Eufemiano Fuentes Phantom des Dopings

Das Phantom des größten Dopingskandals zeigt sein Gesicht: Der stern traf den geheimnisumwitterten Arzt, der nicht nur Radrennfahrer präparierte - und erzählt seine Geschichte.
Von Wigbert Löer

Er ist gerannt an diesem Morgen, eine Stunde lang, mit Pulsmesser, die Hügel rauf und runter, dort oben in den Bergen über Las Palmas de Gran Canaria. Er joggt jetzt jeden Tag. Danach bringt er meist seine jüngeren Kinder, vier und fünf Jahre alt, zur Schule, bevor er los muss. Er arbeitet wieder: als Arzt. Das ist ja sein Beruf. Dr. Eufemiano Fuentes, 52 Jahre alt, sagt, er wolle ganz neu anfangen. Dünner sieht er aus als auf den Fotos, die ihn nach der Operación Puerto zeigten, seine klaren, grünen Augen stets hinter einer Sonnenbrille verborgen. Er hatte zehn Kilo verloren, der blaue Cordanzug, den er an diesem Nachmittag trägt, schlackert ihm immer noch am Leib. "Ich war ganz unten", sagt Fuentes, "ich hatte eine Depression. Aber mein Psychotherapeut sagt, mit der Zeit vergisst der Mensch traumatische Ereignisse." Es ist der Tag der spanischen Verfassung, ein Feiertag im Advent, an den Palmen der Strandpromenade leuchten Lichterketten. Fuentes hat zugestimmt, sich fotografieren zu lassen, ohne Sonnenbrille. Der Welt gilt er als Phantom des Dopings, als diabolischer Blutpanscher. Gerade deshalb will er sich zeigen, über seine Sicht auf den Sport sprechen. Und zum ersten Mal über sich selbst.

Im Rampenlicht hat Fuentes nie gestanden, und bei den Aufnahmen für den stern weiß er zunächst nicht, wo er hinschauen soll. Erst als er seine Frau Cristina Pérez im Arm hält, entspannt er sich. Die frühere Spitzensprinterin wird den ganzen Abend an seiner Seite sein. Was ihr Mann erzählt, ist nicht in jeder Minute interessant für sie, doch allein lässt sie ihn nicht. Es ist ein wichtiger Tag, der Spanier begreift das Gespräch als Chance: als Chance, sich zu wehren. Er ist die Schlüsselfigur des größten Dopingskandals, der den Weltsport bislang erschüttert hat - das Echo hallt noch heute. Welche Namen stehen wirklich auf der Fuentes-Liste? Kein Journalist hat sie bislang zu Gesicht bekommen, sie soll in einem Madrider Gericht liegen. Welchen Sportlern hat Fuentes noch Blut abgezapft, aufbereitetes Blut eingespritzt? Was weiß dieser Mann? Das Interview findet im Konferenzzimmer eines Strandhotels statt, 11. Stock. Wenn er auspackte, brächte das nicht nur den Radsport zum Beben: Fast die Hälfte seiner Kunden, sagte Fuentes vergangenes Jahr, seien Fußballer und Tennisspieler gewesen. Es gibt viele, die wünschen, dass er schweigt.

"Hier wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen"

"Namen kann ich nicht nennen", sagt Fuentes zum Auftakt, hinter sich das tiefe Schwarz des Atlantiks. Es laufe noch ein Verfahren gegen ihn. Zwar wurden die Ermittlungen im März eingestellt, doch die Staatsanwaltschaft will den Sport- und Frauenarzt nun wegen "Gefährdung der öffentlichen Gesundheit" drankriegen. Die Strafe läge bei etwa eineinhalb Jahren Haft. In einigen Monaten dürfte das Urteil gefällt werden. Das System des Doktors brach am 23. Mai 2006 zusammen, als Polizisten in seinen Madrider Laboren Blutbeutel und Dokumente mit Tarnnamen beschlagnahmten. Allein hinter der Holztür seines Apartments in der Calle Alonso Cano 53 entdeckten die Fahnder 89 Konserven. Ein weiterer Fund: Epo, das Wundermittel der Ausdauerathleten. Die Guardia Civil hatte über Monate Telefonate mitgehört, heimlich Profisportler aus ganz Europa gefilmt, wie sie zur diskreten Blutentnahme erschienen. Die Beutel konnten die Ermittler Sportlern zuordnen, 4,5 Liter dem deutschen Radprofi Jan Ullrich. Das Blut hätte ihm, auf seine roten Blutkörperchen konzentriert, vor Rennen wieder zugeführt werden können. Ein verbotenes, nicht nachzuweisendes Verfahren der Leistungssteigerung: Eigenblutdoping. Viele halten Fuentes für einen Betrüger. Doch der da an diesem Abend im Hotel sitzt, das wird schnell klar, fühlt sich nicht kriminell - sondern kriminalisiert.

