In Leverkusen gibt es viel Anlass zur Freude. Nicht nur, dass die Mannschaft schönen und erfolgreichen Fußball spielt. In der Nationalmannschaft schoss der Bayerblock Deutschland fast im Alleingang zur WM. Und zur Krönung haben die Jungs von Klaus Toppmöller den Bayern jetzt die Tabellenführung abgenommen.
Die Nationalspieler von Bayer Leverkusen schweben derzeit auf Wolke sieben. »Diese Woche war ein Wahnsinn. Ich bin überglücklich«, jubelte Angreifer Oliver Neuville nach dem 2:1-Erfolg im Rhein-Derby beim 1. FC Köln, der seinem Team die erste Tabellenführung seit dem 16. Spieltag der vorigen Saison bescherte.
Münchner Erfolgsserie beendet
Für die Auswahlspieler aus München erwies sich der 4:1-Erfolg der DFB-Elf gegen die Ukraine am vorigen Mittwoch jedoch nicht als Motivationsschub: Beim 0:1 gegen Werder Bremen ging trotz der Rückkehr von Regisseur Stefan Effenberg die Erfolgsserie von neun siegreichen Spielen zu Ende.
Nürnberg nicht mehr Schlusslicht
Spannung herrscht auch im Tabellen-Keller: Während Borussia Mönchengladbach im Heimspiel gegen Energie Cottbus am Sonntag nicht über ein 0:0 hinaus kam und zu allem Überfluss noch Peter Nielsen (58./Rote Karte wegen groben Foulspiels) verlor, landete der 1. FC Nürnberg den lang ersehnten Heimerfolg.
Kai Michalke (51.) brachte den »Club« gegen Hansa Rostock auf die Siegesstraße, ehe Hansa- Spieler Ronald Maul fünf Minuten vor dem Ende im Frankenstadion per Eigentor den 2:0-Endstand herstellte. Mit dem Sieg gab die Elf von Klaus Augenthaler die »Rote Laterne« an den FC St. Pauli ab.
Es lag nicht an Effe
Vor allem der fahrlässige Umgang mit Torchancen verhinderte, dass Titelverteidiger Bayern München den Bundesliga-Rekord von Borussia Mönchengladbach gefährdete. Eine Verbindung zwischen dem Comeback von Effenberg, der sein letzten Spiel am 28. Juli in Mönchengladbach bestritten hatte, und der ersten Niederlage der Bayern seit jener Partie auf dem Bökelberg wollte Ottmar Hitzfeld jedoch nicht herstellen.
»Wenn wir verlieren, machen das alle an Stefan Effenberg fest. Das ist ja lächerlich«, kommentierte der Coach die aufkommenden Diskussionen. »Es lag nicht an ihm, dass wir verloren haben.«
Keine Titelträume in Leverkusen
Derweil die Bayern nach dem Elfmeter-Treffer des ukrainischen Nationalspielers Viktor Skripnik die zweite Saisonschlappe beklagten, blieben die Leverkusener auch am 13. Spieltag ohne Niederlage. Mit dem ersten Sieg in Köln seit 1986 schrieben die Profis von »Bayer Deutschland« ein neues Kapitel der wundersamen Erfolgsstory.
Das Selbstvertrauen der DFB-Nationalspieler Jens Nowotny, Oliver Neuville, Carsten Ramelow, Bernd Schneider und Michael Ballack scheint derzeit grenzenlos zu sein: Bereits zum vierten Mal gingen sie nach einem 0:1-Rückstand als Sieger vom Platz.
Dem Titel-Gerede konnte Bayer-Coach Klaus Toppmöller dennoch nichts abgewinnen: »Fußball ist ein Tagesgeschäft. Als Dortmund und Kaiserslautern vorne waren, wurden sie bereits zu Meistern erklärt. Dieses Spiel machen wir nicht mit.«
Lienen soll bleiben
Wie schnell sich die Vorzeichen verkehren können, bekam Toppmöller-Kollege Ewald Lienen in den vergangenen Wochen zu spüren. Der gute Saisonstart des 1. FC Köln ist nach nunmehr sieben Niederlagen und dem Fall auf Tabellenrang 17 vollends in Vergessenheit geraten.
Dem traurigen Vereinsrekord zum Trotz steht Lienen vorerst noch keine Kündigung ins Haus. »Der 1. FC Köln wird die Klasse erhalten. Mit allem, was wir haben: von Trainer Ewald Lienen bis zur Sekretärin«, meinte Manager Hannes Linßen.
BVB und Lautern in Lauerstellung
Dem Spitzenduo aus Leverkusen und München auf den Fersen bleiben der 1. FC Kaiserslautern und Borussia Dortmund. Bei den heimstarken »Roten Teufeln«, die beim 5:1 über Aufsteiger St. Pauli den bisher höchsten Saisonsieg feierten, erwies sich Neuzugang Taribo West als Verstärkung.
Der Borussia reichte beim abwehrschwachen TSV München 1860 ein mäßiger Auftritt, um zumindest die Spitzenposition als beste Auswärtsmannschaft der Liga zu verteidigen. Mit dem sechsten Sieg im siebten Spiel jenseits des heimischen Westfalenstadions stimmten sich die BVB-Profis auf die UEFA-Cup-Partie am Donnerstag beim FC Kopenhagen ein.
Rückfall beim HSV
Über eine gelungene Europacup-Generalprobe konnte sich auch Hertha BSC freuen. Fünf Tage vor der Partie bei Servette Genf glückte den Berlinern mit einem 2:0 über den VfL Wolfsburg der vierte Bundesliga- Sieg in Folge und der Sprung auf Platz fünf.
Weniger verheißungsvoll verlief die Generalprobe beim SC Freiburg: Das 0:3 in Stuttgart machte für das erste Drittrunden-Europacup-Spiel der Vereinsgeschichte gegen Rotterdam wenig Mut.
Seit nunmehr 302 Minuten warten die Fans des Hamburger SV auf ein Tor ihrer Mannschaft. Beim trostlosen 0:0 gegen »Lieblingsgegner« Schalke 04 blieb das Team zum dritten Mal in Folge ohne Sieg. »Das war nicht die Mannschaft, die wir zu Beginn der Trainerzeit von Kurt Jara gesehen haben«, beklagte HSV-Chef Werner Hackmann einen »Rückfall in alte Zeiten«.