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Basketball-Euroleague Bamberg und Berlin - beide arm, aber sexy

Mit Alba Berlin und Bamberg stehen zwei deutsche Basketball-Clubs in der Europaleague-Zwischenrunde. Finanziell können sie mit den ausländischen Teams nicht mithalten, dafür ist die Stimmung enorm.
Von Christian Ewers, Berlin

Das Herz des europäischen Basketballs schlägt in Berlin. In Arena am Ostbahnhof versammeln sich regelmäßig mehr als 10.000 Fans, um die Spiele von Alba Berlin zu verfolgen. So viele Zuschauer lockt kein anderer Klub auf dem Kontinent. In der laufenden Saison dürfte Alba einen neuen Rekord aufstellen, denn die Berliner haben die Zwischenrunde der Euroleague erreicht und bekommen im Wochentakt Besuch von berühmten Klubs aus dem Ausland. Real Madrid, ZSKA Moskau, Panathinaikos Athen, Zalgiris Kaunas – alles, was im europäischen Basketball Rang und Namen hat, gastiert in der deutschen Hauptstadt.

Und nicht nur dort: Auch der deutsche Meister Brose Baskets Bamberg hat den Sprung ins Top-16-Feld geschafft und lädt sich prominente Gäste ein. Erstmals in der Geschichte der renommierten Euroleague stehen zwei deutsche Teams in der Zwischenrunde. Die Euroleague ist vergleichbar mit der Champions League im Fußball, eine Königsklasse. Es ist die zweitstärkste Liga der Welt nach der nordamerikanischen Profiliga NBA, in der Dirk Nowitzki mit den Dallas Mavericks spielt.

Man muss nicht unbedingt in Berlin oder Bamberg wohnen, um die Euroleague live zu verfolgen. Sport1 überträgt auf seiner Internetseite die deutschen Spiele; für kleines Geld ist dort großer Sport zu sehen. Alle anderen Partien strahlt Euroleague.tv aus - ebenfalls in TV-Qualität.

Berlin und Bamberg können international nicht mithalten

Berlin und Bamberg sind mit Niederlagen in die Zwischenrunde gestartet. Was nicht verwundert angesichts der finanziellen Kräfteverhältnisse, die in der Europaliga herrschen. Am Freitagabend unterlag Alba Berlin in eigener Halle dem russischen Meister ZSKA Moskau 57:75. Moskau war mit einem vereinseigenen Privatjet angereist und schickte ein Starensemble aufs Feld, das NBA-Format besitzt. Center Nenad Krstic stand von 2004 bis 2011 bei den New Jersey Nets und Oklahoma City unter Vertrag; Viktor Khryapa spielte von 2004 bis 2008 für die Portland Trailblazers und die Chicago Bulls. Sonny Weems, der gegen Alba pausierte, war zwischen 2008 und 2011 für Denver und Toronto am Ball. Rund 44 Millionen Euro im Jahr lässt sich der ehemalige Armeesportklub ZSKA die Dienste seiner Weltklassespieler kosten. Berlin und Bamberg hingegen müssen mit Budgets von etwa acht Millionen Euro wirtschaften.

Moskau ist am 10. Januar Bambergs nächster Gegner in der Euroleague. Assistenztrainer Arne Woltmann saß in Berlin am Spielfeldrand, um ZSKA zu beobachten. Woltmann sah ein Spiel, das ihm imponiert haben dürfte. Moskau verteidigte überragend gegen Berlin. Unter dem Korb gab es kein Durchkommen für die Berliner; die kompakte Zonenverteidigung zwang Alba zu Würfen aus ungünstigen Positionen. Nur 44 Prozent aller Zwei-Punkte-Würfe erreichten ihr Ziel, während Moskau verlässlich mit einer 70 Prozent-Quote traf.

Schnell, athletisch und zweikampfstark

Klubs wie Moskau, Madrid und Barcelona spielen einen spektakulären, modernen Basketball, wie man ihn aus der NBA kennt: Schnell, athletisch und zweikampfstark. Es gibt keine klassischen Rollenzuweisungen mehr - auch große und schwere Spieler beherrschen Distanzwürfe und sind nicht nur in Korbnähe gefährlich.

An guten Tagen können Berlin und Bamberg eine gewisse Zeit mithalten, doch meist geht ihnen gegen Ende des Spiels die Luft aus. Die Spitzenteams haben eine erstklassig besetzte Ersatzbank, nahezu jeder Akteur ist gleichwertig ersetzbar. Dafür reicht bei den Deutschen das Geld nicht. Sie müssen auf Kampfkraft und mannschaftliche Geschlossenheit setzen - und auf einen schlechten Tag der Favoriten hoffen. Für Alba geht es in der nächsten Woche auswärts gegen Efes Istanbul weiter, danach kommt wieder eine ruhmreiche Truppe in die Arena am Ostbahnhof: Panathinaikos Athen, sechsmaliger Euroleague-Champion und 32-maliger griechischer Meister. Es wird wohl wieder eine Lehrstunde geben für die Berliner - aber eine, die zumindest den Zuschauern Spaß machen dürfte.

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