Nationalmannschaft Elite-Züchter Jogi

Bundestrainer Joachim Löw reicht eine schlichte Weiterführung des Konzepts seines Vorgängers Jürgen Klinsmann nicht aus. Junge und hungrige Spieler sollen in Zukunft gesondert gefördert werden.

Joachim Löw will mit einer neuen Elite-Förderung die deutsche Fußball-Nationalmannschaft stark machen für die EM 2008 und die WM 2010. "Wir werden einen Kreis von 15 bis 20 jungen Spielern noch intensiver beobachten, spezieller sichten und begleiten", kündigte der Bundestrainer am Mittwoch an. Das entsprechende Konzept wird er bei einer Tagung des neuen Kompetenzteams des deutschen Fußballs in Frankfurt vorstellen.

Neue und alte Gesichter im Tor und auf dem Platz

Für die nächsten Länderspiele am 7. Oktober gegen Georgien und vier Tage später in der Slowakei geht Löw vom Comeback des Bremers Per Mertesacker und des Mainzers Manuel Friedrich aus. "Er steht seit zwei, drei Wochen permanent im Training. Ein Kurzeinsatz gegen Georgien könnte ihm im Hinblick auf das EM-Spiel in der Slowakei Spielpraxis verschaffen", bemerkte Löw zu Mertesacker, der nach einer Fersen-Operation am Ende der WM außer Gefecht war.

Als dritter Torwart könnte Robert Enke berufen werden. Löw-Assistent Andreas Köpke hatte schon in der letzten Woche mit ihm Kontakt aufgenommen. "Die Nominierung hätte natürlich nicht nur einen sportlichen Aspekt", bemerkte der Bundestrainer zum Hannoveraner Enke, der nach dem Tod seiner Tochter schwere Tage durchlebt. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, ergänzte Löw.

Der Bundestrainer wird sich mit seinem Konzept deutlich abgrenzen von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der in einer Runde unter anderen mit Manager Oliver Bierhoff, DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, U21-Trainer Dieter Eilts und Trainer-Chefausbilder Erich Rutemöller ebenfalls ein Konzept für den gesamten nationalen Ausbildungs-Fußball präsentieren wird. "Differenzen sehe ich keine. Die Kompetenzen sind klar verteilt", bemerkte der Bundestrainer.

Unterschiedliche Ansätze für ein einheitliches Programm

Während Sammers Arbeit sehr langfristig angelegt ist und eher eine Vision darstelle, die bis zur Förderung von Fünfjährigen gehe, sei seine Planung kurz- und mittelfristig, bemerkte Löw. Die heiß diskutierte Personalie des ehemaligen Hockey-Bundestrainers Bernhard Peters sieht er eher als zweitrangig: "Das werden wir in aller Ruhe besprechen, in welcher Form wir ihn einbinden können."

Zunächst geht es für Löw um eine Fortsetzung der Klinsmannschen Philosophie mit neuen Akzenten und Fortschritten. "Fußball-taktische Dinge, Gruppenarbeit und individuelle Ausbildung werden eine noch größere Rolle spielen", betonte der 46-Jährige. Auch eine Fußball- Datenbank soll entstehen. Mit den jungen Elitekräften sollen monatlich Gespräche geführt und Leistungsprofile erstellt werden, um sie zu verbessern und auf die großen Turniere 2008 und 2010 vorzubereiten.

Hauptaugenmerk: Junge Spieler

Der Bundestrainer nannte neben Piotr Trochowski, Eugen Polanski, Stefan Kießling auch Gonzalo Castro (Leverkusen), Jan Schlaudraff (Aachen) oder Mario Gomez (Stuttgart), die sich zuletzt empfohlen hätten. "Aber auch unsere jungen Leute wie Jansen, Fathi, Schweinsteiger oder Podolski werden weiter gezielt begleitet." Erfahrene Spieler wie Klose, Frings, Ballack oder Schneider werden nicht so sehr im Visier sein, "ihre Stärken kennen wir", meinte Löw.

Über die neue Förderung werden die Verantwortlichen der Nationalmannschaft auch Gespräche mit den Clubtrainern führen, denn das Programm muss auf Grund des engen Terminkalenders in den Vereinen laufen. Dabei würde er auch die unterschiedlichen Vorstellungen und Zwänge in der Bundesliga akzeptieren, versicherte Löw. Dennoch müsse den geförderten Spielern klar sein, was die Nationalmannschaft für Anforderungen stelle: "Das ist das Maß aller Dinge."

DPA
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