Zwei Tage nach der Inthronisierung von Uli Hoeneß hat der FC Bayern München seinem frischgekürten Präsidenten einen gelungenen Einstand bereitet. Der deutsche Rekordmeister gewann am Sonntagabend bei Hannover 96 trotz einer wenig überzeugenden Vorstellung mit 3:0 (1:0) und stoppte nach zuletzt drei Remis seine kleine Durststrecke in der Meisterschaft. In Hannovers erstem Heimspiel seit dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke sorgten Jungstar Thomas Müller (19. Minute), der Kroate Ivica Olic (47.) und Nationalstürmer Mario Gomez (90.) für den insgesamt verdienten Bayern-Erfolg. Die Hausherren enttäuschten keineswegs, aber die 96-Angreifer scheiterten ein ums andere Mal am starken Gäste-Keeper Jörg Butt.
45 Stunden nach seiner Wahl zum Nachfolger von Franz Beckenbauer konnte Hoeneß genüsslich mitansehen, wie seine Bayern die Patzer der anderen Leverkusen-Verfolger nutzten und bis auf drei Punkte zum Tabellenzweiten Werder Bremen aufschlossen. Brillieren konnten die Münchner, bei denen Olic den verletzten Nationalstürmer Miroslav Klose ersetzte, aber nur selten. Selbst die frühe Führung durch Müller, der nach einem Stellungsfehler von 96-Verteidiger Christian Schulz eine Olic-Flanke zu seinem vierten Saisontor einschob, verlieh ihrem Spiel kaum Sicherheit.
Fehlpässe und Abstimmungsprobleme, etwa der Innenverteidiger Martin Demichelis und Daniel van Buyten, prägten vor 49.000 Zuschauern in der ausverkauften AWD-Arena ihre Aktionen. Aus dem Dreier-Mittelfeld um Bastian Schweinsteiger kamen wenig Impulse. Von genialen Momenten wie sie die verletzten Franck Ribéry und Arjen Robben kreieren können, war keine Spur.
Dies erkannten mit zunehmender Spieldauer auch die Hausherren, die vor allem über ihre Flügel-Dribbler Jiri Stajner und Constant Djakpa gefährliche Angriffe initiierten. Doch mehr als die Chancen durch den Ivorer Djakpa, der im ersten Durchgang gleich dreimal (14./40./43.) in Butt seinen Meister fand, sprang zunächst nicht aus den 96- Bemühungen heraus. Stattdessen konnte der Tabellenzwölfte (16 Punkte) froh sein, dass der gute Enke-Nachfolger Florian Fromlowitz gleich zweimal gegen U 21-Nationalspieler Müller (11./65.) auf dem Posten war.
Gleich nach Wiederanpfiff musste der 23-jährige Torhüter aber zum zweiten Mal hinter sich greifen. Eine Flanke von Danijel Pranjic, den Trainer Louis van Gaal anstelle des Ukrainers Anatoli Timoschtschuk im Mittelfeld aufgeboten hatte, drückte Landsmann Olic per Kopf in die Maschen. Fromlowitz war chancenlos. Von diesem Schock erholten sich die Hausherren, für die der eingewechselte Ex-Nationalstürmer Mike Hanke per Kopf die Riesenchance zum Anschlusstreffer vergab (75.), nicht mehr, so dass die Bayern relativ ungefährdet zum sechsten Saisonsieg und den Sprung auf Rang vier (24 Punkte) kamen. Zudem durfte auch noch Gomez in der Schlusssekunde jubeln.
Beim ersten Heimspiel nach Enkes Tod kehrte allmählich "ein Stück weit mehr Normalität" ein, wie Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke konstatierte. "Ich glaube, wir haben wieder eine relativ normale Fußball-Atmosphäre." Zwei Wochen nach der bewegenden Trauerfeier für Enke erinnerte aber noch vieles an den Nationalkeeper: So hängten die Hannoveraner Fans symbolisch ein Torwart-Trikot über die West- Tribüne, die 96-Profis trugen wie schon bei der 0:2-Niederlage bei Schalke 04 Jerseys mit einer kleinen Nummer eins auf der Vorderseite.