"Hier wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen", sagt der Anwalt Julián Pérez Templado, der aufpasst, dass sein Mandant nicht zu viel preisgibt. Aber wie sie ihm mitspielten an jenem Frühlingsdienstag 2006, das muss Eufemiano Fuentes jetzt endlich loswerden. "Die US-Armee jagt doch auch keinen Taschendieb", sagt er. "Als sie mich festnahmen, durfte ich nicht mal meine Frau anrufen. Im Gefängnis wurde mir sogar der Ehering abgenommen! Auch die Unterwäsche zum Wechseln zogen sie ein. Ich war eingesperrt in eine Zelle ohne Fenster, ich wusste nicht, wie spät es ist." Erst nach vier Tagen durfte er gehen, gegen 120.000 Euro Kaution. Der Arzt ist ein begabter Erzähler. Seine Sätze laufen niemals ins Leere, er fixiert seinen Zuhörer. Er redet ruhig und präzise, will objektiv wirken bei seiner subjektiven Schilderung. Schuldig fühle er sich keineswegs. "Der Körper eines Radprofis", sagt er, "ist nicht für drei Wochen Dauerbelastung geschaffen." Also sei es seine Aufgabe als Arzt gewesen, den Sportlern zu helfen, ihre übermenschlichen Anstrengungen auszuhalten. Nur dürfe diese wichtige Arbeit kein Pfuscher übernehmen: "Beim Doping werden alle in einen Topf geworfen. Aber die Verordnung eines Mittels durch einen, der sich auskennt, das ist eine andere Sache."

"Der Radfahrer ist der Sportler, der am meisten leidet"

Sein Handeln sei ethisch zu rechtfertigen, anders als das der Verbände und Veranstalter. Der Angeklagte klagt an: "Leistungssport ist ein Zirkus, in dem die Gesundheit der Athleten zweitrangig ist." Als Sportarzt, so berichten die Radprofis Jörg Jaksche und Jesús Manzano, sei der Doktor eine Kapazität, ein Meister. Und umgekehrt klingt es beinahe liebevoll, wenn Fuentes über seine Kunden spricht: "Der Radfahrer ist der Sportler, der am meisten leidet. Während der Rennen ist man als Arzt wochenlang mit ihm zusammen. Man sieht, dass der Fahrer einfach ist und bescheiden. Er hat einen Charakter, der eher dominiert wird, als dass er selbst dominiert. Er ist eine Person, die man manipulieren kann." Wer den Sportler manipuliert, ist für Fuentes klar: die Trainer und Sponsoren, die ihn zu immer höheren Leistungen treiben. Das sogenannte Doping sei für ihn "therapeutische Medizin". Dass ein Fahrer seine Gesundheit ebenso in hohem Maße gefährdet, wenn er sich aufbereitetes Blut spritzen lässt, Epo, Hormone oder Insulin, sagt er nicht.

