Opel-Übernahme Trio gibt Angebote bei GM ab

Aus dem Zweikampf um Opel ist nun auch offiziell ein Dreikampf geworden. Der Muttergesellschaft General Motors liegen drei Übernahmeangebote vor. Neben Magna und Ripplewood hat offenbar auch der chinesische Hersteller BAIC seine Offerte eingereicht. Der einstige Favorit Magna besserte sein Konzept in letzter Minute noch einmal nach.

Im Übernahmekampf um den deutschen Autobauer Opel naht die Entscheidung. Zum Ende der Frist am Montag gingen bei der Konzernmutter General Motors (GM) drei endgültige Angebote ein, wie die GM-Europazentrale in Zürich mitteilte. GM teilte die Namen der Bieter nicht mit, es gilt aber als sicher, dass der kanadische Zulieferer Magna und die belgische RHJ als Beteiligungsgesellschaft des US-Investors Ripplewood ihre Unterlagen bei dem US-Konzern darunter sind. Verhandlungskreisen zufolge hat auch der dritte Interessent, der chinesische Hersteller BAIC, eine Offerte abgegeben.

GM erklärte, die Angebote würden nun analysiert und verglichen. Dann würden die Bundesregierung sowie die anderen betroffenen Regierungen und die Europäische Kommission in den Entscheidungsprozess einbezogen. In Berlin sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, es werde sich voraussichtlich eine Opel-Arbeitsgruppe von Bund und Ländern mit der Angelegenheit weiter befassen: "Wir werden dann in den nächsten Tagen die Angebote bewerten und dann gemeinsam über das weitere Vorgehen entscheiden." Dabei werde die Bundesregierung einen engen Kontakt zu GM Europe und zur Opel-Treuhand halten, die im Moment 65 Prozent der Opel-Anteile hält. Wegen der von allen Bietern angestrebten Staatsgarantien können GM und die Opel-Treuhand den Autobauer nicht ohne Zustimmung der Bundesregierung und der Landesregierungen mit Opel-Standorten an einen Investor verkaufen.

"Unsere Verhandlungen mit GM sind sehr weit fortgeschritten", sagte RHJ-Sprecher Arnaud Denis am Montag. Es gebe keinen Grund, große Änderungen an dem Konzept vorzunehmen, das der Finanzinvestor vergangene Woche der Bundesregierung in Berlin präsentiert hatte. RHJ wird von Teilen des GM-Managements bevorzugt, bisher aber vom Opel- Betriebsrat und den Landesregierungen abgelehnt.

So kritisierte der thüringische Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz das RHJ-Konzept am Montag. Dass der Finanzinvestor das Opel-Werk in Eisenach für zwei Jahre stilllegen wolle, sei aus Sicht der Thüringer Landesregierung "völlig indiskutabel", sagte Reinholz im "Deutschlandradio Kultur". In Eisenach stehe das effizienteste aller Opel-Werke mit einer hoch motivierten Mannschaft, sagte der CDU-Politiker. Ein solches Werk für zwei Jahre stillzulegen, sei faktisch das Aus.

Magna bessert in letzter Minute nach

Nach den in den vergangenen Wochen vorgelegten Konzepten will BAIC 7584 Arbeitsplätzen in Europa abbauen. Magna plant den Abbau von 11.600 und RHJ die Streichung von europaweit 9900 Stellen. Im Fall einer Übernahme plant BAIC mit staatlichen Kreditgarantien in Höhe von 2,64 Milliarden Euro, Magna mit 4,5 und RHJ mit 3,8 Milliarden Euro.

Magna besserte sein Konzept in einigen wichtigen Punkten noch einmal nach. Ende Mai war der Zulieferer zunächst als großer Favorit aus den Gesprächen im Bundeskanzleramt hervorgegangen. Danach gerieten die Verhandlungen mit GM aber mehrfach ins Stocken. So hatten Magna und GM unter anderem verbissen über den Zugang zum russischen Markt verhandelt. Ursprünglich hatte Magna das Exklusivrecht für die Produktion und den Vertrieb der US-Konzern-Marke Chevrolet angestrebt. Kreise berichteten jedoch am Montag, dass die Markenführung nun weiter bei GM bleiben solle, während sich beide Unternehmen die Vertriebsrechte teilen sollten. Die Produktion werde möglicherweise unter die Führung von "NewOpel" gestellt.

Opel dementiert Bericht über Verluste

Unterdessen widersprach Opel einem Bericht der "Financial Times Deutschland". Das Blatt hatte berichtet, der angeschlagene Autobauer habe seit dem Jahr 2003 nur Verluste gemacht. Das Defizit aus den Jahren 2003 bis 2007 summiere sich auf 1,861 Milliarden Euro. Die Zeitung bezog sich in ihrem Bericht auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag. "Die FTD hat Äpfel mit Birnen verglichen", sagte dazu ein Opel-Sprecher. Die Zahlen der alten Adam Opel GmbH umfassten nicht die europäischen Vertriebsgesellschaften und andere wichtige Bereiche des heutigen Unternehmens: "Europaweit hat GM 2006, 2007 und im ersten Halbjahr 2008 Gewinne erzielt." Für diese Gewinne seien die Marken Opel und Vauxhall, die rund 95 Prozent des Geschäftsvolumens von GM Europa ausgemacht hätten, ein maßgeblicher Faktor.

Der deutsche Hersteller litt in den vergangenen Jahren darunter, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von Opel-Fahrzeugen außerhalb Deutschlands bei GM und nicht bei Opel bilanziert wurden. Dagegen wurden Kosten vornehmlich bei Opel abgerechnet. Wie der Firmensprecher sagte, firmieren seit dem 1. Juni unter dem Dach von Opel alle europäischen GM-Gesellschaften außer den Aktivitäten von Saab und Chevrolet. Dies schließe die ausländischen Vertriebsgesellschaften von Opel und Vauxhall ein.

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