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Franke vs. Ullrich "Wahnsinnig viel Blut gebunkert"

Vor dem Hamburger Landgericht will sich Jan Ullrich gegen die Behauptung von Doping-Experte Werner Franke wehren, er habe Geld an den spanischen Arzt Fuentes überwiesen. Der Prozess könnte zum Bumerang für den Toursieger von 1997 werden und das Denkmal Ullrichs endgültig zum Einsturz bringen.

Der Gerichtsprozess könnte das "Rad-Denkmal" Jan Ullrich endgültig zu Fall bringen. Im Zuge des Rechtsstreits mit dem ehemaligen Radprofi sagte der Heidelberger Molekularbiologe Experte Werner Franke aus, dass Ullrich im Jahr 2006 insgesamt 120.000 Euro an den spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes gezahlt habe. "Dafür habe ich prima Zeugen und das habe ich alles auch dem Bundeskriminalamt weitergeleitet", sagte Doping-Experte Franke am Freitag nach einer Verhandlung vor dem Hamburger Landgericht. Zudem will Frankes Anwalt Michael Lehner den früheren Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage, Fuentes, die geständigen Dopingsünder Ivan Basso und Jörg Jaksche und den Ex-Telekom-Masseur Jef D'Hont als Zeugen vorladen. Die Verhandlung wird am 30. November fortgesetzt.

"Eine umfassende Beweisaufnahme auf deutschem Boden zur Operation Puerto könnte interessant und spannend werden", sagte Lehner, der die Strategie des Ullrich-Lagers, nichts zu sagen und keine Stellung zu beziehen, als "Bumerang" bezeichnete. Es seien "immer häppchenweise immer neue Tatsachen" wie etwa die Lagerung von Ullrichs Blut bei Fuentes oder ein reger Zahlungsverkehr herausgekommen: "Das ist eine Einbahnstraße, die kann an sich nur zu einer vollständigen Zerbröckelung des Rad-Denkmals Jan Ullrich führen."

Ullrich erschien nicht vor Gericht

Eine Entscheidung, ob das Gericht unter Vorsitz von Andreas Buske die von Lehner angeforderten Zeugen vorlädt, wird für den 30. November erwartet. Dann wird der Rechtsstreit fortgesetzt. Während Franke selbst vor Gericht erschien, kam Ullrichs Anwalt Marcus Hotze ohne seinen berühmten Mandanten. "Das ist nicht der Weg, mit dem man Glaubwürdigkeit erzielen und Erfolg haben kann", kritisierte Lehner.

Ullrich hatte Franke per Einstweiliger Verfügung die Behauptung untersagen lassen, der Tour-de-France-Sieger von 1997 habe Fuentes im vergangenen Jahr 35 000 Euro zur Anschaffung von illegalen Substanzen gezahlt. Die Staatsanwaltschaft Bonn hat mittlerweile eine Ullrich-Überweisung an Fuentes von 25 000 Euro bestätigt, weitere Gelder sollen nach Spanien geflossen sein. Franke erklärte, der Leiter der spanischen Guardia Civil habe ihm in Madrid gesagt, 35 000 Euro seien nur die "Anzahlung" in 2006 gewesen: "Die Gesamtsumme war 120.000 Euro". Ullrich hat stets bestritten, Kunde von Fuentes gewesen zu sein. Neun bei Fuentes gelagerte Blutbeutel - insgesamt 4,5 Liter - wurden durch eine DNA-Analyse allerdings eindeutig dem Ex-Kapitän des T-Mobile-Teams zugeordnet.

Ullrichs Anwalt zuckte nur mit den Schultern

Ullrich-Anwalt Hotze betonte, in dem Prozess gehe es nur um eine einzige Aussage von Franke. Alles andere sei "nicht relevant für dieses Verfahren". Auf die Frage von Richter Buske, ob Ullrich Fuentes kenne und Ullrichs Blut bei dem Arzt gelagert worden sei, gab Hotze keine Antwort und zuckte mit den Schultern. Franke indes berief sich auf den Bericht der Guardia Civil über die Kunden von Fuentes, zu denen auch Ullrich zähle: "Wenn jemand hier einen anderen Schluss ziehen will, als dass diese Nummer eins der von Pevenage betreute Jan Ullrich ist, dann spreche ich ihm kombinatorische Intelligenz ab."

Die Nummer zwei der Kundenliste, der frühere Giro-Sieger Basso, habe gestanden, pflichtete ihm sein Anwalt bei: "Jaksche ist Bella und hat gestanden." Nur bei Ullrich solle es Zweifel geben: "Warum ist alles andere richtig und nur bei ihm stimmt es nicht?", fragte Lehner, der auch die Doping-geständigen Jaksche und Patrik Sinkewitz vertritt. Franke betonte nach dem Prozess, er sei immer wieder konsterniert durch diese "Tatsachen und Schlussfolgerungen missachtende Denkweise". Ullrich habe "wahnsinnig viel Blut gebunkert gehabt" und sogar auf das gleiche Fuentes-Konto überwiesen wie Jaksche.

Benjamin Haller/DPA DPA

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