Nicht nur in den großen Industrienationen sondern auch in Griechenland schreitet der Umstieg auf die Elektromobilität voran. Der kretische Systementwickler Enermech mit Sitz in Heraklion entwickelt in Kooperation mit der Technischen Universität Kreta ein Elektroauto, das vor allem von der Sonne angetrieben werden soll.
Das Fahrzeug mit dem Namen "Sunnyclist L7e-C" verfügt über eine 5-kWh-Batterie, die nach Herstellerangaben in drei bis vier Stunden an einer Haushaltssteckdose (1,5 kW) volllädt. Bei einer Ladeleistung von 3 kW ist das Auto in 1,5 Stunde aufgeladen. Zudem kann es mithilfe der Solarzellen auf dem Dach komplett aufladen.
Demnach liefert die herkömmliche Stromladung der Batterie 60 Kilometer Reichweite, wenn der Fahrer als einziger Insasse mit dem Auto unterwegs ist. Im Verlauf eines sonnigen Tages sollen sich weitere 60 Kilometer Reichweite erzielen lassen.
Elektroauto mit ausbaufähiger Reichweite
Die Bezeichnung "Sunnyclist L7e-C" deutet bereits an, dass es sich um ein Fahrzeug der Klasse L7e-CP handelt – ein schweres Vierradmobil zur Personenbeförderung. Somit können zwei weitere Passagiere auf den hinteren Sitzen Platz nehmen und den erhöhten Stromverbrauch, welcher durch ihr eigenes Gewicht entsteht, ausgleichen: Unter den Rücksitzen sind Pedalen angebracht. Treten die Insassen in die Pedalen, soll eine Energiezufuhr von jeweils zehn Prozent pro Passagier beigesteuert werden können. Die Höchstgeschwindigkeit des kleinen Vierräders liegt laut Hersteller bei 80 km/h.
Mithilfe einer speziell entwickelten App für Android-Geräte erhält der Nutzer nicht nur Informationen über den Energiestatus des Fahrzeugs sondern auch eine exakte Wettervorhersage. Interessant dürfte dies vor allem im Hinblick auf sonniges Wetter sein.
Entwicklung vom Drei- zum Vierrad
Enermech ist bereits seit einigen Jahren mit der Fahrzeugentwicklung beschäftigt. Im Jahr 2011 begann es mit dem Projektstart eines Dreirads. Daraus ging das Elektrorad "Islander" mit einer maximalen Reichweite von 115 Kilometer hervor. Das Dreirad ist ebenfalls mit einem Solardach ausgestattet und geht nun in die Produktion. Ende Mai soll es auf den Markt kommen.
Parallel baute Enermech bis 2018 drei Prototypen. Das Sunnyclist reiste 2014 im Rahmen eines Projekts ein Jahr durch Kreta. In innerhalb von fünf Tagen legte das Fahrzeug eine Strecke von 800 Kilometern zurück. Im Jahr 2019 begann das Unternehmen schließlich seine Kooperation mit der Technischen Universität Kreta und die Entwicklung des Sunnyclist L7e-C ging weiter.
In der Kürze liegt die Würze

"Wir werden im Sommer einen voll funktionsfähigen Prototypen vorstellen", kündigt der Geschäftsführer Manolis Tsikandylakis gegenüber dem stern an. So soll etwa die Solarstromerzeugung und der Gebrauch der Pedalen in der Praxis getestet werden. Ein Crash-Test wurde bereits simuliert. Nach einem erfolgreichen Abschluss soll das Sunnyclist L7e-C in Produktion gehen.
Das Auto soll zunächst als Mietfahrzeug im Tourismussektor sowie als Servicefahrzeug für touristische Attraktionen zum Einsatz kommen. "Die optimalen Länder für eine Markteinführung sind jene im Süden Europas", erklärt Tsikandylakis. Grund ist offensichtlich die hohe Anzahl der Sonnenstunden. Der Kaufpreis für den Touristenflitzer liegt zwischen 8000 und 13000 Euro je nach Ausstattung.
Quellen: Gespräch mit Enermech, Carandmotor.gr