Ende Mai 2020 war der Vertragsentwurf fertig. Das Papier sollte eine Partnerschaft begründen, die zum Vorteil beider Seiten gedacht war. Sieben Millionen Euro wollte der inzwischen insolvente Finanzdienstdienstleister Wirecard innerhalb von drei Jahren an den FC Bayern zahlen. Als Starttermin für den Sponsoring-Vertrag war der 1. Juli 2020 vorgesehen, so berichten es WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung".
Ziel der Partnerschaft sei es demnach gewesen, "neue Geschäftsfelder" zu entwickeln. Wirecard und der FC Bayern wollten ihre "fachliche Expertise, ihre Kontakte und ihr Know-how partnerschaftlich bündeln", um bei Fußballfans Werbung für den digitalen und mobilen Zahlungsverkehr zu machen.
Zum Glück für den FC Bayern wurde der Vertrag nicht unterschrieben
Zum großen Glück des FCBayern kam es nicht mehr zur Unterschrift des Vertrags. Im Laufe des Monats Juni 2020 wandelte sich das strahlende Erfolgsunternehmen aus Aschheim vor den Toren Münchens in eine Pleitefirma. Es stellte sich heraus heraus, dass das Unternehmen 1,9 Milliarden Euro an Luftbuchungen durchgeführt hatte und das Geld gar nicht vorhanden war. Ein mutmaßlich gewaltiges Betrugssystem brach zusammen. Der langjährige Vorstandvorsitzende Markus Braun kam in Untersuchungshaft und Vorstandsmitglied Jan Marsalek tauchte unter.
Klar ist, für den FC Bayern hätte die Partnerschaft eine schwere Rufschädigung bedeutet, wäre der Vertrag unterschrieben worden. Dabei hätten die Klub-Bosse laut NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" gewarnt sein können. Im Oktober 2019 berichtete vor allem die britische Zeitung "Financial Times" wiederholt über mutmaßliche Missstände. Bayern-Vorstand Jörg Wacker, Vorstand für Internationalisierung und Strategie, hakte offenbar wegen der Zeitungsberichte nach, seine Zweifel wurden aber wohl ausgeräumt.
Ein geplantes Abendessen im Haus von Uli Hoeneß
Am 19. Mai 2020 sollte sogar ein Abendessen im Haus von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß stattfinden. Als Gäste seien Herbert Hainer, Bayern-Präsident sowie Aufsichtsratschef der Fußball AG des FCB, Wirecard-Vorstandschef Markus Braun und Burkhard Ley, Ex-Finanzchef und Berater in Aschheim geladen gewesen. Ob der Termin tatsächlich stattfand, ist nicht bekannt.
Was den Bayern-Verantwortlichen zu dem Zeitpunkt wohl ebenfalls nicht bewusst gewesen ist: Sie sollten offenbar ein Teil der PR-Strategie von Wirecard werden, gezielt schlechter Presse entgegenzuwirken. Neben gefakten Erfolgsmeldungen gehörten dazu auch erfolgreiche Partner, von deren Glanz Wirecard profitieren wollte. Zu den Basketballern des FC Bayern bestand bereits eine Partnerschaft mit Wirecard. Der Klub hat sich zu den Vorgängen bislang nicht geäußert.
Quellen: "Süddeutsche Zeitung", "Sportschau"