Dank eines harten Sparkurses hat Europas größter Autokonzern Volkswagen im vergangenen Jahr mit einem Gewinn von 1,72 Milliarden wieder schwarze Zahlen geschrieben. 2004 hatte der Konzern noch einen Verlust von 25 Millionen Euro eingefahren. Daher will VW-Chef Bernd Pischetsrieder vom Sparkurs nicht abweichen. Für den Konzern gebe es "keine Alternative", sagte Pischetsrieder bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Wolfsburg. "Es sind weiterhin erhebliche Anstrengungen notwendig, um die Zukunft der Volkswagen AG nachhaltig zu sichern."
Überschattet wurde die Bilanzpressekonferenz vom Machtkampf im VW-Vorstand. Über die Zukunft von Pischetsrieder, der seit 2002 VW- Vorstandsvorsitzender ist, droht eine Kampfabstimmung im Aufsichtsrat. Am 20. April soll bei einer Sondersitzung des Kontrollgremiums darüber abgestimmt werden, ob der Vertrag verlängert wird. Piëch hatte sich zwar öffentlich für eine Vertragsverlängerung von Pischetsrieder ausgesprochen. Gleichzeitig hatte der 68 Jahre alte Firmenpatriarch den Machtkampf aber angeheizt und auf eine starke Opposition der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat gegen Pischetsrieder verwiesen. Dem "Wall Street Journal" hatte Piëch in ungewöhnlicher Manier erzählt, es sei eine "offene Frage", ob der Vertrag von Pischetsrieder, der im Frühjahr 2007 ausläuft, verlängert werden wird. Dies wurde in der Branche als "Demontage" Pischetsrieders gewertet. Als mögliche Alternativkandidaten werden seit längerem Audi-Chef Martin Winterkorn, der als Piëch-Mann gilt, Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sowie VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard genannt.
"Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren"
"Ich möchte den Konzern gemeinsam mit den Kollegen zum Erfolg führen", sagte Pischetsrieder. "Wir sind uns alle einig, dass wir uns nicht auseinanderdividieren lassen", sagte der Konzernchef. Die Diskussion über die Verlängerung seines Vertrags als Vorstandschef gehöre in den Aufsichtsrat und nicht in die Öffentlichkeit.
Nach Ansicht des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer stürzt der Machtkampf im Vorstand den Autobauer in "eine katastrophale Lage". Der Schaden für VW sei "enorm, auch deshalb, weil es ja nicht ein einmaliges Ereignis ist", sagte Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR) an der Fachhochschule Gelsenkirchen, am Montag zu DW-TV. "Wir beobachten in den letzten zwei Jahren permanent Störfeuer, die von Piëch, die von anderen kommen." An dem Konzern werde von allen möglichen Seiten gezerrt, sagte Dudenhöffer weiter. "Das heißt, das öffentliche Bild wird beschädigt, die Arbeitnehmer sind frustriert und der wichtige Sanierungskurs wird natürlich stark blockiert in solch einer Situation."
Arbeitsplätze auf dem Prüfstand
Der Konzern hat vor allem mit Audi und der Volkswagen-Bank Geld verdient. Größtes Sorgenkind bleibt die ertragsschwache Marke VW, die laut Bernhard ums "Überleben" kämpft. Mitte Februar bereits hatte die Konzernspitze ein tief greifendes Restrukturierungsprogramm für die Marke angekündigt. Schwerpunkte des Programms sind geringere Arbeitskosten, eine volle Auslastung der Werke auch durch eine Kapazitätsanpassung sowie eine Neuordnung der Komponentenfertigung. Davon könnten in den nächsten drei Jahren bis zu 20.000 Beschäftigte betroffen sein, hieß es. "Ohne Restrukturierung insbesondere der traditionellen inländischen Werke wäre ein langfristig zukunftsfähiger Volkswagen-Konzern undenkbar", sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch. Jedoch sollen die Komponentenwerke in Braunschweig, Kassel und Salzgitter nach den Worten von VW-Chef Bernd Pischetsrieder nicht geschlossen werden. Es könne allerdings sein, dass im Zuge der Restrukturierung einzelne Fertigungsbereiche geschlossen werden müssten, sagte Pischetsrieder.