In Russland muss die Dating-App Tinder ab jetzt die Daten seiner Nutzer mit den russischen Strafverfolgungs- und Nachrichtendiensten teilen, darunter auch dem Inlandsgeheimdienst FSB. Dies gab die russische Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor am Montag bekannt. Tinder sei in das Register für "Organisatoren von Informationsverbreitung" aufgenommen worden, hieß es in einer Erklärung.
Insgesamt sind 175 Firmen in dem Register verzeichnet. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, alle Nutzerdaten ein Jahr lang zu speichern - und zwar inklusive der ausgetauschten Nachrichten, Fotos und Videos. Auf Nachfrage der Behörden müssen die Firmen die Daten herausgeben. Dazu zählen unter anderem die russische Sparkasse Sberbank oder das soziale Netzwerk VK. Auch drei andere beliebte Dating-Apps - Mamba, Wamba und Badoo - teilen ihre Nutzerdaten bereits mit den russischen Behörden.
Weigert sich ein Unternehmen, kann die Regierung den Dienst blockieren - so geschehen im vergangenen Jahr mit dem Nachrichtendienst Telegram des russischen Internet-Unternehmers Pawel Durow.
Internet im Visier
Offiziell dient die Maßnahme der Prävention von Verbrechen und Aufklärung von Kriminalfällen. Kritiker befürchten jedoch die vollständige Überwachung der Bürger. Erst im Mai dieses Jahres hat Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, mit dem ein "souveränes" russisches Internet geschaffen werden soll. Demnach soll der russische Internetverkehr künftig über Server im eigenen Land gelenkt werden, die von der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor kontrolliert werden. Außerdem soll in Russland ein eigenes, vom Rest der Welt unabhängiges Domain Name System (DNS) entwickelt werden. Das Gesetz soll am 1. November 2019 in Kraft treten.
Der Umbau solle vor allem sicherstellen, dass bei einem Ausfall oder einem großen Cyberangriff durch ein anderes Land das Internet in Russland unabhängig bleibt und weiter funktioniert, erklärte die Regierung in einem entsprechenden Dokument. Außerdem soll gewährleistet werden, dass innerrussischer Datenverkehr etwa in Form von E-Mails im Land bleibt und nicht mehr einfach abgefangen und analysiert werden kann.
Kritiker befürchten jedoch, dass Russland durch das Gesetz digital isoliert wird und Zensur sowie Überwachung leichter möglich gemacht werden könnten.
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