Fußball-Nationalmannschaft Löw rüffelt Lahm für sein Buch

Philipp Lahm bleibt Kapitän der deutschen Nationalmannschaft - das hat Bundestrainer Joachim Löw vor dem EM-Qualifikationspiel gegen Österreich klargestellt. Aber Löw machte auch deutlich, was er von Lahms Autobiografie hält.

Auf dem Podium für die Pressekonferenz hielten sie gebührenden Abstand: Bundestrainer Joachim Löw und sein Kapitän Philipp Lahm. Innig und herzlich ist das Verhältnis zwischen den beiden derzeit nicht. Löw nutzte den Termin mit Journalisten vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich, um seine Meinung über Lahms Buch "Der feine Unterschied" nochmals kundzutun.

"Ich persönlich finde es nicht glücklich, wenn man als aktueller Spieler in der Öffentlichkeit über Trainer urteilt. Das steht niemandem zu", sagte Löw am Dienstag in Düsseldorf. "Das habe ich Philipp auch so gesagt." Am Montagabend hatten Bundestrainer und Kapitän zusammengesessen und über das Biografie-Debakel gesprochen. Für Konsequenzen sieht Löw jedoch weiter keinen Grund, da in Lahms Buch "keine Interna aus der Mannschaft gegeben worden sind".

Lahm gesteht Fehler ein

Der Kapitän zeigte sich nach einigen "nicht so angenehmen Tagen" reumütig. Der 27-Jährige bezeichnete es erstmals als "Fehler", als aktiver Spieler über ehemalige Trainer geschrieben zu haben. "Ich werde nicht mehr über Trainer urteilen. Wenn der Bundestrainer das so will, werde ich mich daran halten", beteuerte Lahm. Das Buch zu schreiben, sei jedoch "kein Fehler" gewesen, bekräftigte er erneut. Lahm hatte die Arbeitsmethoden des früheren DFB-Teamchefs Rudi Völler sowie ehemaliger Bayern-Trainer wie Jürgen Klinsmann, Felix Magath und Louis van Gaal teilweise infrage gestellt.

Löw äußerte eindringlich den Wunsch, dass die Causa Lahm damit zumindest teamintern erledigt sei. "Es stört, dass wir tagelang andere Themen diskutieren", sagte der Bundestrainer. Er forderte, sich ab sofort nur noch auf das EM-Qualifikationsspiel am Freitag in Gelsenkirchen gegen Österreich zu fokussieren. "Wir brauchen noch einen Sieg, um für die EM planen zu können. Es ist nötig, uns auf den Fußball zu konzentrieren", erklärte Löw.

Mertesacker fliegt nach London

Weitere Unruhe in die Vorbereitungen auf das Österreich-Spiel brachte die Abreise von Per Mertesacker aus dem Trainingslager. Löw hat den Bremer Profi für einen Tag für Verhandlungen über einen Wechsel zum FC Arsenal freigestellt. Mertesacker habe ihn am späten Montagabend im Trainingslager des Nationalteams über seine Gespräche mit dem englischen Erstligisten informiert, sagte Löw. Auch Bundesligist Werder Bremen und der Londoner Club bestätigten am Dienstag Verhandlungen, wollten aber zum Stand der Dinge keine Angaben machen. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" hatte zuvor berichtet, Mertesacker habe bereits am Montag einen Vertrag bei Arsenal unterschrieben.

Sven Bender fällt verletzt aus

Im EM-Qualifikationsspiel am Freitag in Gelsenkirchen gegen Österreich und im Testspiel vier Tage später in Polen muss Löw auf Sven Bender verzichten. Der Dortmunder Mittelfeldspieler fällt wegen einer Verletzung des Sprunggelenks aus.

Zuvor hatten verletzungsbedingt bereits Sami Khedira von Real Madrid und Mario Gomez vom FC Bayern abgesagt. Löw will auf Nachnominierungen verzichten.

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swd/DPA

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