4:0 nach 0:3 – dem FC Liverpool ist im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gegen den FC Barcelona die fast unmögliche Wende gelungen. Einer, der im Spiel an der Anfield Road gar nicht zum Einsatz kam, könnte dennoch einen wesentlichen Einfluss auf das Scheitern der Katalanen gehabt haben: der Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé.
Die entscheidende Szene spielte sich im Hinspiel in Barcelona ab. Die Katalanen führten in der Nachspielzeit klar mit 3:0. Das Team von Jürgen Klopp versuchte alles, um doch noch das wichtige Auswärtstor zu erzielen. Dann fingen sich die "Reds" einen der berühmten Konter von Lionel Messi. Der argentinische Superstar dribbelte in der gegnerischen Hälfte und legte quer auf den eingewechselten Dembélé. Der Franzose stand frei vor Liverpool-Keeper Alisson Becker – und vergab die Riesenchance.
Vor einer Woche dachten die Anhänger des FC Barcelona wohl noch, dass ein 3:0-Polster ausreichen würde. Nach der 0:4-Pleite dürfte die Szene nun ganz anders bewertet werden. Zahlreiche Twitter-Nutzer erinnerten sich sofort daran:
Ousmane Dembélé im Rückspiel nicht im Kader
Im Rückspiel fehlte der 21-Jährige dann auch noch verletzt. Der frühere BVB-Stürmer zog sich am Wochenende schon nach fünf Minuten eine Verletzung am rechten Oberschenkel zu. "Wir wollen ja keine Verletzten, auf keiner der beiden Seiten. Es wäre toll gewesen, Dembélé sowie Salah und Firmino auf dem Rasen sehen zu können", sagte Barca-Trainer Ernesto Valverde vor dem Spiel. Dembélé hätte am Dienstag "bei den sich möglicherweise bietenden Räumen sehr wichtig sein können", befand er.
Das spektakuläre Aus in der Königsklasse dürfte aber nicht das einzige Thema sein, das Dembélé derzeit beschäftigt. Er streitet weiter mit seinem ehemaligen Vermieter in Dortmund vor Gericht. Wie eine Sprecherin des Dortmunder Amtsgerichts am Montag mitteilte, hat der Franzose einen ersten Vergleichsvorschlag platzen lassen. Der Vermieter fordert insgesamt rund 20.000 Euro von Dembélé, weil dieser das Haus beim Auszug im Sommer 2017 verdreckt und mit erheblichen Schäden zurückgelassen haben soll.
Das Gericht hatte in einer ersten Verhandlung im April vorgeschlagen, dass der Fußballprofi noch 6600 Euro zahlt und gleichzeitig auf die Kaution von 4000 Euro verzichtet. Darauf wollte sich Dembélé aber nicht einlassen. Nach der Zurückweisung des Vergleichs hat das Gericht inzwischen einen neuen Vorschlag unterbreitet. Danach soll der Fußballer seinem Ex-Vermieter noch 4000 Euro zahlen und weiterhin auf die Kaution in gleicher Höhe verzichten. Beide Seiten haben nun bis zum 22. Mai Zeit, sich dazu zu äußern.
Zahlreiche Eskapaden prägen Dembélés Karriere
Der Miet-Ärger reiht sich in eine Reihe von Eskapaden um den Weltmeister von 2018 ein. Disziplin und Einstellung ließen bei dem hoch talentierten Fußballer schon häufig zu wünschen übrig.
Im August 2015 bekundete Red Bull Salzburg Interesse an dem bei Stade Rennes unter Vertrag stehenden Dembélé. Die Franzosen erteilten den Österreichern eine klare Absage, dennoch war Dembélé häufiger in Salzburg, um sich beim Verein umzuschauen, auch den Trainingseinheiten in Rennes blieb er fern. Er wollte offenbar einen Wechsel erzwingen. Dembélé blieb zwar in Frankreich, aber nur um ein Jahr später nach Dortmund zu wechseln.
Im Sommer 2017 gab es ein ähnliches Spiel, als er alles andere als einvernehmlich aus dem Ruhrgebiet nach Spanien wechselte. Als sein Transfer zum Thema wurde, hatte der Franzose plötzlich keine Lust mehr und erschien nicht mehr zum Training des BVB. Nach zwei Wochen des Streiks hatte der Verein genug und ließ ihn – für stattliche 105 Millionen Euro Ablöse zuzüglich weiterer Bonuszahlungen – nach Barcelona ziehen. Auch eine saftige Geldstrafe ließ ihn damals unbeeindruckt.
Seine Zeit in Barcelona scheint bisher keine große Liebesgeschichte zu sein. In seiner ersten Saison war er von zahlreichen Verletzungen geplagt, die die Klub-Verantwortlichen laut der spanischen Zeitung "Mundo Deportivo" auf seinen unprofessionellen Lebensstil zurückführten.
Unentschuldigtes Fehlen beim Training des FC Barcelona
Im November 2018 blieb er erstmals dem Training unentschuldigt fern. Trainer Valverde strich ihn daraufhin für ein Spiel aus dem Kader. Weitere Verspätungen beim Mannschaftstraining folgten. Der Verein soll ihn laut dem Radiosender "Cope" mit einer Geldstrafe von 200.000 Euro belegt haben. Barcelonas Chef-Scout Urbano Ortega erklärte vor einigen Monaten gegenüber "Cope", dass der Verein von den Disziplinlosigkeiten wusste. "Wir wussten bereits, wie er war und welches Umfeld er hat. Tatsächlich hatte er schon in Rennes Probleme. Wir hatten viele Informationen darüber, auf welchem technischen Level er sich befindet und einige Fakten über seine jugendliche Undiszipliniertheit."
Etwa zur gleichen Zeit begann der Streit um seine frühere Dortmunder Villa, die er wie eine Müllhalde zurückgelassen haben soll.
Auch in der französischen Nationalmannschaft genießt Dembélé nicht das beste Ansehen. Während der Weltmeisterschaft 2018 spielte er neben Superstars wie Kylian Mbappé und Antoine Griezmann nur eine untergeordnete Rolle, kam in Halbfinale und Finale nicht zum Einsatz. Trainer Didier Deschamps kennt die Probleme des 21-Jährigen: "Ich kenne seine Ausreden. Egal, ob bei seinem Verein oder bei der Nationalmannschaft, er muss sich etwas mehr auf die Dinge fokussieren, die den Alltag eines Profis auf so hohem Niveau bestimmen."
Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Dembélé Barcelona im Sommer verlassen könnte. Dies dürfte vor allem in Dortmund mit Wohlwollen aufgenommen werden. Bei einem Weiterverkauf des Stürmers könnte der Revier-Klub bis zu 40 Millionen Euro an zusätzlichen Prämien kassieren.
Quellen: "Transfermarkt"; "Cope"; "Ran"; "Cope"; "Welt"