Stattdessen erzählt Eufemiano Fuentes von seiner Familie, und plötzlich wird aus der Operación Puerto eine Leidensgeschichte. Er arbeitet jetzt mit den rhetorischen Mitteln, die ihn bei den Athleten beliebt gemacht haben: Er zieht den Gesprächspartner hinein in seine Gedanken, behandelt ihn bald wie einen Verbündeten. Mitunter kommt er ins Dozieren, die Ellbogen ruhen dann auf der Tischplatte, die Hände untermalen die Sätze. Dabei umgibt ihn die Aura eines erfahrenen Arztes. Die Familie des Eufemiano Fuentes ist auf Gran Canaria seit Generationen zu Hause, die Vorfahren schufen ein Tabakimperium, das sein Vater Pedro Fuentes und dessen Bruder übernahmen. Der Clan residiert bis heute am Rande eines Dorfes in einem weiten, grünen Tal, einem kleinen Paradies zwischen Ziegenherden und Gemüsefeldern, nur 20 Autominuten von Las Palmas entfernt. Es ist eine reiche Familie - und eine, die erfahren musste, nicht unverwundbar zu sein. 1976 entführten kanarische Unabhängigkeitskämpfer Fuentes’ Onkel, der ebenfalls Eufemiano hieß, morgens um halb fünf aus seinem Schlafzimmer. Das geforderte Lösegeld, 900.000 Dollar, zahlten seine Verwandten nicht. Monate später fand man die Geisel in einem Brunnen - enthauptet, ohne Arme, ohne Beine.

"Ich war immer ein sehr guter Arzt"

Am Tag der Verschleppung saß Eufemiano junior in der Universidad de Navarra, einer teuren Privatuni, und schrieb sein Examen in Gynäkologie. Drei Jahrzehnte später spricht Fuentes aber nicht über die aufgewühlten Gefühle eines jungen Studenten. Er ist mit den Gedanken bei seinen akademischen Leistungen. "Ich war immer ein sehr guter Arzt", sagt er. "Das möchte ich Ihnen gern beweisen." Aus seiner schwarzen Arzttasche zieht er eine prall gefüllte Klarsichthülle und blättert auf: Zeugnisse, Urkunden, sogar Sprachdiplome. Der Notenspiegel des Studiums - "sobresaliente", herausragend. Das Zertifikat zum Facharzt für Turnen und Sport. Schließlich die Doktorarbeit von 2003 über die Regenerationsfähigkeit der Muskulatur von Hochleistungssportlern, sobresaliente cum laude. "Was für ein Streber, oder?", sagt seine Frau und lacht. Doch ihr Mann lächelt nicht. Die Bewohner der Kanarischen Inseln gelten vielen Festland-Spaniern als Leute, die zufrieden sind, Hotelbetten zu beziehen. Eufemiano Fuentes aber hatte Ehrgeiz. Mit 29 Jahren, 1984, durfte er bereits die spanische Olympiamannschaft in Los Angeles betreuen. Danach schickte ihn der Leichtathletikverband auf eine Bildungsreise.

"Ich sollte besser werden", sagt Fuentes. Es war die Zeit, als die Staaten Osteuropas ihre Athleten systematisch dopen ließen, und er traf Ärzte, Trainer und Sportler, in Polen und Prag, Halle und Leipzig, aber auch, das ist ihm wichtig, an der Sporthochschule Köln, in Frankreich, in Italien. Bald kannte er sich aus. Doch schon damals stieß er auf Misstrauen. 1988 stellte seine Verlobte Cristina Pérez den spanischen Rekord über 400 Meter Hürden auf, wurde Olympia-Zehnte in Seoul. Ein paar Wochen später wurde sie nach einem Rennen positiv auf Anabolika getestet, die Probe allerdings für ungültig erklärt. Die Athletin drohte mit Rücktritt, sie habe die Vorwürfe satt. "Seit Jahren ertragen wir Verleumdungen", sagte auch Fuentes und verkündete, in Las Palmas ein Leben fernab des Sports zu beginnen. Ein paar Monate später jedoch heuerte er bei "Once" an, dem spanischen Radrennstall. Die Karriere nahm Fahrt auf. Nach Schätzungen verdiente Fuentes zuletzt mehrere Millionen Euro im Jahr. Sicher ist, dass die Überweisungen der Radfahrer oft fünfstellige Höhen erreichten.

