Porträt Jutta Kleinschmidt: Siege gegen Vorurteile

Sie ist die "Dakar-Queen", die Königin der Wüste. Jutta Kleinschmidt ist die prominenteste Frau am Steuer.

Noch ein Dakar-Sieg

Aber einen großen Wunsch hat die Diplom-Ingenieurin, die im Jahr 2001 als erste Frau die abenteuerlichste Rallye der Welt gewann, doch: »Nochmals Paris-Dakar zu gewinnen, das wäre Klasse«, sagte sie in einem Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur (dpa). Am 28. Dezember beginnt das Rennen in Arras bei Paris. Als Siegerin steht sie im Rampenlicht wie nie.

Preise in Serie

Sie hat das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere hinter sich. Mit dem Dakar-Triumph schrieb sie Motorsport-Geschichte und strafte alle Skeptiker Lügen, die Frauen immer noch für schlechtere Autofahrer halten. Im neun Rennen umfassenden Marathon-Weltcup wurde die 39-Jährige Zweite. Mittlerweile ist Willi Weber ihr Manager (»Eine Super-Hilfe«). Sie gewann die Sportler-Wahl der ARD, wurde ADAC-Motorsportlerin des Jahres. »Es ist schön, wenn man mit einer Sportart, die nicht so im Mittelpunkt steht, solche Preise bekommt«, sagte sie. »Vor allem die Publikums-Wahl der ARD war ein tolle Geschichte. Da sehe ich, dass das die Leute interessiert.«

»Es motiviert, Vorreiterin zu sein«

Jutta Kleinschmidt hat gründlich mit Vorurteilen aufgeräumt. Zwar ist der Aspekt »Frau in einer Männerwelt« für sie persönlich eher nebensächlich, »mehr ein Thema für die anderen«. Aber: »Ich bin schon ein bisschen stolz darauf, zeigen zu können, dass Frauen das auch können. Es motiviert auch, Vorreiterin zu sein.« Wüsten-Rallyes sind extreme Herausforderungen. Bis zu 70 Grad Hitze müssen die Fahrerin und Co-Pilot Andreas Schulz im Cockpit ertragen, fünf bis sechs Kilo nimmt Jutta Kleinschmidt während der Dakar-Rallye ab.

Der Wille zählt

Sie hält auch die »Königsklasse« des Motorsports nicht für einen exklusiven Männer-Club. »Formel 1 würde mich interessieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau das nicht kann. Es ist halt noch keine so weit gekommen. Und die, die Formel 1 gefahren sind, waren nicht gut.« Dass Frauen im Motorsport meist Nebenrollen spielten, hat ihrer Ansicht oft statistische Gründe. »Von Anfang an sind schon mal mehr Jungs an Autos und Technik interessiert.« In Einstiegsklassen wie Kart und Motorrad sind Mädchen die Minderheit. Später haben Frauen oft andere Prioritäten: »Man muss wirklich den Willen haben.«

Vorurteile von Frauen

Benachteiligung von Frauen im Motorsport kennt Jutta Kleinschmidt dennoch. »Wenn anfangs keiner an einen glaubt. Das beste Material bekommt man erst, wenn man schon etwas gezeigt hat«, erklärte sie. Heute bekommt sie das beste Material, doch Vorurteile gibt es immer noch, »oft von Frauen«.

»Irgendwas Verrücktes«

Die gebürtige Kölnerin, die in Berchtesgaden aufwuchs und heute in Monaco lebt, ging immer ungewöhnliche Wege. »Irgendwas Verrücktes« wollte sie tun. Sie war Rodlerin, studierte Physik. Auf dem Motorrad begann die Wüsten-Karriere. Sie gewann mehrfach die Damen-Wertung der Dakar-Rallye, stieg 1999 aufs Auto um. Ihr schärfster Rivale ist ausgerechnet ihr ehemaliger Lebensgefährte Jean-Louis Schlesser. Der verkraftet ihre Erfolge manchmal nur schwer.

Unternehmerin

Ein eigenes Unternehmen besitzt Jutta Kleinschmidt auch: In der »Wüsten-Akademie« gibt sie ihrer Erfahrungen als Trainerin weiter. Autos und Motorräder sind eben ihr Fachgebiet. Nur in den überfüllten Straßen ihrer Wahlheimat steigt sie lieber um: »In Monaco fahre ich fast nur Fahrrad.«

Von Andrea Wimmer (dpa)

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