Frankreich ist zum WM-Auftakt mit einem blauen Auge davon gekommen. Beim enttäuschenden 0:0 gegen die Schweiz am Dienstag in Stuttgart vermied die der vermeintliche Titelaspirant nur mit Mühe einen Fehlstart wie beim peinlichen Vorrunden-Aus vor vier Jahren. Allerdings müssen die Franzosen weiterhin auf den ersten Treffer bei einer WM seit dem gewonnenen Finale 1998 gegen Brasilien warten.
Trotz der mäßigen Vorstellung konnten beide Teams der Gruppe G mit dem Remis leben, da die anderen beiden Gruppengegner Südkorea und Togo als klare Außenseiter gelten. Frankreich muss am Sonntag in Leipzig gegen die Asiaten spielen, die Schweiz kann am Montag in Dortmund gegen Togo einen entscheidenden Schritt Richtung nächster Runde machen.
Stimmen zum Spiel
Köbi Kuhn (Nationaltrainer Schweiz):
"Wir müssen mit dem einen Punkt zufrieden sein. Es ist, wie es ist. Das Unentscheiden geht in Ordnung, denn auch die Franzosen hatten ihre Chance. Es nützt nichts zu sagen, ob wir einen Punkt gewonnen oder zwei Punkte verloren haben. Mit der Willensleistung meiner Mannschaft bin ich zufrieden. Man darf nicht vergessen, dass wir gegen eine Mannschaft mit vielen fantastischen Spielern gespielt haben. Gegen Togo müssen wir auf Sieg spielen."
Raymond Domenech (Nationaltrainer Frankreich):
"Mit der Schweiz wird es langsam zur Gewohnheit. Uns hat es an Durchsetzungsvermögen gefehlt. Ich hätte lieber drei Punkte geholt. Aber wir haben in den nächsten beiden Spielen noch die Chance auf das Weiterkommen. Ich habe schon viel schlechtere Spiele zwischen uns und der Schweiz gesehen."
Riberty überzeugt
Frankreichs Trainer Raymond Domenech sorgte zum WM-Auftakt für eine Überraschung und brachte den 23-jährigen Franck Ribery erstmals von Beginn an. Er gab damit dem Druck der Öffentlichkeit nach, die das Talent von Olympique Marseille nach dessen starken Leistungen in der Vorbereitung gefordert hatten. Ribery bemühte sich neben Zinedine Zidane, im Mittelfeld das Spiel zu lenken, und stellte dabei sein großes Idol in den Schatten. Während der 33 Jahre alte Kapitän nur selten mit Pässen glänzte, trieb der Shooting Star ungeachtet der Temperatur von 31 Grad seine ständig Mannschaft an.
Aufgeschnappt
"In der ersten Halbzeit hatten wir wegen der tief stehenden Sonne Probleme, überhaupt die Mitspieler zu sehen. Da schien uns die Sonne voll in die Fresse." (Der Schweizer Ludovic Magnin nach dem 0:0 gegen Frankreich am Dienstag in Stuttgart)
Überlegenheit ohne Chnacen
Beinahe die gesamte erste Halbzeit kontrollierten die Franzosen vor 52.000 Zuschauern im ausverkauften WM-Stadion die Partie, ohne allerdings gegen die defensivstarken Schweizer zu klaren Tormöglichkeiten zu kommen. Thierry Henry von Arsenal London als alleinige Sturmspitze rieb sich gegen Patrick Müller und seinen Clubkollegen Philippe Senderos auf. Außer von Ribery und Zidane erhielt er nur wenig Unterstützung. Einziger Aufreger aus Sicht der Franzosen war vor der Pause ein unabsichtliches Handspiel von Patrick Müller im Schweizer Strafraum nach einem Schuss von Thierry Henry (38.) auf Zuspiel von Ribery.
Die beste Chance in Hälfte eins hatten die Eidgenossen, die mit sechs Bundesliga-Legionären antraten. Nach einem Freistoß des Leverkuseners Tranquillo Barnetta (24.) verpassten Senderos und Alexander Frei den Ball, der schließlich am Pfosten landete. "Es ist ein gutes Spiel, aber mir fehlt das Risiko. Beide Mannschaften spielen mit Handbremse", meinte Trainer Arsene Wenger von Arsenal London als Beobachter der Partie.
Schweizer Großchancen
Auch nach dem Wechsel ließen die Schweizer die Franzosen zunächst kommen. Doch nach 20 Minuten in der zweiten Halbzeit wurden die Eidgenossen mutiger. Eric Abidal rettete nach einer Flanke von Barnetta vor dem heranstürmenden Frei (63.). Zwei Minuten später vergab der für den enttäuschenden Kölner Marco Streller eingewechselte Daniel Gygax die beste Chance, doch sein Kopfball aus kurzer Entfernung wehrte Torwart Fabien Barthez noch ab.
Domenech reagierte und wechselte den ausgelaugten Ribery gegen Saha als zweite Sturmspitze ein. Beinahe hätte die Maßnahme Erfolg gehabt, als Saha den ebenfalls eingewechselten Vikash Dhorasoo bediente und dieser kurz vor dem Ende knapp verzog.