Beruf und Familie, zwei bewusst getrennte Welten

Jenseits der Honorare kassierte er laut Ermittlungsakten auch Prämien: Für den Sieg bei der Tour de France hatte ein Fahrer 50.000 Euro zu zahlen, für den zweiten Platz 30.000 und den dritten 20.000 Euro. Erfolge seiner Kunden beim Giro d’Italia oder der spanischen Vuelta brachten zwischen 10.000 und 30.000 Euro extra. Ein feines Zusatzgeschäft. Doch protzig sei der Doktor nie aufgetreten, sagen Fahrer, auch wenn er mal im Porsche vorgefahren sei. In seinem neuen Job erhält Fuentes 2500 Euro im Monat. Er arbeitet in der Ambulanz eines Gesundheitszentrums, "Medizin auf Basisniveau" nennt er das. Als er sein Büro zeigt, sitzen rund 20 Leute im Wartezimmer. Der Schreibtisch steht zwischen zwei Durchgangstüren, vor vergitterten Souterrainfenstern. Seine Schichten beginnen um zwölf, abends um sieben hat er 60, 70 Patienten empfangen. Es gibt nicht genug Ärzte, die diesen Job machen wollen. Fuentes sagt, er fühle sich hier gebraucht. Das ist in diesem Moment womöglich nicht wenig für ihn.

Glaubt man Gerüchten in der Radsportszene, nahm er schon bald nach der Haft seine Geschäfte wieder auf. Der Doktor arbeite jetzt von Portugal aus, raunten manche. Doch dass Fuentes wirklich weitergemacht haben soll, ist schwer vorstellbar. Er erzählt von einem Angebot des FC Barcelona, 1996 war das, "sie wollten mir sogar ein Haus am Strand stellen". Aber er entschied sich gegen Geld und Glamour. "Meiner Frau gefällt es nirgendwo, wo es kalt wird", sagt er, und: "Ich wollte immer meine Arbeit auf der einen Seite haben und meine Familie auf der anderen." Beruf und Familie, zwei bewusst getrennte Welten: Durch die Operación Puerto kollidierten sie gleich mehrfach. Einige Monate nach den Razzien reiste sein ältester Sohn für eine Woche nach Bad Sachsa im Harz, wo der Arzt Markus Choina lebt, mit dem Fuentes wohl zusammengearbeitet hat. Eines Morgens, erzählte der damals 14-Jährige, seien Polizisten ins Haus gekommen. Als sein Vater über die Razzia spricht, beugt er sich nach vorn und fragt leise: "Die deutsche Polizei nennt man doch nicht mehr Gestapo, oder?" Er lehnt sich zurück. "Sie hat meinem Sohn, der zu Gast war, seinen Kalender weggenommen, worin er die Nummern seiner Schulkameraden notiert hatte. Bis heute hat er ihn nicht zurückbekommen."

Sein Vater ist an Kummer gestorben

Müsste Fuentes nicht begreifen, dass er selbst verantwortlich ist? Böse ist er nur auf andere. In einem Fall kann man das sogar verstehen. Dem Klienten Jörg Jaksche hatte der Arzt erzählt, wie es um seine damals drei Jahre alte Tochter stand. Das Mädchen litt an Augenkrebs, und Fuentes suchte Rat bei dem Radsportler, dessen Vater Augenarzt ist. Als Jaksche später sein Doping beichtete, plauderte er auch diese Geschichte aus. "Es stimmt, dass er helfen wollte, aber er kannte niemals das wirkliche Problem", sagt Fuentes. "Ich frage mich: Hat er Geld dafür bekommen, dass er seine Geschichte damit ausgeschmückt hat?" Im Sommer dieses Jahres starb Pedro Fuentes. "Mein Vater war fast 92", sagt der Sohn, "und er hatte eine stählerne Gesundheit. Keine Herzprobleme, kein Krebsleiden, nichts. Aber nach allem, was passiert war, verkroch er sich in seinem Haus, ohne zu sprechen." Fuentes wiederholt diese Worte einmal, zweimal: "Ohne zu sprechen." Sein Vater sei immer "unglaublich stolz" gewesen auf ihn, das älteste der sechs Kinder. Niemand in der Familie hatte je studiert, "Eufe" war der Erste. Später durfte auch seine Schwester Yolanda zur Universität. Sie wurde ebenfalls Sportärztin - und Komplizin ihres großen Bruders. Abends nach den Etappen, so erzählen es die Fahrer, brachte sie ihnen die Dopingmittel aufs Zimmer. Das Letzte, was Pedro Fuentes von der Karriere seines Ältesten mitbekam, war der Absturz. Sein Vater, so sieht es der Sohn, ist an Kummer gestorben.

