Der Deutsche Fußball-Bund hat die gefährliche Greenpeace-Aktion mit einem Motorschirm-Flieger vor dem EM-Auftaktspiel der Nationalmannschaft scharf kritisiert. "Diese Aktion verurteilen wir als DFB. Derjenige hat nicht nur sich, sondern auch andere gefährdet und verletzt. Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar", sagte Verbandssprecher Jens Grittner bei der Pressekonferenz nach dem 0:1 zum Turnierstart gegen Frankreich. Auch VW, Ziel des verunglückten Protestes kritisierte die Aktion.
"Der Vorgang wird jetzt auch geprüft, bei der Polizei, bei den Behörden hier in München und der Uefa. Aber selbstverständlich verurteilen wir auch das, was da passiert ist. Das hätte wahrscheinlich auch noch weitaus schlimmer ausgehen können", fügte Grittner zum Vorfall im Münchner Stadion an. Die Europäische Fußball-Union Uefa sprach von einer "rücksichtslosen und gefährlichen Aktion".
Söder kündigt Konsequenzen an
Inzwischen wurden Ermittlungen wegen diverser Delikte nach Strafgesetzbuch und Luftverkehrsgesetz aufgenommen. Das teilte das Polizeipräsidium München am Mittwoch mit. "Das Polizeipräsidium München betont, dass es keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird", hieß es in der Mitteilung der Polizei.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte ebenfalls Konsequenzen an. "Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. "Das ist kein Kavaliersdelikt."
Greenpeace: Wollten niemanden gefährden
Kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels zwischen Deutschland und Frankreich hatte ein Motorschirm-Flieger sich selbst und die Fans in der Arena mit einer Notlandung im Stadion in Gefahr gebracht. Hinter der Aktion stand die Umweltorganisation Greenpeace, die damit gegen den Sponsor Volkswagen protestieren wollte. Greenpeace entschuldigte sich wenig später für den missglückten Protest, es sei nie die Absicht gewesen, das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzen.
Der Aktivist, ein 38-jähriger Mann aus Baden-Württemberg, war zunächst über dem Stadion geflogen und hatte versucht, einen großen gelben Ball in die Arena sinken zu lassen. Dabei geriet er in eine Stahlseilkonstruktion am Stadiondach und kam ins Trudeln. Nur mit großer Mühe konnte er einen Absturz in die Zuschauerränge verhindern. Nach der Notlandung eilten ihm noch zwei Spieler der deutschen Mannschaft zur Hilfe – dann wurde er von zwei Sicherheitskräften abgeführt. Auf Bildern ist zu sehen, wie der Aktivist mit seinem Fluggerät zuvor noch einige Zuschauer streifte. "Wir haben nach dem jetzigen Stand zwei verletzte Männer, die zur weiteren medizinischen Versorgung ins Krankenhaus gebracht worden sind", sagt der Polizeisprecher. Über die Schwere der Verletzungen gibt es zunächst keine Informationen.
Motorschirm-Pilot sollte gar nicht landen
Eigentlich hätte laut Greenpeace alles ganz anders ablaufen sollen: Die Umweltorganisation forderte bei Twitter von Volkswagen, keine klimaschädlichen Diesel- und Benzinautos mehr zu verkaufen. Ein Sprecher räumte noch während des laufenden Spiels ein, dass die Aktion missglückt sei - und entschuldigte sich. "Das tut uns wahnsinnig leid", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auf dem Twitter-Account von Greenpeace hieß es: "Dieser Protest hatte nie die Absicht das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzten." Greenpeace-Aktionen seien immer friedlich und gewaltfrei.
Der Plan sei gewesen, dass der Pilot mit einem großen Latexball über das Stadion schwebt, erklärte der Sprecher. Der Ball hätte dann hinab sinken sollen - der Pilot, der auch einen Propeller auf dem Rücken festgeschnallt hatte, sollte gar nicht landen. Technische Schwierigkeiten hätten ihn aber zur Notlandung auf dem Spielfeld gezwungen.
Grüne-Fraktionsvize: "Krass idiotische Aktion"
Volkswagen kritisierte, Greenpeace habe mit der Protestaktion "Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer und Fans eines Fußballspiels in Gefahr gebracht und es wurden sogar Menschen verletzt." VW sei offen für den kritischen und konstruktiven Dialog in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit und bekenne sich klar zum Pariser Klimaabkommen bis 2050.
Auch in den Sozialen Medien erntete Greenpeace Spott und scharfe Kritik. "Wichtiges Thema, aber krass idiotische und unverantwortliche Aktion", schrieb der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz bei Twitter. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nannte den Piloten in der "Bild"-Zeitung einen unverantwortlichen Abenteurer, "der seine Flugkünste selbst maßlos überschätzt hat und dadurch Leib und Leben von Zuschauern im Stadion ernsthaft gefährdet hat".