Die Wechsel-Absichten von Oliver Kahn haben den Bayern-Vorständen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß die Urlaubsstimmung verdorben und bei Bundes-Torwarttrainer Sepp Maier ungläubiges Kopfschütteln hervorgerufen. Der enge Vertraute des Kapitäns des FC Bayern München, der den 34-jährigen Kahn derzeit in Winden im Elztal auf die Fußball-Europameisterschaft vorbereitet, hält die Pläne seines Schützlings allerdings für unrealistisch. "Er hat ein bisschen Hirngespinste im Moment, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er von Bayern weggeht", sagte Maier am Dienstag im ARD-Hörfunk.
Bayern-Führung sauer - aber nicht "unverkäuflich"
Die Bayern-Führung reagierte am Dienstag unerfreut, aber auch zurückhaltend auf Kahns Absichten. Manager Hoeneß verwies auf den langfristigen Vertrag mit dem Kapitän. "Wenn Kahn ein Problem hat, muss er mit uns reden, nicht mit der Presse. Im Übrigen soll er mal in seinen Vertrag hineinschauen - der läuft bis 2006", sagte Hoeneß der "Süddeutschen Zeitung" und dem "kicker". Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge teilte auf dpa-Anfrage mit, er äußere sich nicht zu Personalfragen. Die Standard-Aussage aus früheren Zeiten, dass Kahn "unverkäuflich" sei, war erst einmal nicht zu hören.
Maier glaubt nicht an den Wechsel
Maier äußerte sich zwar auch nicht über Kahns Beweggründe, warum dieser zwei Jahre vor der WM in Deutschland und nach der vorzeitigen Trennung von Trainer Ottmar Hitzfeld in München den Rekordmeister plötzlich nach zehn Jahren verlassen will. Doch Kahns Pläne seien keine leeren Worte, glaubt der 60-Jährige. "Er sagt es wenigstens, dass er weg will", erklärte Maier, der mit Kahn seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet und in der trainingsfreien Zeit häufig Golf spielt.
"Bayern wären schön blöd"
Dass die Bayern-Führung einem vorzeitigen Wechsel von Kahn zustimmen könnte, glaubt Maier nicht. "Die Bayern wären schön blöd. Ich glaube nicht, dass der FC Bayern, der wieder Ziele gesetzt hat für das nächste Jahr, den besten Mann weggehen lässt."
Chelsea oder ManU als Käufer im Gespräch
Spekuliert wird in erster Linie mit den zahlungskräftigen englischen Premier-League-Clubs Manchester United und FC Chelsea als mögliche Kahn-Interessenten. "So viel Geld können die anderen Vereine gar nicht auftreiben, was der Kahn an Ablöse kostet", meinte Maier. Für ihn stellt sich vor allem auch die Frage, wer Kahns Nachfolger in München werden könnte. "Wir haben den jungen Michael Rensing noch. Das ist ein guter Mann, aber lange noch kein Oliver Kahn», betonte Maier.
Spekulationen um Hildebrand als Kahn-Nachfolger
Der neue Bayern-Trainer Felix Magath hatte zwar am Montag erklärt, dass ein Kahn-Transfer für ihn "kein Thema" sei. Dennoch wird in Münchner Medien bereits damit spekuliert, dass er Timo Hildebrand vom VfB Stuttgart nach München lotsen könnte. Magath dementierte allerdings, dass er selbst in seiner Eigenschaft als Teammanager in Stuttgart am Scheitern der Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung Hildebrands beim VfB beteiligt gewesen sein soll.
«Moment mal! Nicht ich habe den Vertrag von Timo Hildebrand nicht verlängert - sondern der VfB-Vorstand hat das nicht getan. Der Vorstand hat die letzten Gespräche mit Timo geführt - und da kam es zu keiner Einigung», sagte Magath der «Münchner Abendzeitung». Hildebrands Vertrag in Stuttgart endet am 30. Juni 2005.