Die Vergangenheit holt Eufemiano Fuentes immer wieder ein. Manchmal umschmeichelt sie ihn. "Man macht mir Angebote", erzählt er. "Sehr gute Angebote. Sie kommen von Teams und Verbänden." Die Anrufer mag er abwimmeln, andere Geschichten wird er nicht so leicht los. In Kürze soll er dem Landgericht Hamburg Antwort geben, in dem Verfahren Jan Ullrich gegen den Dopingjäger Werner Franke. Doch bedeutender ist ein anderer Fall. Vor einem Jahr, im Dezember, empfing er den französischen Journalisten Stéphane Mandard, 33, in Las Palmas. Zwei Tage später schrieb Mandard in "Le Monde", Fuentes habe auch Spieler der wichtigsten Klubs der Primera División behandelt, unter anderem von Real Madrid und dem FC Barcelona. Im ergänzenden Interview fragte er Fuentes auch danach. Der entgegnete: "Das kann ich nicht beantworten. Man hat mir gesagt, wenn ich bestimmte Dinge erzähle, könnten ich oder meine Familie ernste Probleme bekommen. Man hat mich dreimal mit dem Tod bedroht. Das wird nicht ein viertes Mal passieren."

Er wirkt nicht wie einer, der aufgeben könnte

Stéphane Mandard berief sich auf eine seriöse Quelle. Ein Informant habe ihm Medikationspläne für Spieler dieser Vereine gezeigt. Spanische Zeitungen schäumten vor Empörung. Und der FC Barcelona forderte von "Le Monde" drei Millionen Euro Schadensersatz. Elf Monate später, im November 2007, sieht sich Mandard in dem wohnzimmergroßen Verhandlungsraum eines Amtsgerichts in Barcelona gezwungen, seine Quelle offenzulegen. Er sagt aus: Fuentes sei es gewesen, der ihm die Pläne gezeigt habe. Überraschend erscheint auch der Doktor, als Zeuge. Fuentes schwitzt, seine Stimme ist brüchig. Nachdem er Mandards Angaben bestritten hat, verlässt er den Saal gesenkten Blickes. Wenn er dem Franzosen tatsächlich so brisantes Material gezeigt haben sollte, wäre das nur so zu erklären: Fuentes wollte einen Warnschuss abgeben. Der Fußball verfügt in Spanien über gewaltigen Einfluss auf die Politik. Viel spricht dafür, dass in den Laborräumen des Mediziners auch Namen von Fußballstars gefunden wurden. Doch bis heute drangen nur die Namen von Radfahrern an die Öffentlichkeit. Der Fußball könnte sich in der Tat geschützt haben. Und ebenso Fuentes beschützen, vor allzu ehrgeizigen Ermittlern.

Das Urteil des Richters steht noch aus. Stéphane Mandard sagte dem stern, bei einer Niederlage werde "Le Monde" notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof gehen. Er wirkt nicht wie einer, der aufgeben könnte. Am späten Abend des Tages der spanischen Verfassung verabschiedet sich der Arzt in der Tiefgarage des Hotels. Fast vier Stunden hat er um seinen Ruf gekämpft. Nun fährt er zurück in die Berge, mit dem Wissen über jenen Dopingskandal, der seinen Namen trägt - und den er jederzeit noch größer machen könnte. Die Welt, hofft er, werde noch erkennen, dass er eher ein Retter der Athleten war. Dr. Eufemiano Fuentes, Katholik, drei Kinder, seit 18 Jahren verheiratet, wohnhaft bei Las Palmas, angeklagt in Madrid und ohne größere Schuldgefühle, vergleicht sich mit einem unbeugsamen Wissenschaftler, der einst für seine ungewöhnlichen Erkenntnisse weggesperrt wurde: Galileo Galilei. "Vielleicht geben sie mir in 20 Jahren den Nobelpreis, vielleicht bauen sie mir ein Denkmal", hat Fuentes gesagt. "Oder sie bringen mich um."

print

Mehr zum Thema

Newsticker