Der Super Bowl ist ein großer Hingucker – in den USA wie auch international. Einer der wohl größten Kritiker von Tesla und CEO Elon Musk hat die Weltbühne am Sonntag als Schauplatz für einen kritischen Spot genutzt. Konkret übte der 30-sekündige-Videoclip scharfe Kritik am Full Self-Driving-System von Tesla. Er sollte darlegen, dass die verfügbare Beta-Version zum autonomen Fahren angeblich nicht sicher ist.
Im Video war ein Tesla Model 3 zu sehen, das kindergroße Puppen und einen Kinderwagen auf der Straßen rammt, statt rechtzeitig abzubremsen oder auszuweichen. In anderen Fällen kommt das Auto von der Straße ab oder reagiert nicht korrekt auf Straßenschilder. All dies soll mit aktiviertem Full Self-Driving (FSD) passiert sein. "Tesla's Full Self-Driving gefährdet die Öffentlichkeit", heißt es in der Anzeige. "Mit irreführendem Marketing und erbärmlich unfähiger Technik."
Das FSD soll die Fahrzeugsteuerung ohne Eingreifen der Fahrerin oder des Fahrers ermöglichen und ist ein Teil des Autopiloten. Es befindet sich zwar noch in der Beta-Version, ist aber für 15.000 Dollar bereits erhältlich. Rund 400.000 Kundinnen und Kunden in den USA haben das System bislang gekauft.
Super Bowl: Anti-Tesla-Kampagne für Spot verantwortlich
Hinter der Aktion steckt eine millionenschwere Werbekampagne von "The Dawn Project", eine Initiative für sichere Software. Nach eigenen Angaben will sie die Sicherheit computergesteuerter Systeme erhöhen und die Markteinführung des FSD von Tesla verhindern. Ihr Gründer, Dan O'Dowd, ist ein kalifornischer Tech-CEO und wohl einer der größten Kritiker des US-Elektroautobauers. Er investiert Millionen Dollar seines Privatvermögens, um seine Behauptungen zu beweisen und seine Kritik an Tesla in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Die Ausstrahlung des Werbespots beim Super Bowl kostete laut einem Sprecher von "The Dawn Project" 598.000 Dollar, wie CNN berichtet. Um das Verbot der Technologie durchzusetzen, kandidierte er sogar in Kalifornien für den US-Senat – wenn auch ohne Erfolg.
Der Tech-CEO schaltet landesweit kritische Anzeigen und veröffentlicht immer wieder Videos, um auf die angebliche Gefahr des Selbstfahrsystems hinzuweisen. Vergangenen Sommer zeigte er auch schon ein Video, bei dem ein Tesla in kindergroße Schaufensterpuppen rast. Der Elektroautobauer reagierte mit einer Unterlassungsaufforderung. O’Dowd und "The Dawn Project" würden "die kommerziellen Interessen von Tesla verunglimpfen und diffamierende Informationen in der Öffentlichkeit verbreiten", hieß es darin. O’Dowd wies die Vorwürfe zurück.
US-Verkehrsbehörde führt Überprüfungen durch
Nach der Ausstrahlung des Spots beim Super Bowl bat CNN Tesla um eine Stellungnahme. Die ließ der Autobauer aber unbeantwortet. Auch Musk, der sonst so aktiv bei Twitter ist, reagiert gewöhnlich nicht auf Tweets von O’Dowd. Ende Dezember kommentierte der Tesla-Chef das Video allerdings mit den Worten: "Dan ist im Grunde ein unbezahlter Praktikant in unserer QA[Quality Assurance, zu Deutsch: Qualitätssicherung]-Team lol." Damit wollte Musk seinen Kontrahenten wohl ins Lächerliche ziehen. Tesla behauptet schließlich, dass sein System zum autonomen Fahren sicherer sei als herkömmliches Fahren.
Indes laufen bei der US-Verkehrsbehörde NHTSA mehrere Überprüfungen des Tesla-Autopiloten. Dabei geht es um über ein Dutzend Unfälle, bei denen das Selbstfahrsystem aktiviert war. Ende Januar teilte Tesla mit, dass das Justizministerium um Dokumente im Zusammenhang mit den Autopilot- und FSD-Funktionen von Tesla gebeten hat. Es bestehen also tatsächlich Zweifel an der Sicherheit der Technologie.
Ob O’Dowd jedoch wirklich in Sorge um die Sicherheit der Öffentlichkeit ist, oder aber vielmehr an seinen eigenen Nutzen denkt, ist wohl fraglich. Denn der Gründer von "The Dawn Project" ist zudem Präsident und CEO von Green Hills Software, eine Firma, die selbst Software für autonome Autos wie für BMW entwickelt. Zu seinen Kunden gehört unter anderem auch die Intels Auto-Tochter Mobileye, die ebenfalls mit der Entwicklung autonomer Fahrzeuge beschäftigt ist. Viele Fans von Elon Musk haben O’Dowd einen Interessenkonflikt vorgeworfen.
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Quellen: CNN, Washington Post