Du bist schon ein süßer Fratz. Deine runden Augen schauen freundlich in die Welt, mit glänzendem Chrom lacht dein Grill die Strasse an. Straff und knackig bleiben deine Formen. Und - ein großes Kunststück - du bist nicht zu einem weichgespülten Knuddel geworden.
Mag der offene Mini auch nicht ganz billig sein, er bietet den größten "Will-Haben-Faktor" in seiner Preisklasse. Mit ihm ist man immer gut angezogen und macht eine "bella figura" auch auf einem Parkplatz voller Edel-Karossen. Die kleine Statusmaschine ist ein echter Blender. Der Mini stellt sich frech und selbstbewusst neben jeden Porsche und ist kein bisschen bescheiden, auch wenn er bereits für unter 20.000 Euro zu haben ist.
Nutzwert I: Mehr Platz als gedacht
Posen und Cruisen sollten also kein Problem sein. Erstaunlich aber, was der patente Wagen an Nützlichen leistet. Das fängt mit seinen vier Sitzen an. Sicher, auf der Hinterbank sollte sich kein Sumo-Ringer nach Spanien fahren lassen, aber für kurze und mittlere Strecken geht das Platzangebot in Ordnung. Wer die Einschränkung eines reinen Zweisitzers kennt, wird es zu schätzen wissen, dass man mal jemand mehr mit zum Italiener oder an den Badesee mitnehmen kann. Nur die Oma muss zu Hause bleiben. Die Sitzposition im Mini liegt nur knapp über der Fahrbahn und wer hinten Platz nehmen will, muss vorher echte Kunststückchen vollbringen. Mit vier Personen und offenem Dach bleibt im Kofferraum nur Raum für zwei Strandtaschen. Zu zweit schluckt der Wagen aber reichlich Gepäck. Wer will, kann die hintere Rückbank umlegen und erhält so eine zwar zerklüftete und umständlich zu befüllende Ladefläche. Aber immerhin, nicht vergessen, es handelt sich um ein kleines Cabrio und nicht um einen getarnten Kombi. Noch einfacher ist das Modell: Rückbank auffüllen. Dazu benötigt man lediglich eine oder zwei große Taschen aus Segeltuch und ohne viele Schwierigkeiten verschwindet ein Kubikmeter Krimskrams auf den hinteren Sitzen. Zwei Personen müssten sich wirklich ins Zeug legen, um den British Open hier zu bezwingen. Außer Sperrgut wie Rennrädern ist eigentlich alles möglich, selbst ein MTB-Rad mit abgenommenen Vorderrad und entsprechender Schutzhülle lässt sich transportieren.
Technische Daten
Abmessungen
Höhe: 1418 mm
Breite: 1688 mm
Länge: 3655 mm
Kofferrauminhalt: 120/165–605
Hubraum: 1598 ccm
Leistung: 90 PS
Drehmoment: 140 Nm
0–100 km/h: 11,8 sec
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Verbrauch (Mix): 7,2 Liter
Preis: 18.300 Euro
Nutzwert II: Aufrecht sitzen
Knackig und quadratisch zeigt sich der Kleine von außen und genau so sitzt es sich auch innen. Man hockt knapp über dem Boden, kann sich dafür aber getrost aufrichten. Das Stoffdach ermöglicht eine waagerechte Dachlinie, genau wie beim geschlossenen Modell. Die hinteren Passagiere genießen so normale Kopffreiheit und müssen nicht wie bei Stahlklappdächern den Hals einziehen. Irgendwelche Einbußen an Komfort und Lautstärke konnte beim automatisch öffnenden Stoffdach nicht festgestellt werden. Richtig Klasse ist das zusätzliche "Schiebedach". Beim Blick ins Prospekt mag man zunächst denken: "Cabrio und Schiebedach, ja geht es noch?" Tatsächlich nutzt man diese Möglichkeit gern und ausgiebig. Wem es schnell mal zu zugig wird, der ist damit besser bedient als mit fummeligen Windschotts und anderen Spielereien. Durch die Sitzposition sieht man nach vorne sehr gut, die Übersicht nach hinten ist offen wie geschlossen sehr eingeschränkt. Form und Dimension des kompakten Wagens erleichtern das Rangieren, aber man muss wissen, wo er endet. Sehen tut man nichts.
Er bewegt sich doch
Die fast ruppige Fahrwerkabstimmung und das sehr direkte Fahrverhalten des Mini entlocken dem kleinen 1,6-Liter-Motor durchaus ein wenig "gefühlte Sportlichkeit". Für die Stadt reichen Kräfte und Feeling aus. Auf der Autobahn kann der kleine Benziner naturgemäß nur mithalten, aber nicht den Takt angeben. Über 120 km/h hört es mit der Rasanz einfach auf. Das Fahrwerk könnte höhere Kräfte vertragen, aber nicht jeder Mini-Fahrer fühlt sich zum Kartfahrer berufen. Ein wenig traurig stimmt die Minder-Leistung allein im Gebirge. Der kleine Wagen ist zum Kurvenkrachen geboren, aber mit dem Einstiegs-Motor funktioniert das nur bergab, sind Steigungen im Spiel muss auch der schaltfreudigste Fahrer rasch erkennen, es hat keinen Zweck. Wer die Höllenmaschine im Cabrio wecken will, muss zu stärkern Mitteln greifen, für das Gros der Kunden kann der kleine Motor ausreichen. In hohen Drehzahlen wird er richtig wild, für die eine oder andere heiße Kurve reicht das Potenzial vollkommen aus.
Das ist Mini, Stupid!
Die Innenausstattung muss man unter "Das ist eben Kult" fassen, auch wenn man manches nicht versteht. Viele Details an Schaltern und Streben würden verlacht werden, wären sie in einem anderen Auto verbaut. Aber im Mini machen sie irgendwie Sinn. Selbst die Satelliten hinter dem Lenkrad, die sich - wenn wir mal ehrlich sind - anfassen, als habe man sie aus Joghurtbechern recycelt, stören nicht weiter. Andere Materialen wie Lenkrad und Lederausstattung sind dagegen top.
Sei vernünftig, nimm den Mini
Im Praxistest konnte das Cabrio rundum überzeugen. Sicher, es ist kein Fahrzeug für Großfamilien, Kinderwagen und Kajaktransporteure, aber alle anderen können Gefallen an ihm finden. Von den Grundbedingungen erfüllt er alle Anforderungen, Style und Image sind einmalig, und sein Nutzwert für ein Cabrio dieser Größe ist enorm. Am Markt gibt es billigere Open-Air-Minis, angesichts des wahren Minis sind sie nur zweite Wahl. Ein Teil der Preisdifferenz sollte man beim Wiederverkauf des Hochbegehrten einsparen können, wenn man sich dann überhaupt wieder von diesem Sunny-Boy trennen möchte.