Unbekleidet bis auf eine stramme, enge und kurze Badehose stehen die beiden Bayern-Stars barfuß vor einem Oldtimer auf dem Bürgersteig. Immerhin wussten Uli Hoeneß und Paul Breitner im Sommer 1973 was sie taten – ein Werbefototermin für den Herrenausstatter Harry Lindmeyer.
Mitchell Weiser präsentierte sich 42 Jahre später noch freizügiger: Im String-Tanga mit Bayern-Kumpel David Alaba vor einem Spiegel. Die muskelbepackten Youngsters des deutschen Fußball-Rekordmeisters posierten für ein Bild, was man eigentlich nie veröffentlichen sollte. Doch genau das tat Weiser via Instagram. Denn genau darum geht es beim aktuellen Trend in dem sozialen Netzwerk unter dem Hashtag photoiwouldneverpost. Anschließend werden drei Kumpels nominiert, die gleiches tun sollen. Ähnliches Prinzip eigentlich wie bei der berühmten Ice Bucket Challenge, nur ohne Eis-Eimer und sozialen Hintergedanken. Es geht um Spaß, Inszenierung, Selbstdarstellung.
Reue von Youngster Weiser
Dass dieser Schuss nach hinten losgegangen ist, merkte der erst in dieser Saison sportlich aufblühende Weiser zu spät. Als er nur kurze Zeit später das peinliche Bild von seinem Account entfernte, hatte es sich längst in den sozialen Netzwerken verbreitet – ganz zum Ärger des FC Bayern, der den Jungprofi anschließend wohl zu einer Entschuldigung aufgefordet hatte. "Ich bin jung. Ich mache Fehler. Ich werde daraus lernen. Nun konzentriere ich mich auf die wichtigen Dinge", teilte Weiser kurze Zeit später auf Twitter mit. Die internen Vereinsregeln mit Social Media hatte der Bayern-Profi wohl missachtet.
Die Bundesligavereine achten in Zeiten von Facebook, Twitter und Instagram haargenau auf das öffentliche Mitteilungsbedürfnis ihrer Profis. Es gibt klare Bestimmungen für den Umgang mit den Medien – und das Verhalten in den sozialen Netzwerken. Jüngst erst griff der HSV zum Strafenkatalog, als der verletzte Lewis Holtby aus der Kabine ein Foto – auch noch mit einer Kappe des Ausrüsterkonkurrenten – via Twitter postete. "Wir haben den Spielern klar gemacht, dass wir Bilder aus der Kabine nicht tolerieren", sagte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel.
Alaba postet Bier-Foto
Ob Weiser für seinen unüberlegten Post vom FC Bayern noch weiter abgestraft wird, bleibt abzuwarten. Gerade erst hatte er sich sportlich ins Rampenlicht gespielt und wurde von Trainer Pep Guardiola mit zwei Startelf-Einsätzen in der Bundesliga belohnt. Vorausgegangen war ein Foto von Kumpel Alaba, das den Österreicher in einem Flugzeug schlafend mit einer Bierflasche am Mund zeigte. Eher harmlos. Selbst Alaba dürfte ob des Postings seines Kollegen überrascht gewesen sein. "Mitgefangen, mitgehangen, Bro", schrieb Weiser unter dem Bild.
Die Vereine haben wegen der Posting-Flut ihrer Profis zuletzt die Zügel angezogen. Erst vor Rückrundenstart kündigte der FC Schalke 04 an, jedem Spieler ein Verhaltenskatalog auszuhändigen. "Wir werden Verhaltensregeln für alle Beteiligten einführen", sagte Trainer Roberto di Matteo, nachdem zuvor eine Verletzung zuerst von einem Spieler in den sozialen Netzwerken publik wurde.
Social Media nicht mehr wegzudenken
Doch auch für die Vereine sind die sozialen Netzwerke nicht mehr wegzudenken. Über Facebook, Twitter und Co. können die Bundesliga-Clubs direkt mit den Fans kommunizieren, was mehr Nähe und Emotionalität bedeutet. DFB-Manager Oliver Bierhoff, der vom Social Media nicht sonderlich angetan ist, weiß nur zu gut, dass sich die Nutzung dieser Portale nicht aufhalten lässt. Die Möglichkeiten der Netzwerke für die Vermarktung des Sports seien einfach zu groß geworden, sagte Bierhoff. Trotzdem gibt es auch in der deutschen Nationalmannschaft einen festen Regelkatalog.
Julian Edelman, Super-Bowl-Gewinner mit den New England Patriots, musste in der vergangenen Woche auch die Schattenseiten der sozialen Netzwerke kennenlernen. Eines Morgens sah er sich nackt und schlafend auf einem Bild im Internet wieder – eine Affäre beim Dating-Dienst Tinder hatte das gemeinsame Bild gepostet, was ihr einen großen Shitstorm einbrockte.
Selbst der FC Bayern musste feststellen, dass ein Posting in den sozialen Netzwerken gut überlegt sein sollte. 2012 kündigte der Rekordmeister "eine spektakuläre Neuverpflichtung" an, die via Facebook live präsentiert werden sollte. Da es sich dabei nur um eine neue App handelte, war die Enttäuschung bei den Fans groß. Die Bayern entschuldigten sich – so wie jetzt Weiser.