Partie Akzente im Mittelfeld setzen. Sein Schuss aus der 28. Minute stellte Aserbaidschans Keeper vor große Probleme. Irgendwie gelang es Aghayev aber, den Flatterball aus 18 Metern doch noch zur Ecke zu lenken. Dem zunächst enttäuschenden Mesut Özil war es dann vorbehalten, die zu diesem Zeitpunkt leicht schmeichelhafte Führung für Deutschland zu erzielen, als er einen langen Ball von Höwedes von der rechten Seite aus dem Rückraum aufnahm, einen Gegenspieler umkurvte und dem Torhüter mir einem Schuss ins lange Ecke keine Chance ließ (30.).

War jetzt der Bann gebrochen? Hatten sich Löws Männer jetzt die Müdigkeit aus den Beinen gelaufen? Nicht wirklich. Die junge deutsche Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 23,9 Jahren bewegte sich zu wenig. Es war kein Spielfluss zu sehen. Ausnahme: die 41. Minute. Eine schöne Kombination über Badstuber und Özil verwertete Mario Gomez im Stile eines echten Torjägers zum 2:0. Das war sein viertes Tor im dritten Spiel. Keine schlechte Quote. Mit diesem Ergebnis wurden dann die Seiten gewechselt.

Nach dem Wechsel sorgte dann Manuel Neuer für den ersten Höhepunkt, als er in Bedrängnis einen riskanten Querpass weit außerhalb seines Tores spielte (50.). Das hätte gut ins Auge gehen können. Danach tauchten die Hausherren vor 25.000 Zuschauern für lange Zeit allerdings nicht mehr vor Neuers Tor auf. Das DFB-Team gewann mit zunehmender Spieldauer deutlich die Oberhand und kontrollierte die Partie, echte Torchancen blieben aber zunächst noch Mangelware.

Abwehr patzt beim Gegentor

Nach einem Abschnitt des Leerlaufs war es schließlich Mario Gomez, der auf der rechten Seite schön freigespielt wurde, aber mit seinem scharfen Schuss an Aghayev scheiterte (69.). Das war das Signal für ein recht ansehnliche Schlussphase der deutschen Nationalmannschaft. Vor allem Mesut Özil kam immer besser in Schwung und trieb das Team mit klugen weil öffnenden Pässen an. In der 76. Minute hätte es für Özil beinahe mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend geklappt, aber der Spielmacher scheiterte (von Gomez wunderbar in Szene gesetzt) freistehend ziemlich kläglich. In den letzten Minuten spielte die DFB-Auswahl zwar weiter nach vorne, aber die Angriffe wurden selten zu Ende gespielt - was offensichtlich auch an den schwindenden Kräften der Spieler lag. In den letzten Minuten überschlugen sich plötzlich noch einmal die Ereignisse. Erst waren es die Aserbaidschaner, die nach einem fürchterlichen Durcheinander in der deutschen Abwehr (und einem Irrflug von Manuel Neuer) durch Huseynov zum Anschlusstreffer kamen (89.). Dann, in der dritten Minute der Nachspielzeit, sorgte der eingewechselte Andre Schürrle für ein letztes Highlight aus deutscher Sicht, als er im zweiten Versuch (zuvor war Gomez mit einem Gewaltschuss gescheitert) aus kurzer Distanz den 3:1-Endstand markierte. Danach war Schluss.

Deutschland bleibt also auch im letzten EM-Qualifikationsspiel vor der Sommerpause ungeschlagen und konnte in Baku gegen einen letztlich harmlosen Gegner den siebten Sieg im siebten Spiel einfahren. Nach dem finalen Kraftakt gegen das Team von Berti Vogts fehlt der DFB-Elf praktisch nur noch ein Punkt aus ihren verbleibenden drei Qualifikationsspielen, um sich die Fahrkarte für die EM 2012 endgültig zu sichern. Und was sind die wichtigsten Erkenntnisse von Baku? Mario Gomez trifft weiter im Nationaltrikot. Und: Es geht auch mal mit halber Kraft. Schönen Urlaub!

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