Klaus Hoeltzenbein (Süddeutsche Zeitung) denkt bei der Bayern-Niederlage an die deutsche Nationalelf und legt die Stirn in Falten: "Lukas Podolski hat in der Bundesliga seit einem Jahr nicht mehr getroffen. Miroslav Klose wurde in der Rückrunde erst ein Tor angerechnet - beim 1:0 auf Schalke, als er einem Schuss des Kollegen Ribéry nicht mehr ausweichen konnte. Kloses jüngste Auftritte wirkten verhuscht wie die eines Geckos, der nimmermehr zurück will ans Tageslicht. Und in Cottbus wurde erneut der notorisch aktionsarme Bastian Schweinsteiger bereits zur Halbzeit ausgewechselt, aber auch Philipp Lahm. Die Niederlage des FC Bayern war besonders eine Niederlage seiner deutschen Nationalspieler. Keiner zeigt sich, keiner drängt sich auf, nicht einmal, wenn Ribéry und Toni schwächeln. Im Glanz, den der Franzose und der Italiener auf sich ziehen, hat sich manch einer zum Schattengewächs zurück entwickelt."
Stefan Osterhaus (tageszeitung) stellt die Trainer-"Politik" der Bayern in Frage: "Das Timing der Klinsmann-Präsentation ist oft bewundert worden - mit dem Argument, dass die Performance des Teams nun nebensächlich sei, weil nur noch der FC Bayern unter Jürgen Klinsmann interessieren werde. In genau dieser Situation finden sich die Bayern jetzt wieder: Sie haben die Kompetenz des Trainers ohne Not untergraben. Sie redeten von Aufbruch, von Zukunft, und von Vision - ungeachtet dessen, dass sie von jenem Zeitpunkt an noch ein halbes Jahr mit Ottmar Hitzfeld leben müssen. Das Signal an die Spieler war nur allzu deutlich: Sie trainieren für ein Auslaufmodell. Und zwar nicht nur für das Auslaufmodell Hitzfeld, sondern für einen Klub, der im Begriff ist, seine Struktur komplett zu erneuern. Dass ein Trainerwechsel, der beschlossene Sache ist, nicht zwangsläufig dazu führen muss, dass ein Klub in Irritationen gerät, zeigt der HSV unter Huub Stevens. Doch der Unterschied zu den Bayern ist offensichtlich: In Hamburg wird der Nachfolger für einen starken Trainer gesucht, der nicht einen Augenblick lang umstritten gewesen war und den die Klubführung gern gehalten hätte. Die Bayern haben selbst dafür gesorgt, dass Hitzfeld alles ist - bloß nicht unumstritten."
Jan Christian Müller (Frankfurter Rundschau) beantwortet die Frage, wie es eigentlich passieren könne, dass Cottbus München schlägt: "Wenn in einem Fußballspiel jeder der zehn Feldspieler des viel besseren Teams in je zehn Situationen darauf verzichtet, drei, vier, fünf Meter in Richtung Mann oder Ball zu laufen, errechnen sich zusammen 300 bis 500 fehlende Laufmeter und womöglich 30 bis 50 erst gar nicht durchgeführte oder wegen fehlender Hingabe verlorene Zweikämpfe. Körperlich und läuferisch, taktisch und konditionell sind die Unterschiede im Bundesligafußball inzwischen minimal. Kunstfertigkeit im Umgang mit dem Spielgerät kann somit latente Lustlosigkeit nicht kaschieren. Wer die Bayern nicht mag, braucht seine Schadenfreude darüber nicht zu verhehlen. Bayernfans müssen aber nicht übermäßig traurig sein: Meister werden sie trotzdem."
Frank Heike (Frankfurter Allgemeine Zeitung) bescheinigt dem Hamburger Trainer große Autorität: "Huub Stevens ist es gelungen, diese Mannschaft ganz auf die Gegenwart einzuschwören. Er hat alles im Griff, obwohl er nur noch zehn Wochen das Sagen hat. Keine Spur vom Lame-Duck-Phänomen. Platz 2 oder 3 und die Champions League soll es schon werden für die Hamburger. Es wäre wirklich interessant zu sehen, wie sich diese taktisch gereifte Mannschaft mit ihren vielen Optionen von der Bank gegen europäische Klasse schlägt. Und vielleicht käme Rafael van der Vaart doch noch mal ins Nachdenken, ob seine Zukunft denn unbedingt außerhalb der Hansestadt liegen muss."
Schalkes knapper Sieg - Richard Leipold (Frankfurter Allgemeine Zeitung) sieht Duisburg und denkt an Barcelona: "Unzufriedenheit ist in Schalke ein Stück Normalität - sogar an einem vermeintlichen Glückstag wie diesem, der in der Mittagszeit die Illusion förderte, Schalke könne mehr sein als nur eine Sternschnuppe am europäischen Fußball-Firmament. Aber was hat die Westfalen eigentlich davon abgehalten, ihre Begeisterung über das Champions-League-Los mit auf den Rasen zu nehmen? Die anfangs forschen, später nur noch verteidigenden Duisburger Abstiegskämpfer können es nicht gewesen sein. (…) Vielleicht war der Auftritt ja auch Teil einer besonders raffinierten Verschleierungstaktik; vielleicht wollten die Gelsenkirchener den FC Barcelona in Sicherheit wiegen, auf dass die Katalanen Schalke noch mehr unterschätzen, als sie es möglicherweise ohnehin tun."
Tobias Schächter (Süddeutsche Zeitung) sagt genau, was ihn an Maik Franz stört, dem Karlsruher Abwehrspieler, der gerade dabei ist, zum "Bad Guy" der Liga zu werden: "Unschuldig ist Franz an seinem Image nicht. Es ist nicht so sehr seine harte Gangart, die ihn ins Gerede bringt, auch andere Abwehrspieler agieren hart. Was Franz schadet, ist die oft übertriebene Interpretation seiner Rolle als Leitwolf, die sich in einer aggressiven Körpersprache ausdrückt. Er müsste wissen, dass es sich verbietet, auf Spieler, die verletzt am Boden liegen, mit dem Finger zu zeigen und auf sie zuzurennen, als wolle man sie durchschütteln. Am Samstag war das nicht zum ersten Mal der Fall. Eine oft angewandte Marotte ist es zudem, beim Verlassen der eigenen Hälfte den gegnerischen Stürmer anzurempeln. Am Samstag hatte man den Eindruck, als bisse sich der Publikumsliebling mit Lust in seiner Rolle fest. Gegen die Eintracht raubten die Hahnenkämpfe, die Franz immer wieder mit Amanatidis und Weißenberger austrug, dem KSC die Kraft und den Spielfluss, um dem Duell noch eine Wende geben zu können."