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Deutschland vs. Portugal Matthias Ginter – der Schattenmann, der Cristiano Ronaldo stoppen soll

Matthias Ginter im Spiel Deutschland gegen Frankreich
Matthias Ginter im Spiel Deutschland gegen Frankreich
© Federico Gambarini / Picture Alliance
Matthias Ginters Karriere begann verheißungsvoll – schon mit 20 Jahren wurde der Verteidiger mit Deutschland Weltmeister. Danach fiel er in Ungnade beim DFB. Erst jetzt hat sich der 27-jährige zu einer unverzichtbaren Stammkraft im Nationalteam entwickelt.
Wenn Matthias Ginter nicht auffällt, hat er einen exzellenten Job gemacht. Das ist sein Schicksal als Innenverteidiger: Sein Erfolg besteht allein darin, anderen Glanz und Wucht zu nehmen, ohne dabei selbst in den Mittelpunkt zu rücken. So wie am Dienstagabend, in der EM-Partie Deutschland gegen Frankreich. Ginter, 27, spielte rechts in der Innenverteidigung. Sein direkter Gegner: Kylian Mbappé, der derzeit weltbeste Flügelstürmer.
Ginter sorgte dafür, dass Mbappé nur wenige gute Szenen hatte in der Münchener Allianz Arena. Gleich in der 15. Minute grätschte er in einen Flachpass, der Mbappé erreichen sollte. Durch geschicktes Stellungsspiel schaffte es Ginter, dass er nur selten ins Laufduell mit dem pfeilschnellen Franzosen musste.

Der nächste Superstar wartet

Matthias Ginter, aufgewachsen in einem Vorort von Freiburg, seit 2017 bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag, ist der Schattenmann im deutschen Spiel. Bei der 0:1-Niederlage gegen die Franzosen war er der beste DFB-Akteur, und auch im zweiten EM-Spiel wird es wohl wieder auf Ginter ankommen. An diesem Samstag (18 Uhr / live in der ARD, auf MagentaTV und im stern-Ticker) tritt die Nationalmannschaft gegen Portugal an. Ginters Aufgabe wird es sein, Cristiano Ronaldo zu bewachen. Der nächste Weltstar, den er ausbremsen muss.
Die große Verantwortung belastet ihn nicht – man kennt sich. "Ich habe vor einigen Jahren mit Borussia Dortmund ein paar Mal gegen Real Madrid gespielt, als Cristiano Ronaldo noch da war", sagt Ginter. "Er ist noch immer einer der besten Stürmer der Welt. Ich freue mich auf ihn."
Von den Scouts des DFB wird Ginter sehr genau auf das Duell mit Ronaldo vorbereitet. Er bekommt eine sogenannte Stärken-Schwächen-Analyse und ausgewählte Szenen auf Video vorgeführt; ähnlich aufwendig hatte sich Ginter auch für Kylian Mbappé präpariert.

Unerwartete Schlüsselrolle für Ginter

Dass Matthias Ginter bei dieser EM eine Schlüsselrolle einnimmt im DFB-Team, darf als Überraschung gelten. Denn seine Karriere hatte über Jahre stagniert – und auch Bundestrainer Löw schien zwischenzeitlich so seine Zweifel an Ginter zu haben.
Zur WM 2014 nahm Löw den damals 20 Jahre alten Freiburger als Lehrling mit. Beim Turnier in Brasilien, das die Deutschen gewannen, spielte er keine einzige Minute. Für die EM 2016 bekam er keine Einladung, und bei der missglückten WM 2018 stand er zwar im Kader – wurde aber nicht eingesetzt.
Nun also, im Alter von 27 Jahren, hat sich Ginter doch noch durchgesetzt in der Auswahl des DFB. "Matze Ginter ist ein absolut zuverlässiger Spieler", sagt Löw über seinen Abwehrmann. "Er ist sehr variabel und kann auf verschiedenen Positionen in der Abwehr eingesetzt werden."

Variabilität als Trumpf

Diese Flexibilität wird Löw womöglich noch in Anspruch nehmen im weiteren Turnierverlauf. Denn auf der rechten Abwehrseite herrscht Personalnot. Am Donnerstag fehlte Lukas Klostermann beim Training – der Verteidiger von RB Leipzig hat sich am Oberschenkel verletzt. Für Löw bedeutet dies, dass er gegen Portugal wahrscheinlich wieder Joshua Kimmich (FC Bayern) vom Zentrum auf die rechte Außenbahn ziehen wird.
Das wiederum schafft neue Probleme, wie gegen Frankreich zu beobachten war: Kimmich fehlte als Ideengeber im defensiven Mittelfeld; Toni Kroos (Real Madrid) und Ilkay Gündogan (Manchester City) waren mit dieser Aufgabe überfordert. Kroos leistete sich viele ungenaue Zuspiele, Gündogan wirkte seltsam gehemmt. Steilpässe in die Zwischenräume der französischen Verteidigung vermied er, stattdessen schob er den Ball rechts oder links zur Seite, was das sowieso schon maue Angriffsspiel zusätzlich lähmte.
Eine Option, die Löw nun ziehen könnte: Matthias Ginter auf die rechte Außenbahn stellen und die dadurch entstehende Lücke in der Innenverteidigung mit Emre Can (Borussia Dortmund) schließen.

Vertrag läuft in einem Jahr aus, viele Interessenten

Der späte Entwicklungssprung, den Matthias Ginter gemacht hat, findet in der Bundesliga viel Beachtung. Ginters Vertrag in Gladbach läuft im Sommer 2022 aus; Bayer Leverkusen, so wird kolportiert, soll großes Interesse an einer Verpflichtung haben. Die Ablösesumme soll bei etwa 20 Millionen Euro liegen.
Es gibt Indizien, die in diesen Tagen darauf hindeuten, dass Ginter Gladbach wohl verlassen wird. Gespräche über eine Vertragsverlängerung habe es bislang nicht gegeben, sagt Ginter. Und auf die Frage, ob ihm jemand von Gladbacher Seite zu seinem hervorragenden Spiel gegen Frankreich gratuliert habe, presste Ginter ein kurzes und knappes "Nein" heraus. Und es wirkte so, als müsse er sich sehr anstrengen, damit ihm die Gesichtszüge nicht entgleisen.    
luh

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