Trotz einer Fülle hochkarätiger Möglichkeiten musste sich der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga SV Werder Bremen am Sonntag mit einem 0:0 bei UEFA-Cup-Anwärter VfL Bochum zufrieden geben und den im Münchner Derby siegreichen FC Bayern bis auf sechs Punkte an sich herankommen lassen.
Vor 32.645 Zuschauern scheiterten die Bremer, denen am 4. April beim 1:1 gegen Freiburg das letzte Feld-Tor gelungen war, erneut an ihrer Abschlussschwäche und beklagten zudem großes Verletzungspech. Mittelfeldspieler Kristian Lisztes zog sich bei einem Zweikampf kurz vor Schluss einen Kreuzbandriss im linken Knie zu und wird vermutlich monatelang ausfallen.
Fabian Ernst ist trotzdem zufrieden
"Wir haben viele Chancen gehabt und hätten eigentlich gewinnen müssen. Aber wir haben sechs Punkte Vorsprung, damit können wir leben. Ich glaube, wir können weiter ganz gelassen sein", sagte Werder-Mittelfeldspieler Fabian Ernst, der die fünfte Gelbe Karte der Saison sah und am kommenden Samstag im Nordderby gegen den Hamburger SV fehlen wird. "Es war ein Top-Spiel. Wir sind mit einem Punkt zufrieden", sagte VfL-Torwart Rein van Duijnhoven, der zum zwölften Mal in dieser Spielzeit zu Hause ohne Gegentor blieb. Der Punkt könnte für den VfL im Kampf um Platz fünf angesichts der Niederlagen der Konkurrenz Gold wert sein.
Der technisch reifer wirkende Spitzenreiter kontrollierte die temperamentvolle Partie fast nach Belieben, zeigte aber vor dem gegnerischen Tor erneut Nerven. Zudem scheint Top-Torjäger Ailton die Treffsicherheit abhanden gekommen zu sein. Der in dieser Saison schon 25 Mal erfolgreiche Brasilianer wartet inzwischen seit 321 Minuten auf einen Treffer.
Löwen erstmals auf einem Abstiegsplatz
Mit dem 104. Sieg im Stadtderby hat der FC Bayern München seine Titelchance in der Fußball-Bundesliga gewahrt und den VfB Stuttgart im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation auf Distanz gehalten. Roque Santa Cruz sicherte dem Rekordmeister am Sonntag im 199. Duell mit dem TSV 1860 München mit seinem fünften Saisontor (50. Minute) den verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg. Die "Löwen" fielen beim Debüt von Trainer Gerald Vanenburg vor 71 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsrang zurück. Vanenburg hatte das bisher von Falko Götz betreute Team im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen den HSV gleich auf fünf Positionen umgestellt.
"Der Vorsprung schmilzt"
"Mit dem heutigen Sieg wird auch die Nervenkraft zurückkehren - das reicht dann", resümierte Bayern-Manager Uli Hoeneß optimistisch und setzte noch einen drauf: "In meiner Rechnung, noch deutscher Meister zu werden, war heute ein Unentschieden der Bremer in Bochum eingeplant." Auch Jubilar Ottmar Hitzfeld machte sich und der Mannschaft nach seinem 200. Spiel als Bayern-Trainer Mut. "Wir haben immer gehofft und nie aufgegeben. Der Vorsprung schmilzt", erklärte der Coach des Tabellen-Zweiten. "Mit sechs Punkten Rückstand an vier Spieltagen ist natürlich noch einiges offen."
Die Bayern mussten auf sieben Stammspieler verzichten, besonders schmerzlich war der kurzfristige Ausfall von Mittelfeld-Regisseur Michael Ballack (Gelb-Rot-Sperre) und Abwehrmann Samuel Kuffour (Windpocken). Für Ballack sollte Bastian Schweinsteiger das Spiel ordnen; das gelang dem agilen Youngster in etlichen Szenen auch ganz gut.