Der Jeep Grand Cherokee ist unverändert eine coole Nummer und in seiner neuesten Generation luxuriöser als je zuvor. Während der ein oder andere Wettbewerber nur den müden Crossover mimt, ist der Amerikaner mit seiner Technik selbst im harten Gelände eine echte Bank. Doch es gibt ihn in Europa eben nicht mit dem 3,6 Liter großen Sechszylinder und dem V8- Aushängeschild mit 357 PS und 390 Nm maximalem Drehmoment. In unseren Breiten soll es für den Vollblutamerikaner allein die 4xe-Plug-in-Hybridversion richten, deren 2,0 Liter großer Vierzylinderturbo von einem Elektromodul unterstützt wird. 280 kW / 380 PS / 400 Nm hören sich als Gesamtleistung erst einmal kraftvoll an, doch im realen Fahrbetrieb lässt der Jeep Grand Cherokee einige Wünsche offen.
Häuptling kleine Feder

Dabei liegt es nicht am Fahrzeug selbst, denn bei den Testfahrten in den USA konnten Sechs- und Achtzylinder bereits mehrfach überzeugen. Doch mit einem zwei Liter großen Vierzylinder enttäuscht der knapp 2,5 Tonnen schwere US-Allradler ebenso wie dies früher die Plug-in-Hybriden BMW X5 oder Range Rover taten, als diese noch mit einem schmalen Zylinderquartett unter der Motorhaube auskommen mussten. Hier hat man aus den Fehlern gelernt und die vier Zylinder mittlerweile von deutlich kraftvolleren Sechszylindern ersetzt, die von Elektromotoren unterstützt werden. Der Jeep ist hier eine ganze Generation zurück, denn der 200 kW / 272 PS starke Zweiliter-Vierzylinder ist alles andere als eine Bestbesetzung für den Allradler.
Bei normaler Fahrt geht es erst einmal im Automatikmodus los. Heißt, bei niedrigen Tempi und entsprechend vollem Akkupaket, hat der Turbo-Verbrenner erst einmal Pause. Für den Vortrieb sorgt dann allein ein 107 kW / 145 PS starker Elektromotor, der seine Leitung über die Achtgangautomatik solide an beide Antriebsachsen bringt. Lässig, nahezu lautlos und besonders komfortabel zieht der Jeep seine Bahnen durch die Innenstadt, ehe es auf den turbulenteren Highway Richtung Westen geht. Bei einem stärkeren Druck aufs Gaspedal springt allzu lautstark und alles andere als sonor klingend der Vierzylinder mit seinen an sich stattlichen 280 kW / 380 PS an und sorgt für einen imposanten Zwischenspurt auf der Beschleunigungsspur der Interstate 210. Ein paar Sekunden später geht der 4,91 Meter lange Grand Cherokee 4xe ohne Zutun des Fahrers wieder in den entspannten Cruising-Modus über und allein der Elektromotor sorgt bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h für Vortrieb. Beim nächsten Überholvorgang Richtung Interstate 5 ist für den Fahrer jedoch schnell zu spüren, dass die 245 Nm Drehmoment des Elektromotors nicht viel für einen derartigen Koloss sind und so bringt ein Wechsel des Fahrprogramms in den Sportmodus mehr Dynamik, weil Verbrenner und Elektromotor nun wieder gemeinsam an einem Strang ziehen und es flotter voran geht.
Was leider bleibt, ist der wenig imposante Klang des Vierzylinders, der trotz guter Geräuschdämpfung und Dämmglas schon gar nicht zu einem US-Boy wie dem Jeep Grand Cherokee passen möchte. Dass kann auch der vermeintlich geringe Durst nicht überspielen, denn ein Normverbrauch von 2,6 Litern Superkraftstoff bei voll geladenem Akkupaket sind heutzutage ebenso wenig imposant wie eine rein elektrische Reichweite von knapp unter 50 Kilometern. Die Konkurrenz mit deutlich mehr Motorleistung, zumeist zwei Brennkammern und einem Liter Hubraum mehr schafft mittlerweile 80 bis zum Teil über 100 Kilometer rein elektrisch. Ein Grund ist das Lithium-Ionen-Akkupaket mit einer Kapazität von 17,3 kWh. Auch die Fahrleistungen sind mit 190 beziehungsweise 210 km/h Spitze und einem Spurtvermögen von 0 auf Tempo 100 in 6,3 Sekunden wenig imposant und deutlich weniger als beim Wettbewerb.
Das ärgert umso mehr, weil der Jeep Grand Cherokee abseits des Antriebs eine klasse Vorstellung abliefert. Abgesehen von der leicht überfrachteten Mittelkonsole ist das amerikanische Luxusmodell ebenso edel wie komfortabel unterwegs und muss sich nicht zuletzt durch sein Design und die Offroadfähigkeit gegen keinen Wettbewerber verstecken. Für ein hohes Maß an Komfort sorgt die variable Luftfederung, die je nach Räder-Reifen-Kombination jedoch etwas kommoder anfedern dürfte. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten legt der Jeep Grand Cherokee auf seine Geländefähigkeiten besonders viel wert und will so nicht nur auf der Straße überzeugen. Die Luftfederung kann die Bodenfreiheit je nach Fahranforderung um mehr als zehn Zentimeter variieren, damit es leichter durch das Gelände, aerodynamisch vorteilhafter über die Autobahn oder komfortabler auf dem Parkplatz geht.
Klasse: Geräuschniveau, Platzangebot und eine Luxusausstattung, die bereits in der Overland-Variante kaum Wünsche offenlässt. Noch besser: der mindestens 97.500 Euro teure Jeep Grand Cherokee Summit 4xe, der unter anderem klimatisierte Ledersitze, Massagefunktion, zahllose USB-Anschlüsse sowie eine Vierzonen-Klimaautomatik und verschiedene Fahrerassistenzfunktionen bietet. Selbst für den Beifahrer gibt es ein bespielbares Display und das Entertainmentsystem spiegelt auf Wunsch das Bild einer Rücksitzkamera ein. Das Display lässt sich auch teilen für zwei Ansichten in den einzelnen Kindersitzen. Infrarotleuchten umgeben die Kamera zwischen Sitzreihe zwei / drei, beleuchten die Kabine bei Bedarf und schalten automatisch zwischen Tag- und Nachtmodus um.