Russland Sanktionen zeigen Wirkung: Tochter-Banken der russischen Sberbank droht Pleite

Sberbank: Tochter-Gesellschaften der russischen Bank droht die Pleite
Eine Filiale der Sberbank im tschechischen Brünn am 25. Februar. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine stehen Kunden vor der russischen Bank Schlange, um an ihr Geld zu kommen.
© Odehnalova Martina / Picture Alliance
Die Finanzsanktionen gegen Russland zeigen Wirkung bei der russischen Sberbank: Anleger ziehen bei den Tochterunternehmen in großem Stil Gelder ab. Die Bankenaufsicht erwartet, dass die Ableger des Instituts in Europa nicht überleben werden.

Die EZB-Bankenaufsicht hält die Überlebensfähigkeit der europäischen Töchter der russischen Sberbank wegen der Auswirkungen der Finanzsanktionen für stark gefährdet. Die Europäische Zentralbank sei zur Beurteilung gelangt, dass die Sberbank Europe AG mit Hauptsitz in Wien sowie ihre beiden Tochtergesellschaften in der Bankenunion, die Sberbank d.d. in Kroatien und die Sberbank banka d.d. in Slowenien, "ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen" werden, teilte die EZB in der Nacht zum Montag mit. Mit dieser Formulierung kennzeichnet die EZB-Bankenaufsicht Institute, die aus ihrer Sicht nicht mehr existenzfähig sind.

Sberbank: Tochtergesellschaften in Europa gefährdet

"Bei der Sberbank Europe AG und ihren Tochtergesellschaften kam es zu erheblichen Abflüssen von Einlagen infolge der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihre Reputation", teilte die EZB mit. "Dadurch hat sich ihre Liquiditätslage verschlechtert. Zudem sind keine Maßnahmen verfügbar, bei denen realistische Aussichten darauf bestehen, dass diese Position auf Gruppenebene und auf Ebene der einzelnen Tochtergesellschaften in der Bankenunion wiederhergestellt wird."

Als Reaktion auf die EZB-Einschätzung hat die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) den Geschäftsbetrieb der Sberbank-Europatochter vorübergehend fast komplett unterbunden. Wie die FMA mitteilte, darf die in Wien ansässige Bank "keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen". Die einzige Ausnahme von diesem Zahlungsmoratorium gibt es für Einleger, die zur Sicherung des nötigsten täglichen Bedarfs 100 Euro pro Tag abheben dürfen. Das Moratorium sei bis Dienstag (1. März), 23.59 Uhr, befristet. Begründet wurde die Maßnahme mit einem drohenden Ausfall der Bank.

Kunden ziehen ihr Geld ab

Die Sberbank Europe ist eine 100-prozentige Tochter der mehrheitlich in Staatsbesitz stehenden Sberbank in Moskau. Das Unternehmen in Wien betonte in einer Stellungnahme seine Kooperation mit den Aufsichtsbehörden. "Wir unternehmen alle Anstrengungen und unterstützen die Behörden uneingeschränkt, damit diese ihre Befugnisse einsetzen können, um diese beispiellose Situation im Sinne der Kunden zu meistern", sagte Sberbank-Europe-Chefin Sonja Sarközi laut Mitteilung. Sie wies darauf hin, dass mehrere Banken der Gruppe "innerhalb sehr kurzer Zeit einen deutlichen Abfluss an Kundeneinlagen" verzeichnet hätten, weswegen teilweise die tägliche Bargeldbehebung eingeschränkt worden sei.

Das Moratorium folgt auf den Beschluss von umfassenden Finanzsanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine. Die Sberbank Europe hat eigenen Angaben zufolge 187 Filialen mit 3800 Mitarbeitern und etwa 773 000 Kunden in Zentral- und Osteuropa, davon 65 000 Kunden in Deutschland und Österreich.

Einlagen von Privatanlegern sind in der EU bis zu einer Höhe von 100.000 Euro je Einleger und Bank gesetzlich geschützt. Dieser Schutz werde durch die Einlagensicherungssysteme in Österreich, auch für die Zweigniederlassung der Bank in Deutschland, sowie in Kroatien und in Slowenien gewährt, erklärte die EZB.

Einlagen deutscher Kunden geschützt

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin bekräftigte, Einlagen deutscher Einleger bei der Zweigniederlassung in Frankfurt am Main ("Sberbank Direct") seien über die österreichische Einlagensicherung geschützt. "Im Entschädigungsfall hat die österreichische Entschädigungseinrichtung die Entschädigungsansprüche der Einleger unverzüglich zu prüfen und die geeigneten Entschädigungsmaßnahmen zu treffen", erklärte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). "Die deutsche Entschädigungseinrichtung ist im Entschädigungsfall für die Durchführung der Auszahlungen zuständig und hat die Ansprüche der Einleger in der Regel innerhalb von sieben Arbeitstagen nach Feststellung des Entschädigungsfalls zu erfüllen."

Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die größten Banken und Bankengruppen im Euroraum direkt. Derzeit sind dies 115 Institute, die für fast 82 Prozent des Marktes im Währungsraum der 19 Länder stehen.

DPA
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