Insgesamt war der FC Bayern München ganz zufrieden mit sich und dem 2:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus. Die Bilanz des Abends liest sich gut: Vorzeitig für das Achtelfinale in der Champions League qualifiziert, zu Null gespielt, über 90 Minuten dominiert – so gesehen war alles in Ordnung. "Das war nicht das Höchste der Gefühle, aber jeder hat gesehen, dass wir da waren", fasste Thomas Müller die Partie zusammen.
Allen Beteiligten war nach Schlusspfiff in der Allianz Arena eine gewisse Erleichterung anzumerken. Im Moment geht es darum, dass die Mannschaft wieder stabiler spielt (also weniger Tore kassiert) und ihr Potenzial ausschöpft (noch mehr Tore schießt). Das gelang gegen die Griechen nur bedingt. Noch wirkt die Verunsicherung durch die sportliche Krise und die Entlassung von Trainer Niko Kovac nach.
Hansi Flick hat ersten Teil seines Auftrags erfüllt
Über allem schwebt selbstverständlich die Trainerfrage. Interimscoach Hansi Flick hat mit dem Erfolg gegen Piräus den ersten Teil seines Auftrags erfüllt. Dass Piräus sportlich nur bedingt ein Maßstab war und dass Borussia Dortmund, der Gegner am Samstag (ab 18.30 Uhr im stern-Liveticker), eine andere Gewichtsklasse darstellt - das wissen alle. Flick beantwortete die Frage, welche Chancen er auf ein längeres Engagement habe, so, wie in den Tagen zuvor auch: "Es interessiert mich überhaupt nicht, was nach dem Samstag passiert. Ich genieße es aktuell, weil die Mannschaft hervorragend arbeitet."
Es gilt aber als ausgemacht, dass Flick den Job bis zum Sommer gern übernehmen würde. Flick gab seine Bewerbung durch die Aufstellung ab. Er beorderte Müller, Javier Martinez und Leon Goretzka in die Startelf und ließ Thiago und Philippe Coutinho auf der Bank - damit grenzte er sich deutlich von Vorgänger Kovac ab. Wie das bei den Bayern-Bossen ankam, lässt sich nicht sagen. Sportdirektor Hasan Salihamidzic wollte sich zur Trainerfrage nicht konkret äußern.

Damit zeichnen sich zwei realistische Trainer-Kandidaten ab: Eben Hansi Flick und - Arsène Wenger. Die beiden sind die einzigen aus dem Kandidatenkarussell, die zu den Bedingungen der Bayern zu haben wären: Sie müssen deutsch sprechen und bereit sein, nur bis Saisonende zu übernehmen. Danach soll die "große Lösung" folgen, etwa mit Thomas Tuchel oder Erik ten Hag. Beide sind aufgrund ihrer vertraglichen Verpflichtungen bei Paris Saint-Germain und Ajax Amsterdam für diese Saison nicht zu haben. Ralf Rangnick sagte grundsätzlich ab.
Mit Wenger haben die Bayern nach übereinstimmenden Medienberichten erste Gespräche geführt. Der 70-jährige Elsässer, der im vergangenen Sommer nach 22 Jahren beim FC Arsenal zurücktrat, bekundete in diversen Interviews bereits großes Interesse. "Ich würde mich niemals weigern, mit Bayern München zu sprechen", sagte Wenger zuletzt beim Sender beIN Sports, für den er als TV-Kommentator arbeitet, "denn ich kenne diese Leute, die den Verein führen, seit 30 Jahren. Ich wäre ja vor langer Zeit beinahe mal zu Bayern gegangen. Das ist momentan alles, was ich dazu sagen kann." Allerdings hat das Sport-Internetportal "sport1" mittlerweile gemeldet, dass es sich im Fall von Wenger lediglich um Gedankenspiele handele.
FC Bayern wollte Wenger schon vor 30 Jahren verpflichten
Wenger spielte darauf an, dass die Bayern ihn damals vom AS Monaco loseisen wollten. Er sagte aus Vertragstreue ab, nur um wenig später bei den Monegassen gefeuert zu werden.
Drei Jahrzehnte später würde Wenger immer noch gut zum FC Bayern passen. Er verfügt über eine gewaltige Erfahrung, hat über Jahrzehnte Talente entwickelt und mit Stars gearbeitet. Und er würde die Ballbesitz-Philosophie der Münchner fortführen (in der offensiven Variante).
Denkbar wäre auch eine Lösung mit beiden Trainern, wenn Flick auf seinen alten Posten als Assistenztrainer zurückkehrt und mit Wenger ein Tandem bildet. Flick hat laut "kicker" die Zusicherung in seinem Vertrag stehen, auch unter einem neuen Chef seine Aufgaben als Co-Trainer übernehmen zu können.