EM-Qualifikation Mit viel Spaß gegen knallharte Iren

Bundestrainer Joachim Löw hat eine klare Ansage gemacht: Mit einem Sieg gegen Irland in Dublin soll die vorzeitige Qualifikation für die Europameisterschaft unter Dach und Fach gebracht werden. Jens Lehmann stritt unterdessen ab, dass Löw ihm ein Ultimatum gestellt habe.

Ein Punkt reicht schon, doch Joachim Löw will am liebsten mit dem 50. Sieg der Fußball-Nationalmannschaft in einem EM- Qualifikationsspiel das Ticket für die Schweiz und Österreich buchen. Mit der Landung der Sondermaschine LH 5010 am Freitag im 15 Grad warmen und bewölkten Dublin stiegen Vorfreude und Zuversicht vor dem Duell mit den heimstarken Iren im Lager der deutschen Fußball- Nationalelf noch einmal kräftig an. "Es macht Spaß in Irland zu spielen. Die Iren haben begeisterungsfähige, aber faire Fans. Und die Gastgeber werden alles versuchen, um uns zu ärgern. Da gibt es viel Arbeit", erklärte Abwehrchef Christoph Metzelder.

Ultimatum für Lehmann

In Turbulenzen, wie wegen starker Nordwinde auf dem zweistündigen Flug von Berlin nach Dublin, will das DFB-Team auf dem Spielfeld nicht kommen. In der erwarteten heißen Atmosphäre im über 80.000 Zuschauer fassenden "Croke Park" wird auch Jens Lehmann nach seiner Verletzungspause besonders gefordert sein. "Ich habe zwar ein paar Mal trainiert, und das ging ganz gut. Aber ein Spiel ist eine andere Belastung", sagte Lehmann, der zudem durch seine undurchsichtige Position beim FC Arsenal unter Zugzwang steht. Bundestrainer Joachim Löw hatte ein Gespräch angekündigt, wenn der 37-Jährige nicht bis zum Dezember seinen Stammplatz bei den Londonern zurückerobern würde. Lehmann selbst wehrte sich in mehreren Interviews gegen die Darstellung eines "Ultimatums": Das Entscheidende an der ganzen Sache sei doch das Wenn. "Ich bin aber absolut davon überzeugt, dass ich bei Arsenal wieder spielen werde."

In Reihe 1 der DFB-Chartermaschine grübelte Löw über die letzten offenen Fragen bei seiner Aufstellung: Simon Rolfes und Piotr Trochowski streiten um den letzten Platz im Mittelfeld, Lukas Podolski und Mario Gomez um die zweite Stürmer-Position neben Kevin Kuranyi. "Wir wollen unbedingt gewinnen", unterstrich Löw nochmals in Dublin. Bei den letzten Einweisungen im Hotel "Four Seasons" konnte er gleich auf eine Handvoll Gründe verweisen, dass es mit dem Jubiläum des "halben Hunderters" in der EM-Ausscheidung klappt.

Deutsche Elf noch unbezwungen

Die letzte Pleite in der Europameisterschafts-Qualifikation liegt schon neun Jahre zurück, in Irland verlor eine DFB-Auswahl zuletzt vor 51 Jahren. Der Bundestrainer selbst ist in Pflichtspielen noch unbezwungen. Doch die wichtigsten Argumente liefert das aktuelle Team. "Wir haben eine hohe Qualität in unserer Mannschaft, die sich immer mehr mit unserer Philosophie identifiziert", sagte Löw trotz der acht Ausfälle von Kapitän Michael Ballack über Top-Torjäger Miroslav Klose bis hin zur Stammkraft Philipp Lahm. "Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie in der Breite stärker besetzt ist", ergänzte Metzelders Abwehr-Kollege Per Mertesacker optimistisch.

Mit der Viererkette Arne Friedrich, Mertesacker, Metzelder und Marcell Jansen, Rückkehrer Torsten Frings, Antreiber Bastian Schweinsteiger und dem gereiften Kuranyi will Deutschland schon vor dem Heimspiel in München gegen Tschechien als erste von insgesamt 50 in der Qualifikation gestarteten Nationen das EM-Ticket buchen - und damit zugleich den ersten großen Zahltag nach der WM im eigenen Land perfekt machen. Maximal 150.000 Euro kann ein Spieler für das Erreichen der EM-Endrunde kassieren, pro Berufung für eine Qualifikations-Partie gibt es pro Akteur 12 500 Euro. Für Löw ist der materielle Anreiz zweitrangig, der 47-Jährige sieht seine Kandidaten ohnehin hoch motiviert: "Es gab nach der WM noch keinen mentalen Einbruch." Löw weiß aber auch um die große Motivation der Gastgeber, die zu Hause im laufenden Wettbewerb von vier Spielen drei gewannen und nur beim 1:1 gegen Tschechien ein Gegentor kassierten.

Spaß daran, die beste Leistung zu bringen

Für das Team von Chefcoach Steve Staunton, in der Tabelle derzeit mit 14 Punkten hinter Deutschland (22) und Tschechien (20) nur auf Rang drei, ist es die letzte Möglichkeit. "Sie wollen gegen uns gewinnen und hoffen dann darauf, dass wir die Tschechen schlagen. Dann hätten die Iren am letzten Spieltag noch eine Chance", erklärte der Bundestrainer. "Gefahr ist immer mit dabei, wenn man sich ein bisschen entspannt", sagte Teamchef Oliver Bierhoff und verwies auf die eigentlich komfortable Situation, gleich vor vier Matchbällen zu stehen. Doch der Charakter des derzeitigen Nationalteams würde die Gefahr minimieren: "Jeder hat einfach Spaß und Interesse, die beste Leistung zu bringen und die Leute immer wieder zu überraschen", betonte Bierhoff.

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Jens Mende, Klaus Bergmann/DPA

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