Der Tod des deutschen Kanu-Slalom-Trainers Stefan Henze hat den Sport bei den Olympischen Spielen in den Hintergrund rücken lassen. Der 35-Jährige war den schweren Kopfverletzungen seines Autounfalls in Rio de Janeiro erlegen, wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Montag mitteilte. "Wir sind unendlich traurig an diesem Tag", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Worte können nicht annähernd beschreiben, was wir im Olympia-Team nach diesem schrecklichen Verlust empfinden."
Der 35 Jahre alte Henze hatte bei dem Unfall in einem Taxi am Freitag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Seitdem lag er in einer neurochirurgischen Spezialklinik. Henzes Eltern und sein Bruder waren nach Rio gereist. Der Hallenser sei im Beisein seiner Familie seinen schweren Kopfverletzungen erlegen, teilte der DOSB mit. "Wir wissen: Stefans eigene olympische Gedanken leben in vielen Menschen weiter", wurde die Familie zitiert.
"Heute tritt der Sport, für den unser gesamtes Team nach Rio gefahren ist, in den Hintergrund. Unsere Gedanken sind bei Stefan Henzes Angehörigen, die hier vor Ort noch Gelegenheit hatten, Abschied zu nehmen", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper.
Stefan Henze: Olympia-Chefarzt lobt Rettungskette
Die deutsche Olympiamannschaft werde des Trainers am Dienstag im Olympischen Dorf gedenken. Das Internationale Olympische Komitee werde auf Bitten des DOSB die deutsche Fahne an allen olympischen Stätten am Dienstag auf Halbmast setzen.
Der deutsche Olympia-Chefarzt Professor Bernd Wolfarth hatte die schwere Verletzung Henzes bereits nach dem Unfall als lebensbedrohlich beschrieben. Wolfarth hatte sich ständig von den brasilianischen Ärzten im Hospital Miguel Couto im Stadtteil Leblon unterrichten lassen.
Dorthin war Henze nach der Erstversorgung in einem Krankenhaus in Barra nahe des Olympiaparks verlegt worden. Wolfarth hatte die Rettungskette ausdrücklich gelobt. Die deutsche Olympiamannschaft stand unter dem Eindruck des Unfalls, wie Vesper berichtet hatte.
Stefan Henze seit 2012 Trainer
Der frühere Slalom-Kanute Stefan Henze arbeitete nach dem Ende seiner aktiven Karriere im Jahr 2012 als Trainer beim Deutschen Kanu-Verband. Vor seinem Unfall betreute er in Rio de Janeiro als Disziplincoach die Augsburgerin Melanie Pfeifer. Henze gehörte zu dem von Chefcoach Michael Trummer angeführten Slalom-Trainerteam.
Seinen größten sportlichen Erfolg als Aktiver schaffte Henze bei den Sommerspielen von Athen vor zwölf Jahren, als er zusammen mit seinem Teampartner Marcus Becker Silber im Canadier-Zweier gewann. Obendrein wurden Becker und Henze 2003 Weltmeister und 2006 noch mal WM-Zweite. Nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in London beendeten Henze und Becker ihre Laufbahnen.