Im Stile eines kommenden Meisters hat Bayer Leverkusen Kurs auf die inoffizielle Herbstmeisterschaft genommen. Das Team von Jupp Heynckes nutzte am Sonntag die Patzer der Konkurrenz, um seinen Vorsprung an der Tabellenspitze durch das 4:0 (2:0) gegen den enttäuschend schwachen VfB Stuttgart auf drei Punkte auszubauen. Stefan Kießling (22./59./87.-Foulelfmeter) mit seinen Saisontreffern zehn bis zwölf sowie Eren Derdiyok (39.) drückten das Kräfteverhältnis auf dem Rasen vor 30.210 Zuschauern in der Bay-Arena mit ihren Toren sogar nur unzureichend aus.
Denn während die Bayer-Elf unter der Regie des brillant aufspielenden Toni Kroos wie eine Spitzenmannschaft auftrat, präsentierte sich der zum siebten Mal nacheinander in der Liga sieglose VfB lange Zeit wie ein Absteiger. Die Schwaben wirkten pomadig, leisteten sich viele Ballverluste und brachten damit ihren Sportdirektor auf die Palme. "Wir sind Tabellen-17. und spielen Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Das ist unfassbar, was einige hier abliefern. Das ist eine Katastrophe. Am besten wäre es, alle elf auszuwechseln", tobte Horst Heldt zur Pause im TV-Sender "Sky". "Wir haben heute einen Scheiß gespielt von der ersten bis zur letzten Minute ein", gab Serdar Tasci nach Spielende zu.
Ganz anders Bayer: Mit drei Zählern Vorsprung vor Werder Bremen hat sich die Werkself im Schlussspurt der Hinrunde eine glänzende Ausgangsposition verschafft. "Man hat heute gesehen, wie wir Fußball spielen können. Wir haben nichts zugelassen, das zeichnet uns im Moment aus", hob Dreifach-Torschütze Kießling eine Stärke der Bayer- Mannschaft hervor. Und Heynckes kann sich schon auf weitere personelle Alternativen freuen: Zwei Minuten vor dem Ende betrat Patrick Helmes erstmals seit seinem Kreuzbandriss im Juni wieder den Rasen. "Wir haben ein Riesenspiel gezeigt, da war es für mich kein Problem, draußen zu warten", meinte der Nationalstürmer.
Nach einer kurzen Phase des Abtastens übernahm Bayer mit druckvollen Aktionen das Kommando und erspielte sich hochkarätige Möglichkeiten. So war das 1:0 durch Kießling, der einen von Sami Hyypiä mit dem Kopf verlängerten Freistoß von Toni Kroos über die Linie drückte, hochverdient. Schon zuvor hatte das Torgestänge den VfB vor dem drohenden Rückstand bewahren müssen, als Kroos das Spielgerät nach Kießlings Flanke an den Pfosten (19.) jagte.
Beim VfB war von Rückenwind durch den 2:0-Auswärtssieg in der Champions League in Glasgow nichts zu spüren. Die Schwaben, bei denen Kapitän Thomas Hitzlsperger erneut auf der Bank saß, waren nur eine Viertelstunde lang ein ebenbürtiger Gegner, dann mussten sie die Überlegenheit des Titelkandidaten anerkennen. Markus Babbels Elf besaß durch Pawel Pogrebnjak nur eine Chance, die durch Nationaltorhüter Rene Adler per Fußabwehr vereitelt wurde.
Wie man seine Gelegenheiten nutzt, demonstrierte auf der Gegenseite die Werkself. Nachdem der überragende Kroos (31.) erneut am Pfosten gescheitert war, leitete der Ex-Münchner mit einer präzisen Flanke auf Derdiyok das 2:0 ein. Und damit war der Torhunger der Hausherren noch nicht gestillt. Nach erneuter Vorarbeit von Kroos schlenzte Kießling den Ball zum 1000. Heimtor für Bayer in der Bundesliga an Lehmann vorbei. Als der frühere Nationalkeeper dann auch noch Derdiyok im Strafraum von den Beinen holte, ließ sich Kießling die Chance zu seinem dritten Tor nicht entgehen.