Stefan Effenberg exklusiv Ohne Frings ins "Endspiel" - ein Fehler

stern.de-Experte Stefan Effenberg glaubt fest an die Nationalmannschaft im Spiel gegen die Russen. "Effe" empfiehlt Ballack und Co. mit genügend Härte in das Match zu gehen. Nur ein Mannschaftsteil bereitet ihm Sorgen.

Wenn am Samstag die deutschen Nationalspieler bei richtig ungemütlichen Temperaturen den Kunstrasen des Luschniki-Stadions betreten, dann darf weder das Wetter noch der ungewohnte Untergrund die Mannschaft daran hindern, ein gutes Spiel gegen Russland abzuliefern. Ich habe zu meiner aktiven Zeit solche Matches geliebt. Die psychologische Kriegsführung beginnt schon im Kabinengang. Da kann man den Gegner schon mal mit der Körpersprache beeindrucken. Die Jungs von Joachim Löw müssen richtig heiß sein. Wer Selbstzweifel hat, kann gleich im Hotel bleiben. Jeder muss von sich überzeugt sein. Es zeichnet deutsche Mannschaften aus, dass sie sich - wenn es darauf ankommt - keine Blöße geben. Ich hoffe und bin mir sicher, dass das gegen die Russen auch so eintreten wird.

Zur Person: Stefan Effenberg

Stefan Effenberg, geboren am 2. August 1968 in Hamburg, war einer der besten Mittelfeldspieler der Welt und eine der großen Reizfiguren des deutschen Fußballs. In der Bundesliga bestritt er 370 Spiele für Borussia Mönchengladbach, Bayern München und den VfL Wolfsburg. Von 1992 bis 1994 spielte Effenberg in Italien für den AC Florenz. Mit Gladbach gewann der "Tiger" 1995 den DFB-Pokal, seine erfolgreichste Zeit hatte er allerdings beim FC Bayern. Mit dem Rekordmeister gewann Effenberg als Kapitän drei deutsche Meisterschaften, DFB-Pokal und 2001 die Champions Legaue und den Weltpokal. Effenberg lebt in Miami, USA, und arbeitet als Champions-League-Experte für den TV-Bezahlsender "Sky".

Um in so einem Hexenkessel zu bestehen, ist es mit Körpersprache allein natürlich nicht getan. Ich erlaube mir mal, den Männern um Kapitän Ballack eine kleine Empfehlung mit auf den Weg zu geben: Auf dem Platz muss das deutsche Team von Beginn an mit einer gesunden Härte zu Werke gehen. Nur so kann man den spielverliebten Russen sofort den Schneid abkaufen. Ballack ist so einer, der das kann. Auch Torsten Frings, der in meinen Augen in diese Mannschaft gehört, ist in solchen Spielen besonders wichtig. Leider hat ihn der Bundestrainer nicht nominiert. Taktische Fouls können auch helfen, selbst wenn sie mit Gelben Karten geahndet werden. Aber das muss man dann eben mal riskieren. Immer noch besser, als den Russen ins offene Messer zu laufen.

Stürmer bereiten Sorgen

Ich glaube an diese deutsche Mannschaft, auch wenn mir ein Mannschaftsteil ein bisschen Sorgen bereitet: die Offensive. Gomez, Podolski, Klose, Cacau, alle haben sie in dieser Saison das Toreschießen nicht gerade erfunden. Umso ärgerlicher, dass Bundestrainer Löw den derzeit besten deutschen Torschützen, Stefan Kießling, zuhause gelassen hat. Sechs Tore in dieser Saison und Tabellenplatz eins mit Bayer Leverkusen sprechen doch eigentlich eine eindeutige Sprache. Der Mann gehört in die Nationalmannschaft. Aber es hilft ja nichts: Jetzt müssen eben die anderen Angreifer die Kohlen aus dem Feuer holen. Und warum soll zum Beispiel bei Lukas Podolski gegen Russland nicht der Knoten platzen? Im Dress der Nationalmannschaft hat Poldi immer schon bessere Leistungen abgeliefert als im Club. Noch so eine Tatsache, die mich für das Russland-Spiel optimistisch stimmt.

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