Basketball-Nationalmannschaft Deutschland ohne Nowitzki zur EM

Schlechte Nachricht für die deutschen Basketballer: Zur Europameisterschaft in Polen müssen sie ohne ihren besten Spieler reisen. Dirk Nowitzki sagte seine Teilnahme ab.

Superstar Dirk Nowitzki hat den deutschen Basketballern schweren Herzens einen Korb für die Europameisterschaft geben müssen und die DBB-Auswahl drei Wochen vor dem Beginn der Endrunde in ein sportliches Dilemma gestürzt. Erstmals seit elf Jahren wird der NBA-Profi von den Dallas Mavericks auf Wunsch seines Club-Besitzers Mark Cuban in diesem Sommer nicht für Deutschland am Ball sein. "Ich hätte sehr gerne gespielt und stehe auch gut im Training. Aber ich kann den Standpunkt von Mark Cuban komplett verstehen und stehe zu meinem Wort", sagte Nowitzki.

Die Absage könnte nach 127 Länderspielen mit 2679 Punkten das Ende seiner Ära in der Nationalmannschaft einleiten, auch wenn Nowitzki und DBB-Präsident Ingo Weiss in einer am Freitag verbreiteten Pressemitteilung betonten, dass es sich nicht um einen Rücktritt handele. Der 31 Jahre alte Dallas-Star hatte bereits nach den Olympischen Spielen in Peking angekündigt, in diesem Jahr eine Pause im Nationalteam einzulegen. Nach dem verpassten NBA-Titel und privaten Rückschlägen verspürte Nowitzki zuletzt jedoch wieder Lust, für die DBB-Auswahl auf Korbjagd zu gehen. Nach mehreren Gesprächen verweigerte Cuban Deutschlands bestem Basketballer die Freigabe mit dem Hinweis, er möge sein Versprechen einhalten und sich in diesem Sommer ausschließlich auf die kommende NBA-Saison vorbereiten.

Die schmerzliche Absage ihres überragenden Führungsspielers trifft die deutsche Auswahl empfindlich. "Keine Mannschaft der Welt kann den Verlust ihres Superstars kompensieren. Erwartungen und Ziele müssen entsprechend neu definiert werden", erklärte Bundestrainer Dirk Bauermann. Bei der EM-Endrunde vom 7. bis 20. September in Polen trifft Deutschland in der Vorrunde auf Russland, Lettland sowie einen Qualifikanten (Frankreich oder Italien).

"Das ist natürlich enttäuschend. Aber nach elf Jahren in der Nationalmannschaft respektiere ich das voll. Jetzt müssen wir als erfahrene Spieler in die Bresche springen und versuchen noch mehr zu geben als bisher", sagte Nowitzkis langjähriger Zimmerkollege Demond Greene. "Es ist natürlich schade für uns junge Spieler. Wir hätten sicher sehr viel von ihm lernen können und es wäre etwas ganz Großes gewesen, mit ihm zu trainieren und zu spielen", meinte der Ulmer Neuling Robin Benzing.

Ohne Nowitzki rückt die Direkt-Qualifikation für die EM 2011, bei der die Olympia-Tickets für London vergeben werden, in weite Ferne. Dafür müsste das DBB-Team in Polen mindestens Platz sechs erreichen. Vorwürfe an Nowitzki gab es aber nicht. "Wir alle respektieren und unterstützen Dirks Entscheidung vorbehaltlos. Natürlich wäre seine basketballerische Klasse, seine Führungsqualität und schiere Präsenz gerade jetzt in der Phase des Neuaufbaus extrem wichtig gewesen, aber eine Pause nach elf erfolgreichen Jahren ist sicher mehr als verdient", sagte Bauermann.

Auch DBB-Chef Weiss äußerte Verständnis. "Wir haben mit Mark Cuban und den Dallas Mavericks seit zehn Jahren hervorragende und verlässliche Partner, die es immer ermöglicht haben, dass Dirk für die Nationalmannschaft spielen kann. Insofern akzeptieren wir diese Entscheidung voll und ganz. Wir haben jetzt eine Situation, die wir nach Peking realistisch erwarten mussten, auch wenn wir bis zuletzt die Hoffnung hatten, dass Dirk auch in diesem Sommer spielen wird. Wir sind aber vorbereitet, und ich habe volles Vertrauen in die neu formierte Nationalmannschaft, die jetzt den großen Umbruch ohne Dirk angehen wird", sagte Weiss.

Nach der Absage Nowitzkis will die Verbandsführung die Bemühungen um eine EM-Teilnahme von Chris Kaman weiter intensivieren. Der NBA-Profi von den Los Angeles Clippers hatte sein Mitwirken bisher allerdings immer von Nowitzki abhängig gemacht. Zudem war er zuletzt lange außer Gefecht gesetzt. "Wir wissen um die verletzungsbedingte Problematik bei Chris und dass die Chancen daher nicht gut stehen, wollen aber alles versuchen", sagte Bauermann.

Für die nähere Zukunft sieht der Bundestrainer auch ohne seinen Star, der sich seit Wochen in seiner Heimatstadt Würzburg bei seinem Mentor Holger Geschwindner fit gehalten hatte und die junge Mannschaft weiterhin unterstützen will, nicht schwarz. "Wenn sich jeder einzelne steigert und wir kollektiv spürbar zusammen rücken, bin ich von einer sehr positiven Entwicklung fest überzeugt", sagte Bauermann vor den beiden Test-Länderspielen gegen Serbien am Samstag in Braunschweig und Sonntag in Dessau.

Eric Dobias/DPA

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