In die Rolle als Buhmann der Nation fühlt sich Maik Franz zu Unrecht gedrängt. Doch die Liste der Kritiker, die an der vermeintlich überharten Spielweise des robusten Innenverteidigers von Fußball-Bundesligist Karlsruher SC Anstoß nehmen, wird quasi von Spieltag zu Spieltag länger. Erst Stuttgarts Nationalstürmer Mario Gomez ("Dieses Arschloch spielt unfair"), jetzt die von ihrem Kapitän Ioannis Amanatidis ("Solche Personen machen den Fußball kaputt") angeführten Frankfurter.
Die mediale Welle der Empörung hat Franz, den Mann mit den zwei Gesichtern, mit voller Wucht getroffen. Der Gescholtene aber bleibt scheinbar cool in diesen turbulenten Tagen und verweist auf entwaffnende Tatsachen. "Alle die sich aufgeregt haben, haben Gelbe Karten bekommen. Ich nicht", sagt der 26-jährige Franz ein wenig trotzig, aber zufrieden. Überhaupt hat der Blondschopf in 112 Bundesligapartien erst vier Platzverweise kassiert - für einen Abwehrspieler eine durchaus positive Quote. Doch Franz, der als Vorbild Stefan Effenberg hat, fühlt sich verkannt, reduziert auf seinen neuen und wenig schmeichelhaften Ruf als Sündenbock. Er selbst sieht in seiner kompromisslosen Spielweise eine Möglichkeit, "Zeichen zu setzen".
"Bin der meistgehasste Spieler"
Dabei glaubt Franz, weder in den Zweikämpfen mit Gomez, noch in den Duellen mit Amanatidis die Grenze der Fairness überschritten zu haben. "Ich bin mit Sicherheit kein Unschuldslamm. Natürlich scheppert es auch mal, aber nach dem Spiel sollte man sich die Hand geben", fordert Franz, dem die Diskussion um seine Person doch ein wenig zuzusetzen scheint. Gegenüber der Bild-Zeitung ließ er sich zu der Feststellung hinreißen: "Ich bin der meistgehasste Spieler der Liga." Trotz allem: Franz will nicht jammern - das unterstellt er lieber seinen Gegenspielern - und verspricht vielmehr, den Status Quo beizubehalten: "Ich werde genauso weiterspielen wie bisher. Ich habe ein breites Kreuz."
Rückendeckung erhält er nun auch von Effenberg. "Maik muss seine Linie beibehalten. Er darf keinen Millimeter abweichen. Es ist doch ein Kompliment, wenn sich seine Gegenspieler aufregen. Ich vergleiche ihn mit Jürgen Kohler. Er war einer der härtesten Verteidiger. Ein Weltklassespieler, weil er konsequent und hart war", sagte "Effe", der mit Franz gemeinsam bei Wolfsburg gespielt hat, der Bild-Zeitung und fügte noch hinzu: "Franz hat das Potenzial, an die Tür der Nationalmannschaft zu klopfen."
Harte Schale, weicher Kern
Auch der Unterstützung seiner Vereinskollegen und seines Trainers Edmund Becker kann sich der Franz gewiss sein. "Wenn ich im Moment entscheiden müsste, wer nächste Saison nach dem Abgang unseres aktuellen Spielführers Mario Eggimann Kapitän wird, dann wäre das Maik Franz", betonte Becker, der trotz der Kritik keinen Millimeter von dem 1,95-m-Hünen abgerückt ist: "Einen wie Maik braucht man. Der bringt Emotionen ins Spiel."
Eigene Emotionen zeigt Franz auf dem Spielfeld nur selten. Dafür abseits des grünen Rasens umso mehr. Seit einigen Jahren schon engagiert sich der gebürtige Merseburger für karitative Zwecke, ist quasi Stammgast in der Kinderklinik in Karlsruhe. Von den Kollegen sammelt der passionierte Koch signierte Trikots, um sie zugunsten der guten Sache zu versteigern. Und auch die Fans des überraschend erfolgreichen Aufsteigers stehen wie ein Mann hinter dem Profi mit den zwei Gesichtern. Ihre Sicht der Dinge beschrieben sie im Heimspiel der Badener gegen Eintracht Frankfurt (0:1) am vergangenen Samstag via Plakat folgendermaßen: "Maik Franz foult nicht, seine Gegner knien vor ihm nieder."